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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft
Autoren: Sandra Brown
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sie platzen, ein pochender Schmerz erfüllte sie. Lydia schaute sie sich an und sah erschreckt, dass ihre Brustwarzen rot und wund wirkten. Sie waren so empfindlich, dass sogar das Nachthemd auf ihnen weh tat.
    Ma versorgte immer noch das Coleman-Baby und kam erst zurück, als die Kinder und Zeke längst ihr Lager unter dem Wagen aufgeschlagen hatten. Anabeth, Maryne l l und Atlanta schliefen fest auf der anderen Seite des Wagens. Lydia war wach, ruhelos und hatte Schmerzen. Sie ächzte leise, als Ma erschöpft in den Wagen kletterte.
    »Herr im Himmel, Lydia, was ist los? Geht es Euch schlecht?« Ma beugte sich über die junge Frau.
    »Entschuldigung. Ich ... meine Brüste.«
    Ma verschwendete keine Zeit damit, Lydias milchschwere Brüste zu untersuchen. »Heiliger Himmel, wo ist bloß mein Hirn geblieben? Natürlich habt Ihr Milch, und es tut weh, weil Ihr kein Kind mehr habt...« Sie verstummte plötzlich und legte mit der kurzen Bewegung eines Spatzen, der im Moment einen Wurm entdeckt hat, den Kopf zur Seite.
    »Kommt, Lydia. Ich möchte, dass Ihr mit mir geht.«
    »Wohin?« Lydia schnappte nach Luft, als Ma ihr die Decke wegzog und sie zum Aufstehen nötigte. Sie ging nicht grob mit ihr um, nur entschieden. »Ich habe keine Kleider.«
    »Das ist egal«, sagte Ma und atmete schwer, während sie Lydia unter die Arme griff und zum Sitzen hochzog. »Ihr habt Milch und kein Kind, und da ist ein Kind, das sich schwertut mit dem Leben. Der Kleine braucht eine Mutter.«
    Ma wollte sie mit zu dem Baby nehmen, das jetzt schon seit fast zwei Tagen ununterbrochen schrie. Die mitleiderregenden Klagelaute waren auch jetzt über das schlafende Lager hinweg zu hören. Ma wollte sie zu dem Mann mit der aufgeregten Stimme bringen. Sie wollte nicht dorthin gehen. Sie wollte nicht, dass irgend jemand sie neugierig anstarrte und sich fragte, warum sie wohl ganz allein im Wald ihr Kind bekommen hatte. Jetzt, wo sie die behagliche Sicherheit von Langstons Wagen kannte, hatte sie Angst, ihn zu verlassen.
    Doch sie schien wirklich keine Wahl zu haben. Ma legte ihr ein Tuch um die Schultern und schob sie sanft die Stufen hinten am Wagen hinunter. »Eure Schuhe sind sowieso nicht besser, als wenn Ihr barfuß wäret, also könnt Ihr genauso gut ohne gehen. Gebt nur mit den Steinen acht!«
    Der Ruck, mit dem ihre Füße zum ersten Mal seit Tagen wieder den Erdboden berührten, brachte sie zum Schwanken. Die kalte Luft schmerzte heftig an ihren Brüsten, die ohne Stütze unter dem Nachthemd, außer dem Umschlagtuch ihr einziges Kleidungsstück, hingen. Ihre Haare waren ungebürstet, also ein einziges wirres, wildes Durcheinander. Ma hatte Blut und die Spuren der Geburt von der Innenseite ihrer Schenkel gewaschen, doch im übrigen war Seife seit Tagen Mangelware und sie fühlte sich wirklich schmutzig.
    Widerstrebend grub sie die Fersen in den weichen, feuchten Boden. »Bitte, Ma, ich möchte nicht, dass mich irgend jemand sieht.«
    »Unsinn«, beschied ihr Ma und zerrte sie förmlich am Arm zu dem einzigen Wagen im Lager hinüber, in dem ein Licht brannte. »Womöglich könnt Ihr dem Baby noch das Leben retten. Da ist es doch völlig egal, wie Ihr ausseht.«
    Aber Lydia wusste , dass es den Leuten nicht egal sein würde. Man hatte sie schon bei anderen Gelegenheiten als Abschaum bezeichnet, Menschen konnten sich erschreckend bösartig verhalten.
    »Mr. Grayson«, rief Ma leise, als sie den erhellten Wagen erreichten. Sie schlug das Segeltuch vor der Öffnung zurück. »Bitte helft mir ein wenig.« Sie schob Lydias Hinterteil etwas an, und der jungen Frau blieb nichts anderes übrig, als in den Wagen zu klettern. Die wunde Stelle zwischen ihren Schenkeln wurde schmerzhaft straff gespannt und sie zuckte zusammen. Ein Paar kräftige Arme in blauen Hemdsärmeln kamen ihr entgegen und zogen sie hinein. Ma folgte ihr auf den Fersen.
    Einen Augenblick lang herrschte Verwirrung, als sich drei Fremde plötzlich so dicht gegenüberstanden. Der grauhaarige Mann starrte verwundert auf den Neuankömmling. Die dünne Frau neben ihm schnappte überrascht nach Luft. Lydia senkte den Blick, um ihrer erstaunten Musterung auszuweichen.
    »Das hier ist Mr. Grayson, der Anführer unseres Trecks«, stellte Ma vor.
    Lydia hielt den Kopf gesenkt, betrachtete ihre schmutzigen, nackten Füße auf dem Bretterboden des Wagens und nickte nur zum Zeichen, dass sie gehört hatte. »Und das ist Mrs. Leona Watkins.« Ma sprach hinter vorgehaltener Hand aus Rücksicht auf
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