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Jenseits des Bösen

Jenseits des Bösen

Titel: Jenseits des Bösen
Autoren: Clive Barker
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Woche Geheimnisse geschehen konnten, ohne daß es jemand mitbekam. Ein paar Zeugen, die den Anblick gesehen hatten, überlegten sich zum ersten Mal, daß ein Land möglicherweise zu groß sein konnte, mit zuviel offenem Raum. Jetzt war ihnen der Gedanke gekommen, und er sollte sie fortan quälen.

    Ein solcher Raum würde, zumindest in absehbarer Zeit, das Gelände sein, auf dem Palomo Grove erbaut worden war.
    Die schleichende Zerstörung hörte nicht auf, als ein Teil von Coney Eye in die Schleife versetzt wurde. Im Gegenteil. Die Erde hatte nur auf das Signal gewartet, und sie bekam es. Risse wurden zu Sprüngen, Sprünge zu Spalten, die ganze Straßen verschlangen. Windbluff und Deerdell wurden am meisten in 770
    Mitleidenschaft gezogen, letzteres wurde von den
    Schockwellen aus dem Wald buchstäblich dem Erdboden
    gleichgemacht; der Wald selbst verschwand völlig von der Erdoberfläche und ließ nur aufgewühlte, rauchende Erde zurück. Der Hügel und seine stattlichen Anwesen mußten ähnlich schwere Schläge einstecken. Aber nicht die Häuser, die direkt an Coney Eye angrenzten, bekamen die Hauptlast der Verwüstung zu spüren - was auch weiter keine Rolle gespielt haben würde; ihre Besitzer waren als erste weggezogen und hatten sich geschworen, sie würden nie wieder zurückkommen.
    Es waren die Crescents. Emerson rutschte zweihundert Meter nach Süden, die Häuser dort wurden dabei wie Ziehharmonikas zusammengedrückt. Whitman rutschte nach Westen ab, und durch eine Laune der Geographie kippten die Häuser dort in ihre eigenen Pools. Die anderen drei Crescents wurden einfach in Trümmer gelegt, und der größte Teil der Trümmer rutschte am Hügel herunter und verwüstete die angrenzenden Häuser.
    Das alles war völlig unwichtig. Niemand würde kommen und etwas aus den Häusern retten; die gesamte Gegend galt sechs Tage lang als instabil, und in dieser Zeit wüteten
    unkontrollierte Feuer und vernichteten einen Großteil der Anwesen, die nicht eingestürzt oder verschluckt worden waren.
    Diesbezüglich war Stillbrook der unglücklichste Ortsteil; dort hätten die einstigen Bewohner mit der Zeit vielleicht ihre Habseligkeiten geborgen, wäre nicht in einer Nacht, in der der Wind wehte - welcher die Bewohner des Grove manchmal auf die Straße gelockt hatte, damit sie die Luft riechen konnten, die vom Meer hereinwehte -, in einem Haus in der Fellowship Street ein Feuer ausgebrochen, das die Böen mit vernichtender Geschwindigkeit durch das ganze Viertel wehten. Am Morgen bestand der halbe Ortsteil nur noch aus Asche. Am Abend desselben Tages auch die andere Hälfte.

    In dieser Nacht, der Nacht, in der Stillbrook niederbrannte, 771
    sechs Tage nach den Ereignissen auf dem Hügel, kehrte Grillo in den Grove zurück. Er hatte die Hälfte der verstrichenen Zeit verschlafen, fühlte sich aber kaum erfrischter. Schlaf war nicht mehr die Erleichterung, die er einmal gewesen war. Er wurde nicht mehr von ihm besänftigt, getröstet und wiederbelebt.
    Wenn er die Augen zumachte, spulte sein Kopf eine Szene aus der Vergangenheit nach der anderen ab. Den größten Teil der Vorführungen nahmen jüngste Ereignisse ein. Ellen Nguyen spielte eine Hauptrolle; sie bat ihn immer wieder, mit dem Küssen aufzuhören und die Zähne zu gebrauchen; ebenso ihr Sohn, der von Ballon-Männern umgeben im Bett saß. In einer Nebenrolle trat mehrmals Rochelle Vance auf, die nichts tat und nichts sagte, aber der Parade ihre Schönheit darbot. Da war der gute Mann Fletcher, unten im Einkaufszentrum. Da war der Jaff im oberen Zimmer von Coney Eye, der Energie
    ausschwitzte. Und Witt lebend; und Witt tot, mit dem Gesicht nach unten im Wasser.
    Aber der Star der Geschichte war Tesla, die ihm den letzten Streich gespielt und gelächelt und nicht Lebewohl gesagt hatte, obwohl sie wußte, daß es eines war. Sie waren keine Liebenden gewesen; nicht einmal annähernd. In gewisser Weise hatte er nie richtig begriffen, was er für sie empfand. Ganz sicher Liebe, aber eine Art Liebe, die schwer zum Ausdruck zu bringen war; möglicherweise unmöglich. Was es ebenso
    problematisch machte, um sie zu trauern.
    Dieses Gefühl, daß zwischen ihm und Tesla noch etwas
    unerledigt war, brachte ihn dazu, keinen der Anrufe zu beantworten, die Abernethy auf seinen Anrufbeantworter zu Hause sprach, obwohl die Geschichte ihm, weiß Gott, in den Fingern juckte. Sie hatte immer Zweifel daran ausgedrückt, wenn er sie der Öffentlichkeit bekanntgeben wollte, auch
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