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Jerry Cotton - 0552 - Zur Hochzeit eine Leiche

Jerry Cotton - 0552 - Zur Hochzeit eine Leiche

Titel: Jerry Cotton - 0552 - Zur Hochzeit eine Leiche
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Tag als rechtmäßiger Besitzer dort gesessen. Mit sorgfältig manikürten Fingern öffnete er seine Mappe und brachte ein paar zusammengeheftete Papiere zum Vorschein.
    Er überflog den Text noch ein letztes Mal, bevor er die letzte Seite zu Janos hinschob und auf eine punktierte Linie zeigte: »Unser Kaufvertrag, Mr. Pantern«, sagte er mit leiser gepflegter Stimme. »Sie müssen hier unterschreiben.«
    Janos Pantern beugte sich vor. Sein Blick glitt über die mit der Schreibmaschine geschriebenen Zeilen.
    »Viertausend?« murmelte er dumpf. »Viertausend? Aber in der vergangenen Woche haben Sie noch zwölftausend geboten, und selbst das war zu wenig, wenn sie bedenken…«
    Harribert machte eine ungeduldige Bewegung. »Viertausend«, sagte er leise, aber mit einem schneidenden Unterton. »Was glauben Sie denn, was diese demolierte Bruchbude noch wert ist? Layton, zeigen Sie ihm doch mal, wie es in seinem Lokal aussieht!«
    Mit einem breiten Grinsen stieß Layton die Officetür auf. Im Lokal war es dunkel, aber der Lichtschein aus dem Büro fiel auf zerbrochene Stühle, auf Berge von Porzellan- und Glassplittern, auf zerfetzte Tischtücher und zerschlagene Lampen.
    »Dafür sind viertausend ein stolzer Preis«, behauptete Harribert. »Unterschreiben Sie hier…«
    Lay ton war neben Janos getreten. Er hielt jetzt wieder sein Messer in der Hand. Die lange zweischneidige Klinge glitzerte bösartig im Widerschein der Bürolampe. Es sah aus, als spielte er ohne Absicht mit dem Messer.
    Janos wußte, was es zu bedeuten hatte. Mit schmerzendem Arm griff er nach dem Füllhalter, den Harribert ihm hinhielt. Die Feder kratzte laut über das Papier. Die Unterschrift fiel zittrig aus.
    Harribert schraubte die Kappe auf den Federhalter. »Ihr geht jetzt zu ,King Tommy’s Club!« befahl er Layton. »Macht den Leuten dort klar, daß sie verschwinden sollen. Alle! Wer morgen dort aufkreuzt, wird seine Lektion erhalten. Verstanden?«
    »Selbstverständlich, Sir«, sagte Layton.
    Harribert griff in die Dokumentenmappe. Er zählte zwanzig Hunderternoten auf den Schreibtisch.
    »Ihr Geld, Pantern«, sagte er dabei.
    Der Ungar schluckte. Seine Stimme klang rauh: »Das sind nur zweitausend Dollar.«
    »Layton?« rief Harribert. »Wieviel Geld ist das?«
    Bob Layton sah nicht einmal hin. »Auf jeden Fall ist es genug«, verkündete er. »Oder?« Die Spitze seines Messers fuhr über Panterns linke Wange. Der Schnitt war nicht tief, aber gut drei Zoll lang. Blut lief zum Kinn und tröpfelte von dort auf Panterns Brust.
    »Zufrieden, Zigeuner?« fragte Layton und setzte das Messer an Panterns rechte Wange. »Sag, daß du zufrieden bist, Zigeuner! Komm, sag es!«
    Janos Pantern öffnete die Lippen. In seiner Stimme lag kein Gefühl mehr. »Ich bin zufrieden«, sagte er leblos wie eine Roboterstimme.
    Layton lachte schallend, Bennett S. Harribert war mit seiner Mappe bereits unterwegs zur Tür.
    Janos starrte dumpf vor sich hin. Er hörte, wie die anderen Männer mit den Frauen zusammen aus der Küche und durch das zertrümmerte Lokal hinausgingen, aber es drang nicht in sein Bewußtsein. Eine ganze Weile hockte er reglos auf seinem Holzstuhl, eingehüllt in die lastende Stille. Dann griff er mit einer unsagbar müden Bewegung nach einem Stift'und kritzelte auf einen Zettel: »Versucht, das Geld meiner Mutter in Ungarn zu schicken.«
    Er fügte die Adresse hinzu. Dann holte er aus dem linken Schreibtischfach die Nylonleine, die er zum Aufhängen der Vorhänge verwendet hatte. Er schnitt ein Stück mit der Papierschere ab, knüpfte Knoten und Schlinge und erhängte sich im Büro seines Lokals, für das er neun Jahre gearbeitet hatte und das ihm seit fünf Minuten nicht mehr gehörte.
    ***
    Vierzig Minuten lang hatten die sechs Musiker oben auf dem Podium ohne Pause gespielt, jeder einzelne ein Virtuose auf seinem Instrument, jeder auf seine Weise einfallsreich im Improvisieren, alle zusammen jener magische Klangkörper, der sich unter dem Namen »The big boys band« innerhalb eines einzigen Jahres die Herzen der Jazzfreunde in aller Welt erobert hatte.
    Wir saßen in einer Nische, die anderen tranken Scotch, ich mußte — des Wagens wegen — mit einem Fruchtsaft vorliebnehmen. Rings um uns brodelte Harlem, wie es nun einmal ist und aller Voraussicht nach immer bleiben wird: schweißglänzende dunkle Gesichter, mit geschlossenen Augen dem Rhythmus und der Musik hingegeben, mit zuckenden, stampfenden, selbstvergessen sich wiegenden
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