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Jenny ist meistens schön friedlich

Jenny ist meistens schön friedlich

Titel: Jenny ist meistens schön friedlich
Autoren: Kirsten Boie
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Kinder doch«, sagt Jenny, und sie denkt, dass es doch ziemlich dumm von dem Mädchen ist, weil sie dem Jungen jetzt die Wäsche waschen und das Essen kochen muss, wenn sie verheiratet sind, und sonst hätte das bestimmt seine Mama weiter für ihn getan.
    »Nur dumme Mädchen heiraten«, sagt Jenny.
     
    Am nächsten Morgen spielt Jenny vor der Tür mit sich selber Hüpfekästchen, und da läuten drüben die Glocken.
    »Sie heiraten schon wieder!«, schreit Jenny und rennt zur Straße.
    Vor der Kirche steht schon die Hochzeitsgesellschaft, aber heute ist es nicht so schön wie sonst. Es gibt keine Braut im weißen Kleid, und Kinder, die heiraten, gibt es schon gar nicht.
    »Habt ihr heute keine Braut?«, fragt Jenny einen Mann, der einen Fotoapparat in der Hand hat und immer wieder durch den Sucher guckt.

    »Da ist sie doch«, sagt der Mann und zeigt auf eine Frau, die einen Blumenstrauß hält und lächelt.
    Aber wunderschön ist sie nicht.
    Sie hat ein hellgelbes Kleid aus so einem glänzenden Stoff an, das hängt bis auf den Fußboden, und oben hat es einen Ausschnitt, der geht fast bis zum Nabel.
    »Braut«, sagt Jenny und tippt der Frau gegen den Arm, »man sieht deine Brust.«
    Die Braut lächelt weiter, aber mit der rechten Hand schiebt sie Jenny zur Seite, ohne sie anzusehen. Vorne knipst der Mann mit dem Fotoapparat.
    »Braut!«, sagt Jenny energisch. Vielleicht hat die Frau sie nur nicht gehört? »Man darf nur am Strand einen Busen haben! Das ist nicht schön bei einer Hochzeit!«
    Die Braut lächelt weiter, aber der Mann, der die ganze Zeit seinen Arm um ihre Schulter gelegt hatte, guckt jetzt ganz drohend zu Jenny hin. Der Mann mit dem Fotoapparat knipst immer noch.

    »Braut«, flüstert Jenny, und sie denkt, dass es doch gemein wäre, wenn sie nicht Bescheid sagen würde, was sie von Mama weiß. »Man braucht gar keinen Mann für Kinder! Es geht auch ohne, Braut.« Aber jetzt sieht die Frau mit der Brust aus, als ob sie gleich ganz furchtbar böse wird, und der Mann hat vielleicht auch was gehört, weil er sich jetzt nämlich zu Jenny herunterbeugt und sie richtig fest in die Schulter kneift.
    »Es reicht!«, sagt der Mann. »Ab mit dir, oder du erlebst hier gleich noch dein blaues Wunder!«

    Da geht Jenny eben. Soll die Frau doch sehen, wie es ist mit einem Mann, der einen immer in die Schulter kneift. Jenny hat schließlich getan, was sie konnte.
    Aber schade ist es schon, dass sie nicht ein bisschen vorher mit der Braut gesprochen hat. Dann hätte sie vielleicht doch nicht für ihr ganzes Leben geheiratet. Oder höchstens ihren Papa.

[zurück]
Das Picknick

    Am Sonntag wollen sie mit der ganzen Familie ein Picknick machen.
    »Irgendwo auf einer schönen Wiese«, sagt Papa und guckt ganz zufrieden.
    »Mit Wald«, sagt Jenny.
    »Und mit möglichst wenig anderen Leuten«, sagt Mama.
    Am Abend vorher kocht Mama Schokoladenpudding in kleinen Förmchen, die man gut mitnehmen kann, und mindestens zwanzig Eier, und dann macht sie mit Jenny zusammen einen riesigen Nudelsalat mit viel Mais. Jenny schneidet dafür die Gurken.
    »Das wird ein tolles Picknick«, sagt Mama, als sie alle Sachen in den Korb getan haben, damit es morgen nicht mehr so viel vorzubereiten gibt. Jenny hat die Servietten und die Plastikgabeln und die Pappteller eingepackt. Dann geht sie auch ins Bett. Lisa schläft schon längst.
    Als sie am Sonntagmorgen aufwachen, regnet es. Der Himmel ist grau, und die Tropfen schlagen gegen die Scheiben.
    »Na dann«, sagt Papa. »Das war dann wohl unser Picknick.«
    »Nein!«, schreit Jenny. »Ich will aber picknicken!«
    »Sei doch vernünftig, Jenny!«, sagt Mama. »Selbst wenn es aufhört zu regnen, ist es draußen so nass, dass man bestimmt nicht auf dem Boden sitzen kann.«
    Da rennt Jenny in ihr Zimmer. Auf dem Flur steht der Picknickkorb mit all den Eiern und den Tellern und vor allem mit dem Pudding. Und da hat Jenny eine Idee.

    Als sie fertig ist, klopft sie an die Küchentür. »Zeit fürs Picknick!«, ruft Jenny und rennt ins Wohnzimmer.
    Auf dem Fußboden steht der Picknickkorb. Die Sessel und den Tisch hat Jenny ganz dicht an die Wand gerückt. Dafür liegt die große karierte Wolldecke direkt unter der Lampe.
    »Na?«, fragt Jenny. Dann stellt sie den Picknickkorb auf die Decke und fängt an, die Servietten auszubreiten.
    Da versteht Papa. Er holt die Brause aus dem Korb und die Pappteller, und dann kommt Mama mit Lisa, die gar nicht begreift, dass das Wohnzimmer jetzt eine Wiese
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