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Jenseits des Bösen

Jenseits des Bösen

Titel: Jenseits des Bösen
Autoren: Clive Barker
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Schäden als die restlichen Bauwerke der Gegend davongetragen hatte. Sie wurde, wie die anderen Toten, zur Identifizierung in eine behelfsmäßige Leichenhalle in Thousand Oaks gebracht. Diese traurige Pflicht fiel Jo-Beth zu, deren Bruder zu den einundvierzig Vermißten gehörte. Nach der Identifizierung wurden Vorbereitungen für ein Begräbnis getroffen. Die Kirche von Jesus Christus der Heiligen der Letzten Tage kümmerte sich um die ihren. Pastor John hatte den Untergang des Grove überlebt - tatsächlich hatte er die Stadt am Morgen nach dem Angriff des Jaff gegen das Haus der McGuires verlassen und war erst zurückgekehrt, als sich der Staub gesenkt gehabt hatte -, und er war es, der Mamas Beerdigung organisierte. Er und Howie liefen sich während dieser Zeit nur einmal über den Weg, und Howie beeilte sich, ihn an die Nacht zu erinnern, als er stammelnd neben dem Kühlschrank gelegen hatte. Der Pastor bestand darauf, daß er sich nicht an dieses Ereignis erinnern konnte.
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    »Zu schade, daß ich kein Foto davon habe«, sagte Howie.
    »Um Ihre Erinnerung ein wenig anzuregen. Aber hier oben habe ich eines.« Er deutete auf die Schläfe, wo die letzten Spuren seiner von der Essenz verunstalteten Haut
    verschwanden. »Nur für den Fall, daß ich jemals in
    Versuchung geführt werde.«
    »Wieso in Versuchung geführt?« fragte der Pastor.
    »Zu glauben.«

    Mama McGuire wurde zwei Tage nach diesem Gespräch der Obhut ihres erwählten Gottes anvertraut. Howie nahm nicht an der Zeremonie teil, wartete aber auf Jo-Beth, bis alles vorbei war. Vierundzwanzig Stunden später brachen sie nach Chicago auf.
    Aber ihr Anteil an den Geschehnissen war noch längst nicht erschöpft. Den ersten Beweis dafür, daß die Abenteuer zwischen Kosm und Essenz sie zu Mitgliedern einer sehr erlesenen Gruppe Auserwählter gemacht hatten, bekamen sie vier Tage nach ihrer Ankunft in Chicago, als ein großer, ehemals hübscher, aber abgemagerter Fremder vor ihrer Tür stand, der für das Wetter zu leicht angezogen war und sich als D'Amour vorstellte.
    »Ich würde mich gerne mit Ihnen darüber unterhalten, was in Palomo Grove geschehen ist«, sagte er zu Howie.
    »Wie haben Sie uns gefunden?«
    »Es ist mein Job, Leute zu finden«, erklärte Harry. »Sie haben vielleicht gehört, daß Tesla Bombeck mich erwähnt hat?«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Nun, Sie können sie ja fragen.«
    »Nein, das kann ich nicht«, erinnerte Howie ihn. »Sie ist tot.«
    »Das ist sie«, sagte D'Amour. »Das ist sie. Mein Fehler.«
    »Und selbst wenn Sie sie kennen würden, Jo-Beth und ich 778
    haben nichts zu erzählen. Wir wollen den Grove einfach vergessen.«
    »Die Chance ist gering«, stellte eine Stimme hinter ihm fest.
    »Wer ist es, Howie?«
    »Er sagt, er kannte Tesla.«
    »D'Amour«, sagte der Fremde. »Harry D'Amour. Ich würde mich wirklich freuen, wenn Sie mir ein paar Minuten zuhören würden. Nur ein paar Minuten. Es ist sehr wichtig.«
    Howie sah Jo-Beth an.
    »Warum nicht?« sagte sie.
    »Hier draußen ist es verdammt kalt«, stellte D'Amour fest, als er eintrat. »Was ist nur aus dem Sommer geworden?«
    »Es sieht überall schlecht aus«, sagte Jo-Beth.
    »Ist Ihnen das auch aufgefallen«, kommentierte D'Amour.
    »Wovon sprecht ihr beiden?«
    »Von den Nachrichten«, sagte sie. »Ich habe sie verfolgt, falls du es nicht getan hast.«
    »Es ist, als wäre jede Nacht Vollmond«, sagte D'Amour.
    »Eine Menge Menschen benehmen sich reichlich seltsam. Seit dem Durchbruch im Grove hat sich die Selbstmordrate verdoppelt. Im ganzen Land kommt es zu Aufständen in Irrenhäusern.
    Und ich halte jede Wette, daß wir nur einen kleinen Teil des Gesamtbildes sehen. Eine Menge wird geheimgehalten.«
    »Von wem?«
    »Der Regierung. Der Kirche. Bin ich der erste, der Sie gefunden hat?«
    »Ja«, sagte Howie. »Warum? Glauben Sie, es werden noch andere kommen?«
    »Ganz bestimmt. Ihr beide seid der Mittelpunkt von allem...«
    »Es war nicht unsere Schuld!« protestierte Howie.
    »Das habe ich auch nicht gesagt«, antwortete D'Amour.
    »Bitte. Ich bin nicht hergekommen, um Ihnen Vorwürfe zu machen. Und ich bin sicher, Sie haben es verdient, daß Sie Ihr Leben in Ruhe leben können. Aber es wird anders kommen.
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    Das ist die Wahrheit. Sie sind zu wichtig. Sie haben zuviel gesehen. Das wissen unsere Leute, und ihre auch.«
    »Ihre?« sagte Jo-Beth.
    »Die Agenten der Iad. Die Infiltranten, die die Armee zurückgehalten haben, als die Iad durchbrechen
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