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Jerry Cotton - 0552 - Zur Hochzeit eine Leiche

Jerry Cotton - 0552 - Zur Hochzeit eine Leiche

Titel: Jerry Cotton - 0552 - Zur Hochzeit eine Leiche
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Kaltschnäuzigkeit?«
    Dorothy hatte kaum zugehört. Ihr Herz schlug bis in den Hals hinauf. Wenn die Gangster noch immer im Lokal waren, mochte der Himmel wissen, was sie jetzt mit ihr anstellen würden. Aber sie konnte doch nicht einfach nach Hause fahren und Mr. Pantern seinem Schicksal überlassen. Sie mußte wenigstens wissen, ob seine Armwunde verbunden worden war.
    Zögernd stieß sie die Eingangstür auf. Obgleich alle Lichter ausgeschaltet waren, hatte niemand die Tür abgeschlossen. Das war ein sicheres Zeichen dafür, daß Mr. Pantern noch im Lokal sein mußte. In der Küche oder im Büro oder hinten im Vorratsraum.
    »He, Kindchen, bleiben Sie mal stehen«, sagte der Taxifahrer.
    Dorothy verhielt in der offenen Tür, sie war blaß und zitterte. »Ja?« fragte sie. Ihre Stimme klang hoch und hilflos wie bei einem eingeschüchterten kleinen Mädchen.
    »Da stimmt doch was nicht«, brummte der Fahrer und zeigte auf einen Berg von Porzellanscherben, bis zu dem gerade noch der Lichtschein reichte, der durch die offenstehende Tür von der nächsten Straßenlaterne her einen Yard breit in das Lokal fiel. Es reichte gerade, um einen Ausschnitt der Verwüstungen zu erkennen, die die Gangster angerichtet hatten.
    Dorothy sah bittend zu dem jungen Mann hinauf. Er war gut einen Köpf größer als sie. »Bitte«, sagte sie flehend, »Sie dürfen mich jetzt nicht im Stich lassen. Heute abend waren Gangster hier und haben alles kurz und klein geschlagen. Anschließend haben sie mich und zwei andere Frauen mit zu ihrem Wagen gezerrt. Die beiden anderen mußten vor mir aussteigen. Mich haben sie auf einem Hof abgesetzt.«
    Sie standen dicht beieinander in der offenen Tür. Dorothy roch sein Rasierwasser und den herb-süßlichen Duft eines Pfeifentabaks. Solange der Taxifahrer bei ihr war, fühlte sie sich geborgen wie in der Nähe ihres Vaters. Und sie wußte plötzlich, daß sie allein vor Angst keinen Schritt in diese Finsternis hinein tun könnte.
    Der Taxifahrer hatte sie sehr aufmerksam angesehen. »Hol’s der Teufel«, brummte er, »wenn ich mich da auf etwas einlasse, wobei ich mir die Finger verbrenne. Aber Sie sehen nicht aus, als ob Sie mich aufs Kreuz legen wollen. Schön, also hier waren Gangster. Wäre es da nicht besser, Sie verschwänden?«
    »Ich muß doch sehen, was aus Mr. Pantern geworden ist«, sagte Dorothy leise. »Er ist verletzt worden, mit einem Messer. Vielleicht liegt er bewußtlos im Office und verblutet, wenn man sich nicht rechtzeitig um ihn kümmert?«
    »Deswegen sind Sie zurückgekommen?«
    Dorothy nickte.
    Der Fahrer schob sich seine Schirmmütze ins, Genick. »Junge!« sagte er. »Das imponiert mir. Warten Sie ’nen Augenblick.« Er lief zurück zum Wagen, beugte sich hinein und kam mit einem kurzen Schlagstock zurück. »Für alle Fälle«, sagte er.
    Sie gingen in das Lokal. Der Fahrer hatte eine Taschenlampe aus der Hosentasche gezogen und leuchtete. Wortlos tappten sie durch die Zerstörungen nach hinten. Dorothy war einen Schritt vor ihm, weil sie den Weg kannte. Als sie um die Ecke der Theke bog, sah sie den Lichtschein unter der Officetür.
    »Mr. Pantern!« rief sie laut. »Ich bin es: Dorothy!«
    Sie bekam keine Antwort. Ängstlich blickte sie sich nach ihrem Begleiter um.
    »Sehen wir nach«, sagte er. »Wenn wir schon so weit sind!«
    Sie nickte und tappte auf die Bürotür zu. Es war sehr still, und Dorothy hatte kein gutes Gefühl. Aber als sie dann die Tür aufstieß, fuhr ihr der Schreck doch durch alle Glieder. Sie schrie laut und gellend.
    Mit einem Satz stand der junge Fahrer neben ihr. »Verdammt!« sagte er.
    »Verdammt noch mal!« Er schob sich an Dorothy vorbei in das Büro hinein. Mit einem hastigen Griff riß er einen Stuhl heran, warf Stock und Taschenlampe achtlos beiseite und kletterte auf den Stuhl.
    »Tut mir leid!« rief er ihr zu. »Aber Sie sind die einzige, die da ist! Also packen Sie schon mit an!«
    Dorothy schluckte, als sie das blau verfärbte Gesicht von Janos Pantern sah. Dennoch griff sie tapfer nach seinen Beinen, als der Fahrer mit einem Messer den Strick durchschnitt.
    Sie legten ihn auf den Boden. Der Fahrer nestelte mit fliegenden Fingern an dem Knoten der Schlinge, die sich um den Hals gezogen hatte.
    »Da ist nichts mehr zu machen«, sagte er. »Ich habe schon mal so einen gesehen. Kommen Sie, Kindchen. Wir müssen die Polizei rufen. Wie heißen Sie eigentlich, Kleine?«
    »Dorothy«, sagte das Mädchen und konnte das Weinen nicht mehr
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