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Jenseits von Raum und Zeit

Jenseits von Raum und Zeit

Titel: Jenseits von Raum und Zeit
Autoren: Keith Laumer
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verstanden? Ich kam hierher, um Sie umzubringen …«
    »Sie haben viel Blut verloren, Ulrik. Gibt es hier einen Verbandskasten und Medikamente?«
    »Nichts, was mir noch helfen kann. Eine Maschinenpistole hat mich in die Hüfte getroffen. Mein Bein beiteht nur mehr aus Knochensplittern und Hackfleisch. Der Anzug hat zwar verhindert, daß es noch schlimmer ist. Aber das rettet mich auch nicht mehr. Vergessen Sie das und denken Sie lieber an sich. Wichtig ist, daß Ihre Gegner nicht wissen, daß Sie noch leben. Wenn Sie sich wieder anschleichen und das entdecken, bevor die Rettungsmannschaft kommt, dann haben sie gewonnen. Und sie dürfen nicht gewinnen, verstehen Sie? Das werde ich nicht zulassen!«
    »In meinem Haus ist eine Medizintasche. Die Ärzte haben sie hiergelassen, nach der großen Seuche. Ich kann Sie heilen, Ulrik.«
    »Sicher – und im Medizinischen Zentrum haben sie mich bald soweit, daß ich in sechsunddreißig Stunden Rumba tanzen kann. Und wenn ich mich nicht in diese Sache eingelassen hätte, wäre ich jetzt nicht in diesem Zustand. Vergessen Sie das endlich! Konzentrieren Sie sich darauf, daß Sie am Leben bleiben …«
    Ich muß wieder das Bewußtsein verloren haben, denn als nächstes spürte ich, daß jemand stumpfe Messer in meine Seite bohrte. Ich hob meine Lider, sah meinen geöffneten Raumanzug und eine Menge Blut. Der große Johnny fingerte an meinem Bein herum. Ich schrie ihn an, er solle mich in Ruhe lassen, aber er ließ sich nicht beirren und sägte weiterhin mit rotglühenden Sdmeiden an mir herum und goß heißen Alkohol in meine Wunden. Und als ich nach einer Weile erneut aus schwarzer Nacht auftauchte, sah ich, daß mein Bein von der Hüfte bis zu den Zehen mit Bandagen aus dem Erste-Hilfe-Kasten verbunden war.
    »Sie haben noch viel Kraft übrig Ulrik«, sagte Johnny. »Sie haben wie der Frostdämon mit mir gekämpft.« loh wollte ihm sagen, er sollte mich in Ruhe lassen, mich in Frieden sterben lassen, brachte aber keinen Ton hervor. Der Riese stand vor mir, in seinen rotgrünen Pelz gewickelt. Er hob mich auf und trug mich zur Einstiegluke. Wieder versuchte ich zu schreien, wollte ihm sagen, daß es jetzt nur mehr auf eines ankäme: Rache zu üben. Daß er jetzt den heiligen Bernhard spielte und mich unbedingt retten wollte, bedeutete doch nur, daß Dombeck und Illini letztlich doch die Sieger blieben, daß mein Bluff sinnlos war. Aber es nützte nichts. Ich spürte, wie er schwankte, als der Wind ihm entgegenblies, hörte den Thermostat in meinem Anzug klicken. Dann legte sich eine schwarze Decke über mich.
     
23.
     
    An den Rückmarsch kann ich mich kaum erinnern. Der metabolische Monitor meines Raumanzugs dopte mich, und ich spürte nicht viel, als ich auf einer Schulter durch den Blizzard getragen wurde, während die Knochensplitter sich durch das zerquetschte Fleisch meines Oberschenkels wühlten. Einmal blickte ich in das große, von Frostbeulen bedeckte Gesicht, begegnete den schmerzverschleierten Augen.
    »Lassen Sie mich doch irgendwo liegen«, sagte ich. »Ich brauche keine Hilfe. Von Ihnen nicht, und von niemandem sonst. Ich will aus eigener Kraft verlieren oder gewinnen.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Warum?« fragte ich. »Warum tun Sie das?«
    »Ein Mann«, sagte er, »ein Mann – muß tun, was – er sich vorgenommen hat …«
    Er ging weiter. Er war bereits eine Leiche, aber er würde sich nicht hinlegen und sterben.
    Instinktiv aß und trank ich aus den Röhren in meinem Mund. Wenn ich voll bei Bewußtsein gewesen wäre, hätte ich gehungert, um die Qual zu verkürzen. Manchmal war ich für eine halbe Stunde bei Sinnen und wußte, wie sich ein Stück Rindfleisch an einem Metzgerhaken fühlt. Manchmal schlief ich und träumte, daß ich die Aufnahmeprüfung in die Hölle bestanden hätte. Und manchmal spürte ich, wie ich in den Schnee sank und dann wieder von großen Händen hochgehoben wurde, wie der riesige, erschöpfte Körper weiterschwartkte.
    Dann sank ich wieder zu Boden, und diesmal schien es ein endgültiger Fall zu sein. Lange Zeit lag ich am selben Fleck und wartete auf den Tod. Und nach einer Weile kam mir zu Bewußtsein, daß mein Raumanzug mich nicht so leicht sterben lassen würde. Die Nahrung und die automatischen Drogen, die einen gesunden Mann ein Jahr lang am Leben halten konnten, bedeuteten für einen sterbenden Mann ein Jahr lang Qual. Ich war an diese Seite des Flusses gekettet, ob ich wollte oder nicht. Ich öffnete die Augen, um dem
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