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Jerry Cotton - 0552 - Zur Hochzeit eine Leiche

Jerry Cotton - 0552 - Zur Hochzeit eine Leiche

Titel: Jerry Cotton - 0552 - Zur Hochzeit eine Leiche
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Körpern.
    In einem rasanten Schlußakkord klang die Vierzig-Minuten-Show aus. Der Trompeter hielt sekundenlang den triumphal hochgeschmetterten letzten Ton, während der Schlagzeuger wie ein Berserker wütete. Ohrenbetäubender Lärm brach aus, als die sechs Mann ihre Instrumente beiseite legten und erschöpft das Podium räumten.
    Der Ansager kündigte den Star des Abends an: Flobby Marengo, nicht mehr ganz junger Star im Showgeschäft und doch immer wieder und Jahr für Jahr mit seinen neuen Aufnahmen auf den vorderen Plätzen aller Hitparaden.
    »Ein weißer Star hier inmitten all der farbigen Leute?« murmelte Robert S. Stevens.
    »In diesem Lokal gibt es die Frage nach der Hautfarbe nicht«, erwiderte Phil. »Hier zählt nur, was der Mann im Jazz kann. Ist er ein Könner, könnte er aus Grönland oder vom Mars kommen, und es würde sich niemand daran stoßen.«
    »Sympathische Einstellung«, sagte Bill Holden.
    Flobby Marengo erschien. Er machte ein paar trockene Späße, während sich die vier Mann, die er zu seiner Begleitung mitgebracht hatte, an den Instrumenten niederließen.
    »In der vorigen Woche«, sagte Marengo gerade, »fragte mich meine Tochter, wann ich endlich aufhören wollte zu singen. Immerhin hätte ich schon 1942 ganz vorn in der Hitparade der CBS gelegen, und 1942 sei mittlerweile verdammt lange her. Ich habe darüber nachgedacht. Allen Ernstes. Aber solange ihr netten Burschen hier immer noch Geld für mich ausgebt, solange kann ich’s nicht lassen.«
    Die Leute lachten, und ein paar klatschten. Marengo war charmant wie immer. Er mußte weit über Fünfzig sein, aber wenn er grinste, wirkte er noch immer wie ein fröhlicher Junge.
    »Und wenn«, fuhr Marengo fort, »wenn wir noch in diesem Jahrzehnt eine Rakete zum Mond feuern wollen, dann sehe ich nicht ein, warum ich nicht die Jungs, sobald sie zurückkommen, mit einer neuen Rakete in der Hitparade begrüßen sollte. Ich höre schon, wie der eine beim Aussteigen zum anderen sagt: ›Siehst du, hier unten hat sich nichts geändert. Der alte Marengo Singt noch immer.‹ Danke, Leute, danke. Also jetzt, glaube ich, probieren wir’s mal. Seid ein bißchen ruhiger, Leute, dann brauche ich mich nicht so sehr anzustrengen. Schließlich bin ich nicht mehr der Jüngste…«
    Er nickte seiner Begleitung zu und begann scheinbar mühelos zu singen. Sein voller Bariton schien zuerst nur dahinzusummen, aber allmählich wurde aus dem leisen Geträller eine Verszeile, andere schlossen sich an, und bevor es einem bewußt wurde, hatte die Stimme einen wieder in seinen Bann gezogen.
    Marengo sang über alltägliche Themen, über die Einsamkeit in den riesigen Städten, über ein Liebespärchen an der verregneten Küste von New England und über den heimkehrenden Soldaten, dessen Mädchen inzwischen einen anderen geheiratet hat. Nichts Welterschütterndes, aber immer unverkennbar Marengo.
    Das Publikum, das ungefähr zur Hälfte aus Weißen bestand, erzwang eine Zugabe und beklatschte auch die noch minutenlang. Danach gab es die angekündigte Pause von zwanzig Minuten im Programm.
    »Wohin gehen wir morgen?« fragte Bill Holden, während er eine neue Lage Scotch kommen ließ.
    »Wenn wir ’runter ins Künstlerviertel gehen«, sagte Phil, »sollten wir mit ›King Tommy’s Club‹ anfangen. Da geht es etwas ruhiger zu, und man kann gemütlich das Abendessen verdauen, bevor man sich in die hektischeren Vergnügungen stürzt.«
    »Also um acht Uhr abends Beginn in ›King Tommy’s Club‹«, sagte Robert S. Stevens. »Ich bin mal gespannt, was ihr euch in New York unter gemütlich vorstellt…«
    ***
    »King Tommy’s Club« lag nur einen Häuserblock von »Pantern’s Corner« entfernt. Das große Gebäude war früher eine Malerakademie gewesen mit einem großen Innenraum. In den rechteckigen Grundriß des Hauses war ein ovaler Saal eingefügt, der die ganze Höhe des dreistöckigen Gebäudes einnahm. Eine Schmalseite der Ellipse war der kleinen Bühne Vorbehalten, die in der Höhe des ersten und zweiten Obergeschosses von umlaufenden Galerien flankiert wurde. Vor dreißig Jahren hatten dort junge Maler und Bildhauer ihre monumentalen Werke entstehen lassen. Dann war die Akademie an chronischem Geldmangel zu guter Letzt doch noch eingegangen, und Anfang' der fünfziger Jahre hatte Tommy in dem ovalen Saal seinen Nightclub eingerichtet.
    Die Räumlichkeiten, die den ovalen Saal nach außen hin umgaben, waren mittlerweile von Versicherungsgesellschaften
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