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Jerry Cotton - 0519 - Als Praemie einen Todesjob

Jerry Cotton - 0519 - Als Praemie einen Todesjob

Titel: Jerry Cotton - 0519 - Als Praemie einen Todesjob
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Sing-Sing bis zu unserem Distriktgebäude rechnete ich' eine knappe halbe Stunde. Mit Rotlicht.
    Während ich den Wagen steuerte, gab Phil am Funksprechgerät die wichtigsten Angaben durch. Wir wollten den Mörder möglichst schon dingfest haben, bis wir Manhattan wieder erreichten. Das war wenigstens meine Absicht.
    Nach den Unterlagen des State Prison war Viccallo, der wegen eines Raubüberfalles auf einen verbotenen Spielklub gesessen hatte, zu seiner Schwester irgendwo in der Bronx entlassen worden.
    Noch ehe wir die New Yorker Stadtgrenze erreicht hatten, kam die erste Enttäuschung.
    »Hey, Cotton und Decker!« klang es aus dem Lautsprecher des Funkgerätes. »Wiederholt noch einmal die Adresse in der Bronx!«
    »New York 56, 218 Bee Street«, las Phil ab. Er buchstabierte den Straßennamen.
    »Sorry«, klang es aus dem Lautsprecher zurück. »In der Bronx gibt es keine Bee Street!«
    »Eine ähnliche?« fragte ich schnell. Phil gab die Frage weiter. Wir hörten durch den Lautsprecher das Rascheln von Papier. Der Kollege in unserer Zentrale blätterte im Straßenverzeichnis.
    »Nein«, sagte er dann. »Es gibt in der Bronx eine Beach Street, aber die liegt in der Post-Zone 64.«
    Dieser Viccallo hatte sich also mit einer falschen Adressenangabe in die Freiheit schicken lassen. Ein alter Trick, der immer wieder gelingt. Ein großes Risiko gehen die Häftlinge damit nicht ein. Meistens prüfen die Gefängnisse die Adresse nicht nach, weil es ohnehin zwecklos ist. Es gibt bei uns keine Meldepflicht im eigentlichen Sinne. Der auf Bewährung Entlassene hat die Auflage, für die Polizei erreichbar zu sein. Andernfalls verliert er seine Bewährung. Berufsverbrecher wissen, daß sie sich nach ihrer nächsten Straftat ihre Bewährung verscherzt haben. Und wer nach dem Ablauf seiner Strafzeit entlassen wird — wie Viccallo —, bekommt nicht einmal diese Auflage. Für ihn war es ganz ohne Risiko, eine falsche Adresse anzugeben. Selbst wenn es aufgefallen wäre, hätte man ihn dafür nicht festhalten können. Die Gefängnisverwaltung hätte allenfalls der Polizei einen Tip geben können.
    Ich überlegte schnell.
    »Fahndung, Phil!«
    Er nickte mir zu.
    Alle Angaben konnte er von dem Blatt ablesen, das wir aus Sing-Sing mitgenommen hatten: »Zuname: Viccallo, Vorname: Tonio, genannt Tony. US-Staatsangehöriger, weiß. Größe: fünf Fuß, acht Zoll. Gewicht: 152 Pfund. Haare: schwarz, Bürstenschnitt. Augen: schwarz.«
    Wie ein Roboter gab er es durch. Tausendmal geübt. Zuletzt die besonderen Kennzeichen: Halbmondförmige Narbe auf dem rechten Nasenflügel. Und die Fingerabdruckformel. Hinweis, daß Fahndungsfotos bei der New York City Police vorhanden seien.
    »Welchen Grund geben wir für die Fahndung an?« fragte Phil schnell. »Mordverdacht?«
    Ich stellte mir den Mann vor, der aus dem Haus gekommen war und mich umgerannt hatte. Den Mann, der wie ein Nilpferd aussah. Das war niemals der Viccallo, welcher der Beschreibung entsprach.
    »Nein«, sagte ich, »wir suchen ihn als Zeugen. Aber dringend!«
    Phil gab es durch. Wir befanden uns gerade in Yonkers.
    Joe Brandenburg flog mir ins Kreuz, als ich mit aller Wucht auf die Bremse trat. Phil rutschte von seinem Sitz.
    Ich hatte in einem Wagen, der auf Gegenkurs neben uns vorbeifuhr, einen Mann gesehen, der starke Ähnlichkeit mit einem Nilpferd hatte.
    ***
    »Hey, Joe!« rief der zerlumpte Landstreicher von einer Bank aus. Er hatte sich zum Schlafen darauf ausgestreckt.
    Joe Dimm, der Penner mit dem Dollar, winkte unwirsch ab. Strammen Schrittes marschierte er weiter am Hudsonufer entlang.
    Der Zerlumpte schwang sich von der Bank und nahm die Verfolgung seines Standeskollegen auf. Er mußte einige Laufschritte einlegen, ehe er ihn erreichte.
    »Was hast du denn?« fragte er. Sein Atem ging keuchend. Anstrengungen war er nicht gewöhnt.
    Dem Penner Joe Dimm ging es nicht anders. Deshalb verzichtete er darauf, dem Zerlumpten eine Antwort zu geben. Es war auch nicht notwendig. Der Stadtstreicher von der Bank hatte einen Blick für Gelegenheiten.
    Er lachte hämisch. »Schönes Paket!«
    »Was?« tat Dimm erstaunt.
    »Das da, im Hudson. Da bist du doch scharf drauf? Oder?«
    »Mein Paket!« betonte Dimm. »Habe einen Mann getroffen, am Steg oben. Zwei Sekunden früher, dann hätte er es mir geschenkt.«
    »Warum hat er nicht?« fragte der Zerlumpte lauernd.
    »Weil ich zu spät kam. Er hatte es gerade weggeworfen!«
    Wieder lachte der Zerlumpte hämisch. Joe Dimm grub
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