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Jerry Cotton - 0516 - Der Satan nimmt kein Trinkgeld an

Jerry Cotton - 0516 - Der Satan nimmt kein Trinkgeld an

Titel: Jerry Cotton - 0516 - Der Satan nimmt kein Trinkgeld an
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diese Distanz seinen Gegner auch nur anzukratzen, geschweige denn zu treffen.
    Aber hundertfünfzig Yard sind für ein Gewehr keine Entfernung! Die beiden ersten Kugeln waren zwar knapp vorbeigegangen, doch Phil bot ein prächtiges Ziel. Auf dem Dach gab es nicht die geringste Deckung für ihn. Der Kerl dort drüben auf dem Haus konnte ihn ihn aller Ruhe abschießen.
    Einer plötzlichen Eingebung folgend, schnellte Phil sich empor und warf sich mit einem Ruck zur Seite. Es geschah im richtigen Augenblick. Wieder krachte es. Diesmal bohrte sich die Kugel genau an der Stelle in das Dach, an der Phil einen Herzschlag lang zuvor noch gelegen hatte.
    Mein Freund stand auf und hastete über das Dach. Fünf, sechs Schritte, dann ließ er sich fallen. Aber der Gangster war kein Anfänger. Er schoß erst in dem Augenblick, als Phil schon auf dem Boden lag.
    Diesmal stimmte die Richtung haargenau, aber der Schuß lag etwas zu hoch. Glühend heiß brannte Phil die Kugel über dem Nacken. Er tastete mit der Hand nach der Stelle. Als er sie zurückzog, klebte Blut an seinen Fingern.
    Wenn dem Kerl nicht bald die Munition ausging, war Phil geliefert. Das stand hundertprozentig fest.
    In diesem Augenblick schoß Phil ein wahnsinniger Gedanke durch den Kopf. Er sprang auf und hetzte nach dem seinem Gegner entgegengesetzten Rand des Daches. Als er in die Tiefe blickte, erfaßte ihn für einen winzigen Augenblick ein Schwindelgefühl. Der graue Asphalt in der Tiefe schimmerte matt.
    Mein Freund biß die Zähne zusammen, ging in die Hocke, schob seinen Revolver zurück in die Schulterhalfter und kniete sich an den Rand des Daches mit dem Rücken zur Tiefe.
    Er stützte die Hände auf die Teerpappe und ließ sich langsam hinabgleiten.
    Einen Augenblick später hing er über der Tiefe. Seine Beine baumelten, und der Wind zerrte an ihm.
    Der Rand des Daches ragte etwa einen halben Yard über das Mauergeviert des Hauses hinaus. Da das Dach nicht weniger als einen Fuß dick war, blieb meinem Freund nichts anderes übrig, als seine Finger als Krampen zu benutzen.
    Ein großartiger Halt war das nicht. Aber er war jetzt wenigstens vor den Kugeln seines Gegners sicher. Die Frage war nur, wie lange seine Handgelenke und die Finger diese Prozedur aushalten würden.
    Sehr lange auf keinen Fall. Phil spürte, wie seine Kräfte rapide nachließen. Ihm tanzten bereits rote Ringe vor den Augen, aber er entschloß sich, seine letzten Kräfte in ein verzweifeltes Vorhaben zu investieren.
    Er wollte versuchen, sich durch das Fenster des obersten Stockwerkes zu schwingen. Das Fenster war noch intakt. Hoffentlich war es nicht sehr stabil.
    Phil mußte vor und zurückschwingen. Hierbei bestand die Gefahr, daß seine Hände den Halt verlören und er in die Tiefe hinunterstürzte.
    Hatte er genug Schwung nach vorn, mußte er sich loslassen und auf das Fenster fliegen, das unter seinem Gewicht zersplittern würde. Jedenfalls rechnete sich Phil das so aus.
    Er dachte nicht länger nach, sondern begann vörsichtig zu schaukeln. Wie ein Turner schwang er nach vorn. Mit den Fußspitzen berührte er fast die Mauer. Dann zurück, dann nach vorn.
    Jetzt! Phil ließ los! Er sauste mit vorgestreckten Beinen auf das Fenster los. Der Anprall kam, Glas splitterte, Holz knirschte und barst. Ein Glaszacken riß ihm das Hosenbein auf. Es brannte wie Feuer.
    Es wurde dunkel um Phil, Er war durch das Fenster, aber noch nicht auf dem Zimmerboden. Die Pendelbewegung seines Körpers hatte sich auf den Flug übertragen. Sein Oberkörper bekam das Übergewicht, und dann warf es ihn bäuchlings auf die harten Dielen des Zimmerbodens.
    Nach Luft schnappend und mit rasenden Schmerzen an Kinn, Knien und Ellbogen blieb er ein paar Sekunden lang liegen. Der Schmerz ebbte ab.
    Langsam rappelte er sich hoch, klopfte mechanisch den Schmutz von seinem lädierten Anzug und stolperte durch das Zimmer zur Tür und das Treppenhaus hinunter.
    Irgendwo heulte eine Polizeisirene.
    »Das, ist Harry«, sagte Phil leise. »Na, für den Spaßvogel mit dem Gewehr kommt er eine ganze Weile zu spät. Dafür können wir jetzt einmal wieder den Schreibkram erledigen.«
    ***
    Wir waren in Sicherheit.
    Der Siegesrausch der Süchtigen verflog aber schnell. Patterson hatte einen Schönheitsfehler entdeckt.
    Er wandte sich an mich. »Wir haben keine Waffen.«
    Ich nickte. »Und? Wozu brauchen wir die?«
    »Wir können nicht ohne Waffen gegen das Syndikat kämpfen.«
    »Dann müssen wir eben welche kaufen«, gab
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