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Jenseits von Raum und Zeit

Jenseits von Raum und Zeit

Titel: Jenseits von Raum und Zeit
Autoren: Keith Laumer
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werden ihn in ein paar Minuten befreit haben. Der Hubschrauber wartet dort drüben.«
    Der Funkenregen erlosch, die beiden Männer hoben die Wagentür an und warfen sie neben das Wrack. Ein Arzt mit einer Bandage unter dem Arm kletterte durch die Öffnung in das Wageninnere. Eine halbe Minute später hob der Kranarm, den der große Funkstreifenwagen ausgefahren hatte, den Fahrersitz aus dem Wrack. Aus der Entfernung von fünfzig Fuß konnte man das kreidebleiche Gesicht des Fahrers erkennen.
    »Es ist Ron.«
    Der Arzt kletterte aus dem Wagen und beugte sich über den Schwerverletzten. Im selben Augenblick eilten der Senator und sein Begleiter hinzu.
    »Wie sieht es aus?« fragte der Lieutenant.
    »Nicht gut«, erwiderte der Arzt. »Innere Verletzungen. Aber die Schädeldecke ist unversehrt geblieben. Wenn er der Sohn reicher Eltern ist, wird er bald wieder herumspazieren können – mit ein paar neuen inneren Organen … .« Er brach ab, als er den Zivilisten neben dem Polizeioffizier entdeckte. »Aber ich würde jetzt keine Zeit mehr verschwenden und ihn schleunigst ins Krankenhaus schaffen.«
     
    Der medizinisch-technische Assistent schüttelte den Kopf.
    »Es tut mir leid, Sir. Er liegt gerade auf dem Operationstisch. Unter gar keinen Umständen können Sie ihn sehen, bevor er den Operationssaal verläßt. Sein Zustand ist besorgniserregend, Senator.«
    »Ich verstehe.« Als der Assistent sich abwandte, rief ihm Eubanc nach: »Gibt es ein privates Visiphon, das ich benutzen kann?«
    »Im Office, Sir.«
    Es war niemand im Office. Er drückte die Nummer seines Appartements. Das Gesicht des Vermittlers erschien auf dem Bildschirm.
    »Es tut mir leid, aber heute abend … Oh, Sie sind es, Senator! Ich wußte gar nicht, daß Sie ausgegangen sind …«
    »Verbinden Sie mich mit meiner Wohnung, Jerry.«
    Der Bildschirm flimmerte, dann wurde er klar. Nach fünfzehn Sekunden tauchte das Bild eines kleinen Mannes mit stechenden Augen auf, der seine Ellbogen mit einem Handtuch abrieb.
    »Es wird Zeit, daß Sie anrufen, John«, sagte er. »Seit dreißig Jahren passiert es heute zum erstenmal, daß ich mich mitten unter dem Abendessen aus dem Haus holen lasse.«
    »Wie geht es ihr?«
    Der alte Mann wiegte den Kopf.
    »Tut mir leid, John. Sie ist mir unter den Händen …«
    »Sie meinen – sie ist tot?«
    »Was haben Sie denn erwartet? Die Geburt war überfällig. Sie hat Medikamente genommen, um sie über eine Woche hinauszuzögern. Kein Arzt hat sich um sie gekümmert, während der ganzen Schwangerschaft nicht. Und Ihr Wohnzimmertisch ist auch nicht gerade das beste Entbindungsbett! Sie hatte einen schweren Blutsturz. Vielleicht hätte sie überlebt, wenn ich in einem voll ausgestatteten Kreißsaal hätte arbeiten können. Aber unter den gegebenen Umständen war das natürlich unmöglich. Auch wenn ich mehr Zeit gehabt hätte.«
    »Sie wissen …?«
    »Die Frau hat mir einiges erzählt.«
    »Und das Kind?«
    »Das Kind?« Der kleine Mann runzelte die Stirn. »Ich nehme an, Sie sprechen von dem Fötus. Er wurde nicht geboren.«
    »Wollen Sie ihn in der Leiche lassen?«
    »Was wünschen Sie denn, daß ich machen soll?« Der Arzt senkte die Stimme. »John – stimmt es, was sie gesagt hat? Daß Ron der Vater ist?«
    »Ja – ich glaube.«
    Der kleine Mann preßte die Lippen zusammen. Nach einer kurzen Pause sagte er: »Vor genau dreieinhalb Minuten blieb ihr Herz stehen. Es ist immer noch Zeit für einen Kaiserschnitt – wenn Sie das wollen.«
    »Ich – ich weiß nicht, Walter.«
    »John, Sie haben dreißig Jahre für das Gesetz der Geburtenkontrolle gekämpft. Es wurde nur mit einer sehr geringen Mehrheit verabschiedet. Und die Opposition hat es noch lange nicht aufgegeben, gegen das Gesetz Einspruch zu erheben.« Der Arzt machte wieder eine Pause, starrte den Senator aus zusammengekniffenen Augen an. »Ich kann das Kind herausschneiden. Aber, John – eine ganze Menge über diese Angelegenheit steht bereits in den Akten. Es gibt keine Möglichkeit, sie vor der Opposition zu verheimlichen. Ihr Gesetz, für das Sie sich so leidenschaftlich eingesetzt haben! Und in der ersten Woche seiner Gültigkeit passiert das hier! Ihre Karriere als Politiker wäre beendet, John – und die Geburtenkontrolle auch. Zumindest für eine weitere Generation.«
    »Besteht keine Hoffnung, die Mutter wieder ins Leben zurückzurufen?«
    »Nein. Sogar heutzutage sterben die Menschen manchmal, John.«
    »Ich verstehe. Vielen Dank, Walter. Sie haben
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