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Jenseits Der Grenze

Jenseits Der Grenze

Titel: Jenseits Der Grenze
Autoren: Jack Campbell
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Der Glaube daran, dass die lebenden Sterne ihn im Namen aller Vorfahren geschickt hatten, um die Allianz zu retten. Normalerweise betrachtete sie ihn inzwischen als ganz normalen Mann, und sie behandelte ihn wie einen Ehemann und einen Offizier. Aber von Zeit zu Zeit regte sich bei ihr doch wieder dieser Glaube, dass er mehr war als nur das.
    Sie beugte sich vor, fasste sanft nach seinem Kinn und drehte seinen Kopf herum, damit er sie ansah. »Ich kenne dich. Ich weiß, wer du bist. Vergiss das nicht.«
    Ihre Worte ließen sich auf zweierlei Weise auslegen, aber er redete sich lieber ein, dass sie damit meinte, er sei auch nur ein Mensch mit Fehlern und Schwächen. Seine eigenen Vorfahren wussten, er hatte ihr seit seinem Erwachen aus dem Kälteschlaf oft genug seine Fehlbarkeit unter Beweis gestellt. »Und wen sieht die Regierung in mir?«
    »Gute Frage.« Desjani lehnte sich seufzend zurück. »Um auf deine erste Frage wegen der Aliens zurückzukommen … Anhand der übrigen Nachrichten kannst du sehen, wie sehr die Regierung momentan unter Druck steht. Daher erzählen sie einfach allen Leuten von der Bedrohung durch die Aliens, um sie abzulenken. Der Krieg hat die Allianz zusammengehalten. Mit dem Krieg ließ sich alles Mögliche entschuldigen oder rechtfertigen. Aber dir verdanken wir, dass der Krieg zu Ende ist – und du brauchst gar nicht erst zu versuchen, das abzustreiten. Wenn der Krieg die Hölle ist, dann ist der Frieden so, als wollte man ein Rudel Katzen bändigen. Mir selbst war das bis vor Kurzem auch nicht klar, aber einer unserer Politiker hat es mir beim letzten Empfang auf Kosatka gesagt. Er sprach davon, dass Sternensysteme in der gesamten Allianz überprüfen, ob dieses Verteidigungsbündnis überhaupt noch notwendig ist, nachdem der böse große Syndik-Wolf ins nächste Schwarze Loch befördert wurde.«
    »Du hast mit einem Politiker geredet?« So wie die meisten Flottenoffiziere besaß auch Desjani eine ausgeprägte Abneigung gegen die politische Führung, geboren aus einem Jahrhundert blutiger Kriegführung ohne Aussicht auf einen Sieg und auch geboren aus dem Bedürfnis, jemandem die Schuld daran zu geben, dass der Gegner nicht geschlagen werden konnte.
    Sie zuckte flüchtig mit den Schultern. »Er ist ein alter Freund meiner Mutter. Sie hat sich für ihn verbürgt, dass er nicht so übel ist wie die anderen. Und da meine Mutter mich zu ihm gezerrt hatte, konnte ich schlecht einfach weggehen, ohne wenigstens ein paar Worte zu sagen. Von ihm weiß ich, dass niemand genau weiß, wie man mit dem Frieden umgehen soll. Der Krieg gegen die Syndikatwelten hat ziemlich genau hundert Jahre gedauert, daher gibt es keinen Politiker in der Allianz, der je eine Situation miterlebt hat, in der es für diese Allianz keine Bedrohung von außen gab. Die Regierung macht das Einzige, womit sie vertraut ist. Sie glaubt, wir brauchen eine neue Bedrohung, damit die Allianz geeint bleibt. Außerdem ist es ja nicht so, als würden diese Aliens keine Bedrohung darstellen. Wir wissen, sie sind bereit uns anzugreifen, und wir wissen, sie haben feindselige Akte begangen, lange bevor irgendjemand in der Allianz überhaupt von ihrer Existenz wusste.«
    »Ich wünschte, das wäre nicht alles, was wir über sie wissen«, murrte Geary und wandte sich erneut den Schlagzeilen zu. Behörden kündigen baldige Heimkehr der Kriegsgefangenen an. Endlich mal eine erfreuliche Meldung. Viele Männer und Frauen, die im Verlauf des scheinbar unendlichen Kriegs in Gefangenschaft geraten waren und die nicht mehr damit gerechnet hatten je wieder heimzukehren, würden nun doch ihre Liebsten wiedersehen. Die Heimkehr der überlebenden Gefangenen war eine erfreuliche Aussicht, wenngleich sie mit einer düsteren Erkenntnis einherging. Zu viele Kriegsgefangene waren im Verlauf der vielen Jahrzehnte weit weg von zu Hause gestorben, ohne dass jemand noch etwas über ihr Schicksal zu berichten wusste. Die Zusammenstellung der Namen aller, die in den Lagern der Syndiks ihr Leben gelassen hatten, würde eine freudlose Arbeit werden, die Jahre in Anspruch nahm. »Wir verhalten uns schon zu unseren eigenen Leuten grausam und brutal. Warum brauchen wir dann noch feindselige Aliens, die nur für noch mehr Probleme sorgen?«
    »Frag die lebenden Sterne, Darling. Ich bin bloß Captain eines Schlachtkreuzers. Die Antwort auf deine Frage übersteigt meine Besoldungsstufe.«
    Die nächste Schlagzeile machte keine Hoffnung auf Besserung.
    Interne Kämpfe in
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