Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
dich bloß nicht, sonst sag’ ich deiner zimperlichen Mama, was wir so machen. Du willst doch nicht, dass sie das erfährt, oder? Das würde ihr bestimmt den Rest geben. Ich schätze, wenn sie wüsste , dass ich dich bumse, würde sie das glatt umbringen.«
    Nein, Lydia wollte nicht, dass ihre Mutter davon erfuhr. Aber wie konnte sie ertragen, sich noch einmal so von ihm behandeln zu lassen ? Er rieb schon wieder sein Becken heftig an ihrem Oberschenkel, zwang sie, die Beine zu öffnen. Seine Finger stocherten schmerzhaft in ihr herum, und wieder bohrte sich dieses verhasste Ding in ihr Inneres. Als sie ihm das Gesicht mit den Nägeln zerkratzte, lachte er und versuchte, sie zu küssen. »Ich mag’s gern rauh, du kannst es dir aussuchen«, höhnte er.
    Sie wehrte sich. »Nein, nein«, schluchzte sie. »Zieh es raus! Nein, nein, nein ...«
    »Was ist, Lydia? Wacht schnell auf, es ist nur ein böser Traum.«
    Die tröstende Stimme zog sie aus der Höllentiefe ihres Alptraums wieder ans Licht in die weiche Bequemlichkeit von Langstons Planwagen. Der Schmerz kam nicht von Clanceys Vergewaltigung, sondern war eine Folge der Geburt eines Kindes. O Gott, wie sollte sie mit den Erinnerungen an seine Mißhandlungen leben? Sie hatte ein Kind bekommen aus seinem abscheulichen Samen und konnte einfach diese Welt nicht mehr ertragen.
    Ma Langston dachte da anders. Als sich die junge Frau in der Angst des Alptraums an ihren Ärmel klammerte, drückte die Ältere Lydias Kopf an ihren umfangreichen Busen und murmelte leise Trostworte. »Es war nur ein Traum. Ihr habt etwas Fieber, und da kommen die Gespenster, aber solange Ihr hier bei mir seid, wird Euch bestimmt nichts zustoßen.«
    Lydias Entsetzen verebbte. Clancey war tot. Sie hatte ihn tot daliegen sehen, hatte gesehen, wie das Blut in Strömen aus seinem Kopf floss und sein hässliches Gesicht bedeckte. Er konnte ihr nichts mehr tun.
    Dankbar ließ sie ihren Kopf schwer an Mas Brust sinken. Als sie beinah wieder einschlief, legte Ma sie zurück auf das klumpige Kissen, das Lydia so herrlich wie mit Daunen gefüllt erschien. In den letzten Monaten hatte sie nur auf Tannennadeln oder Heu geschlafen. Manche Nächte war ihr das Glück weniger hold gewesen, da muss te sie zum Verweilen mit einem Baumstamm vorliebnehmen.
    Süßes, schwarzes Vergessen senkte sich wieder über sie, während Ma bei ihr sitzen blieb und ihre Hand hielt.
     
    Lydia erwachte am nächsten Morgen durch das Schwanken des fahrenden Wagens. Kochtöpfe rasselten ständig durch das Rumpeln der Räder. Das Ledergeschirr der Pferde knarrte, und die metallenen Ringe daran klingelten fröhlich. Ma rief den beiden Zugpferden Anweisungen zu und ergänzte den Befehl mit einem Peitschenknallen. In fast demselben Ton führte sie auch ein lebhaftes Gespräch mit einem ihrer Sprößlinge. Ihre Stimme klang gleichzeitig ermahnend und empfehlend. Lydia rückte auf ihrem Lager schlaftrunken zur Seite und wandte etwas den Kopf. Ein weißblondes Mädchen mit neugierigen blauen Augen saß neben ihr und sah auf sie hinab.
    »Ma, sie ist wach«, rief sie, und Lydia fuhr zusammen angesichts des plötzlichen Lärms.
    »Tu, was ich dir gesagt hab«, rief Ma von vorn in den Wagen hinein. »Wir können jetzt nicht anhalten.«
    Das Mädchen sah die erschreckte Lydia wieder an. »Ich bin Anabeth.«
    »Ich bin Lydia«, gab sie heiser zurück. Ihre Kehle fühlte sich an wie Bimsstein.
    »Weiß schon. Ma hat es uns beim Frühstück erzählt und gesagt, wir dürfen nicht mehr >die Frau< zu Euch sagen, sonst würde sie uns eine Backpfeife geben. Habt Ihr Hunger?«
    Lydia überlegte sich die Antwort gut. »Nein, Durst.«
    »Ma hat gesagt, Ihr würdet bestimmt wegen des Fiebers Durst haben. Ich hab’ eine Kanne mit Wasser und eine mit Tee.«
    »Erst Wasser.« Lydia trank in tiefen Zügen. Sie war erstaunt, wieviel Energie sie dazu brauchte und legte sich schwach wieder hin. »Vielleicht später etwas Tee.«
    Das Leben und die dazugehörigen Funktionen ihres Körpers waren für die Langstons selbstverständlich. Lydia genierte sich sehr, als Anabeth ihr eine Schüssel unter die Hüften schob, damit sie sich erleichtern konnte; aber das Mädchen blieb freundlich und sachlich und schüttete mit der größten Selbstverständlichkeit die Schüssel am hinteren Ende des Wagens aus.
    Während der Mittagspause, als der Wagenzug anhielt, damit Menschen und Tiere ausruhen konnten, kletterte Ma herein, um die Vorlage zu wechseln, die sie zwischen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher