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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft
Autoren: Sandra Brown
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auf.«
    Enttäuscht, dass sie den interessanten Teil des Abenteuers versäumen würden, protestierten sie einstimmig. »Aber Ma...«
    »Marsch, sage ich!« Da sie beide nicht den Zorn ihrer Mutter erregen wollten, den sie gelegentlich im Zischen eines Gürtels zu spüren bekamen, trollten sie sich in Richtung auf den Wagenzug, der heute auf seiner Reise zur Feier des Sonntags eine Pause einlegte.
    »Der geht’s ziemlich schlecht, wie?« fragte Zeke, als er sich neben seine Frau hockte.
    »Jawohl. Als erstes muss ich mal die Nachgeburt rausholen. Vielleicht stirbt sie sowieso am Kindbettfieber.«
    Schweigend machten sie sich mit der Bewusstlosen an die Arbeit. »Wo soll das hin, Ma?« fragte Zeke schließlich und hielt das Bündel hoch, in das er das tote Kind zusammen mit der Nachgeburt verschnürt hatte.
    »Begrab es. Wahrscheinlich wird sie ein paar Tage lang nicht aufstehen können. Also mach ein Zeichen an die Stelle, damit sie sie wiederfinden kann, wenn sie will.«
    »Ich leg’ einen Felsbrocken darauf, damit die Tiere sich nicht dran vergreifen«, sagte Zeke ernst und begann mit dem kleinen Spaten, den er mitgebracht hatte, eine Grube auszuheben. »Wie geht’s dem Mädchen?« fragte er, als er fertig war und wischte sich die Hände an einem großen Taschentuch ab.
    »Sie blutet noch, aber ich hab’ sie gut eingepackt. Hier können wir jetzt nichts mehr machen. Schaffst du es, sie zu tragen?«
    »Wenn du mir hilfst beim Hochheben.«
    Das junge Mädchen kam zu sich und wehrte sich matt, als Zeke sie unter den Kniekehlen und am Rücken hochhob bis zu seiner mageren Brust. Dann fielen ihre schlanken Arme herunter und sie war wieder leblos. Ihre Kehle wölbte sich nach oben, als ihr Kopf über seinen Arm nach hinten fiel.
    »Die hat ja wirklich lustige Haare«, sagte Zeke nicht unfreundlich.
    »So ’ne Farbe hab’ ich noch nie gesehen«, erwiderte Ma abwesend und hob die Sachen auf, die sie mitgebracht hatten. »Wir sollten uns jetzt beeilen. Es fängt wieder an zu regnen.«
     
    Die Wunde zwischen ihren Beinen brannte. Ihre Kehle war wund und kratzte. Sämtliche Knochen taten ihr weh und sie glühte. Trotzdem fühlte sie sich geborgen in der Trockenheit und Wärme hier. Hatte sie es schließlich doch noch in den Himmel geschafft? Hatte der blondschopfige Junge sie in Ruhe sterben lassen? War ihr deswegen so sicher und friedlich zumute? Aber im Himmel sollte es doch keinen Schmerz geben, und sie hatte Schmerzen.
    Mühselig öffnete sie die Augen. Eine Decke aus weißem Segeltuch wölbte sich über ihr. Auf einer Kiste neben dem Lager, auf dem sie lag, brannte schwach eine Laterne. Sie streckte die Beine aus, soweit es der Schmerz dazwischen erlaubte und machte sich mit dem weichen Bett vertraut. Ihre Füße und Beine waren nackt, aber man hatte ihr ein weißes Nachthemd angezogen. Unruhig bewegten sich ihre Hände über ihren Körper und irgend etwas kam ihr seltsam vor. Dann wurde ihr plötzlich klar, dass ihr Bauch wieder flach war.
    Und dann schlug eine Welle schrecklicher Erinnerungen über ihr zusammen. Die Angst, der Schmerz, das Grauen, als sie das tote Kind blau und kalt zwischen ihren Beinen liegen sah. Tränen stiegen ihr in die Augen.
    »Na, na, Ihr werdet doch nicht gleich wieder anfangen zu weinen, oder? Das habt Ihr in den letzten Stunden schon im Schlaf reichlich erledigt.«
    Die Finger, die ihr die Tränen von der Wange wischten, waren kräftig, rauh von harter Arbeit und rot im weichen Licht der Lampe, aber sie fühlten sich gut an auf dem Gesicht. Auch die Stimme fühlte sich gut an, die voller sanfter Besorgnis war. »Hier, wollt Ihr nicht etwas von der Brühe? Hab’ ich aus einem von den Kaninchen gemacht, die die Jungens heute morgen geschossen haben, bevor sie Euch fanden.« Die Frau steckte der jungen Frau einen Löffel in den Mund, und sie schluckte notgedrungen. Die Brühe schmeckte gut. Sie war hungrig.
    »Wo bin ich?« fragte sie zwischen zwei Löffeln Suppe.
    »In unserem Planwagen. Ich bin Ma Langston. Meine Jungen haben Euch gefunden. Erinnert Ihr Euch noch daran? Ihr habt ihnen mächtig Angst eingejagt.« Sie kicherte. »Luke hat die Geschichte mittlerweile dem ganzen Wagenzug erzählt. Hab’ ich schon gesagt, dass wir in einem Treck auf dem Weg nach Texas sind?«
    Das war zuviel Information, um sie auf einmal zu verarbeiten, also konzentrierte sich die junge Frau darauf, die Suppe zu schlucken. Sie wärmte angenehm ihren Magen und steigerte das Empfinden von Behagen und
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