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Jenny ist meistens schön friedlich

Jenny ist meistens schön friedlich

Titel: Jenny ist meistens schön friedlich
Autoren: Kirsten Boie
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sie zugeschraubt, und dann war es wieder nicht mehr verstopft.«
    »Eine Rohrzange ist nichts für Mädchen und Frauen«, sagt Papa und legt einen Blumenkohl in den Einkaufswagen.
    »Aber Nikos Mama ist doch auch eine Frau!«, sagt Jenny.
    »Ja, Nikos Mama«, sagt Papa und gibt dem Wagen einen Schubs. »Das walte der Himmel.«
     
    »Hast du mir eine Rohrzange mitgebracht?«, fragt Jenny, als Papa am Montag von der Arbeit nach Hause kommt.
    Papa schüttelt den Kopf.
    »Ich habe dir doch erklärt …«, sagt er.
    Aber am Dienstag fragt Jenny wieder. »Hast du mir eine Rohrzange mitgebracht, Papa?«
    »Weißt du denn nichts Besseres zum Spielen?«, sagt Papa.
    »Nee«, sagt Jenny.
    Am Mittwoch kommt Papa ganz fröhlich nach Hause.
    »
Heute
habe ich dir was mitgebracht«, sagt er und macht seine Tasche auf.
    »Eine Rohrzange!«, sagt Jenny.
    »Was viel Besseres!«, sagt Papa und gibt es ihr.

    Das Geschenk ist eine rosa Schachtel, und darin ist eine Puppe mit ganz langen dünnen Armen und Beinen und einer richtigen Brust. Und ein Unterrock und eine Hose und ein Kleid für die Puppe sind auch dabei.
    »Die heißt Bibi«, sagt Papa. »Man kann sie anziehen.« Und zu Mama sagt er noch: »Die gab’s im Angebot.«
    »Ja«, sagt Jenny und nimmt die spinnendürre Puppe in die Hand. »Aber zu Weihnachten, da krieg ich doch eine Rohrzange?«
    »Teufel noch mal!«, sagt Papa. Aber dann setzt er sich zu Jenny auf den Fußboden und zeigt ihr, wie man der Puppe die Hose anziehen kann und den Unterrock und das Kleid. Es macht ihm richtig Spaß, das kann man sehen.
    »Siehst du«, sagt Papa, als er es auch noch geschafft hat, die Puppe auf ihre spindeldürren Beine zu stellen.
    »Ja«, sagt Jenny.
    »Ist das nicht schön?«, fragt Papa, und nun setzt er die Puppe auf die Tischkante.
    »Doch«, sagt Jenny.
     
    Beim Abendbrot hat Papa die Puppe neben Jennys Teller gestellt. Dass er sie so toll findet! Jenny kann sich nur wundern.
    »Du, Papa«, sagt sie und legt ihm die Puppe neben sein Bierglas. »Weißt du was? Ich schenk sie dir. So Puppen sind mehr was für Männer, glaub ich. Und weißt du was? Rohrzangen, glaub ich, Rohrzangen sind mehr was für Mädchen.«
    Papa nimmt die Puppe und dreht sie hin und her. »Vielleicht«, sagt er. »Vielleicht wirklich.«

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Das Sonntagskleid

    Mamas Freundinnen kommen zum Kaffeetrinken, und Jenny muss ihr rosa Kleid anziehen.
    »Ich will das gar nicht anhaben«, sagt Jenny und hebt den Rock hoch. Aber Mama lässt nicht mit sich reden.
    Zum Glück darf Jenny nach dem Guten-Tag-Sagen zu Niko nach draußen.
    »Und schön aufpassen«, sagt Mama. »Dass du dich nicht schmutzig machst!«
    »Ja, ja«, sagt Jenny.
    Niko rollert vor der Haustür. Er hat Shorts an und ein gelbes T-Shirt. »Wie siehst du denn aus«, sagt er und setzt sich auf seinen Gepäckträger.
    »Hübsch«, sagt Jenny. »Sagt Mama.« Dann fällt ihr etwas Gutes ein. »Du hast kein Kleid, nicht, Niko?«, sagt sie. »Willst du meins mal anziehen? Wollen wir mal tauschen?«
    Niko zeigt ihr einen Vogel. »Jungs tragen doch keine Kleider!«, sagt er. »Jungs und Männer.«
    Das stimmt, denkt Jenny. Fast. »Wenn du ein Papst bist, dann doch«, sagt sie.
    Niko klingelt ein bisschen. »Was ist ein Papst?«, fragt er.
    »Ein Mann im Fernsehen«, sagt Jenny. »Der kommt immer aus einem Flugzeug raus. Mit einem weißen Kleid.«
    »Immer aus einem Flugzeug?«, fragt Niko.
    »Mit Kleid«, sagt Jenny.
    »Vielleicht ist das ein Pilot«, sagt Niko interessiert.
    Jenny schüttelt den Kopf. »Der mit dem Kleid heißt Papst«, sagt sie.
    »Das will ich nicht werden«, sagt Niko. »Du kannst dein Kleid behalten.«
    Jenny ist ärgerlich. Noch ein Mann mit Kleid fällt ihr nicht ein.
    »Dann zieh ich mich aus«, sagt sie. Da kann Mama sich doch nur freuen. Jenny hängt das Kleid ordentlich über den Fahrradständer, damit es nicht schmutzig wird. Aber im Höschen kommt sie sich ganz komisch vor.

    Nur in der Unterhose hat sie noch keinen rumlaufen sehen. Ganz nackt schon. An der Ostsee. Jenny zieht sich die Hose auch noch aus. Es ist ein schönes Gefühl, so mit der warmen Luft am Bauch.
    »Jetzt du«, sagt Jenny zu Niko.
    »Nee«, sagt Niko. »Das macht man nicht.«
    »Doch«, sagt Jenny. »An der Ostsee schon. Wir spielen Ostsee.« Und sie macht Schwimmbewegungen mit den Armen und hüpft den Plattenweg rauf und runter.
    »Hier kann man doch nicht Ostsee spielen«, sagt Niko und hält seinen Roller ganz fest.
    »Siehst du doch«, sagt Jenny und
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