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Jenseits von Afrika

Jenseits von Afrika

Titel: Jenseits von Afrika
Autoren: Tania Blixen
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empor, die Schwarzeiche mit ihren langen kratzigen Samenhülsen, die sich einem an die Kleider und Strümpfe heften. Einige Bäumchen sind schlecht gepflanzt, ihre Hauptwurzel ist verbogen, und sie sterben, sowie sie zu blühen beginnen. Man setzt über sechshundert Bäume auf einen Morgen, und ich hatte sechshundert Morgen Land mit Kaffee bepflanzt. Meine Ochsen zogen Pflüge und Eggen durch die Felder, auf und nieder, viele tausend Meilen zwischen den Baumreihen, geduldig in Erwartung künftigen Lohnes.
    Zuzeiten ist es sehr schön auf einer Kaffeepflanzung. Zu Beginn der Regenzeit, wenn die Pflanzung in Blüte stand, bot sich ein leuchtendes Bild, eine Wolke von Kreide schien im Nebel und Geriesel sechshundert Morgen weit übers Land gebreitet. Die Kaffeeblüten haben einen zarten bitterlichen Duft, ähnlich wie Schwarzdornblüten. Wenn das Feld sich von den reifen Kirschen rötete, wurden die Weiber und die Kinder – die Watoto – mit hinausgenommen, um mit den Männern den Kaffee von den Bäumen zu pflücken. Auf Wagen und Karren wurde er dann hinuntergeschafft zur Aufbereitung am Fluß. Unsere technischen Einrichtungen waren nie so auf der Höhe, wie sich’s gehört hätte, aber wir hatten unsere Anlage selbst entworfen und gebaut und waren stolz auf sie. Einmal brannte sie gänzlich ab und mußte neu aufgebaut werden. Die große Trockentrommel drehte und drehte sich ohne Unterlaß, und die Bohnen rauschten in ihrem eisernen Bauch wie Kies, der am Strande unter der Brandung knirscht. Zuweilen wurde der Kaffee mitten in der Nacht getrocknet und mußte aus der Trockentrommel herausgeholt werden. Es war ein malerisches Schauspiel, wenn die vielen Windlichter den riesigen dunklen Raum voller Spinnweben und Kaffeeschalen erleuchteten und die glänzenden schwarzen Gesichter in ihrem Schein sich um die Trockenmaschine scharten – man hatte das Gefühl, als hinge das Anwesen in der Schwärze der afrikanischen Nacht wie ein heller Edelstein im Ohr eines Äthiopiers. Dann wurde der Kaffee geschält und gesichtet, mit der Hand sortiert und in Säcke verstaut, die mit Packnadeln vernäht wurden.
    Wenn alles vorüber war, konnte ich in der Frühe, noch ehe es tagte, von meinem Bett aus hören, wie die Wagen, mit Kaffeesäcken hoch beladen – zwölf Säcke die Tonne –, von je sechzehn Ochsen gezogen, unter großem Gebrüll und Lärm der nebenherlaufenden Treiber den langen Hügel von der Aufbereitung herauf auf dem Weg nach dem Bahnhof Nairobi davonzogen. Es war angenehm, zu wissen, daß dieser Berg der einzige auf ihrem Wege war, denn die Farm lag tausend Fuß höher als die Stadt Nairobi. Abends ging ich dann dem heimkehrenden Zug entgegen; die müden Ochsen schritten vor den leeren Wagen mit hängenden Köpfen einher, von einem müden kleinen Toto gelenkt, und die Treiber ließen ihre Peitschen matt im Staub der Straße schleifen. Wir hatten alles getan, was wir konnten. Morgen oder übermorgen schwamm der Kaffee auf dem Meere, und wir durften nur hoffen, daß uns bei den großen Versteigerungen in London das Glück hold war.
    Ich besaß sechstausend Morgen, also außer der Kaffeepflanzung noch genug freies Land. Einen Teil der Farm bedeckte Urwald und etwa tausend Morgen Squatterland oder sogenannte Schambas. Die Squatter sind Eingeborene, die auf der Farm eines Weißen mit ihrer Familie einige Morgen Land bekommen und dafür eine bestimmte Zahl von Tagen im Jahr für ihn arbeiten müssen. Meine Squatter freilich faßten das Verhältnis anders auf; viele von ihnen waren auf der Farm geboren und ebenso auch ihre Väter, so daß sie wahrscheinlich mich als eine Art Obersquatter auf ihrem Grund und Boden ansahen. Auf dem Squatterland ging es sehr viel lebendiger zu als auf der ganzen übrigen Farm, und das Schauspiel wechselte ständig mit den Jahreszeiten. Der Mais schoß hoch auf und ragte einem über den Kopf, wenn man auf den schmalen festgetretenen Fußpfaden durch die hohen, grünen, raschelnden Regimenter schritt. Dann wurde er geerntet, die Kolben wurden von den Weibern abgelesen und gedroschen, die Stengel und Hülsen wurden in Haufen gesammelt und verbrannt, so daß zuzeiten überall auf der Farm die dünnen blauen Rauchsäulen aufstiegen. Die Kikuju bauen auch Bataten an, mit Blättern wie Weinlaub, die sich am Boden zu einer dichtgeflochtenen Matte verschlingen, und verschiedene Arten großer gelber und grüngesprenkelter Kürbisse. Wenn man durch die Felder der Kikuju geht, ist immer das erste, was einem
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