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Jenny ist meistens schön friedlich

Jenny ist meistens schön friedlich

Titel: Jenny ist meistens schön friedlich
Autoren: Kirsten Boie
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zum Muttertag zu kaufen, und dabei hat Mama doch extra gesagt, dass sie gar nichts will.
    »Aber Mama möchte doch viel lieber, dass ich ein liebes kleines Mädchen bin, Papa«, sagt Jenny. »Steck das Geld mal zurück, du.«
    »Zum Muttertag schenken Kinder ihrer Mutter was, das gehört sich so«, sagt Papa.

    Am Sonnabendmorgen geht Papa immer mit Jenny einkaufen, damit Mama in Ruhe die Wohnung aufräumen kann.
    »Nun guck mal, ob du was Schönes zum Muttertag findest«, sagt Papa, als sie beim Supermarkt ankommen. »Du darfst auch ganz alleine aussuchen.«
    Dann kauft Papa für Mama eine ganz riesengroße Schachtel Pralinen mit Schleife aus dem Ständer gleich neben der Kasse, und eine ganz kleine Pralinenschachtel kauft er auch noch, die soll Lisa Mama geben. Jenny sucht auch schöne Pralinen für Mama aus, ganz in glänzendem Rosa, aber die kriegt sie nicht für ihr Geld, und die schwarze Schachtel, die sie dann will, kriegt sie auch nicht dafür. Da muss sie so eine kleine, langweilige braune nehmen, die richtig doof ist, und deshalb redet Jenny auf dem ganzen Nachhauseweg kein Wort mit Papa.

    Am nächsten Morgen kocht Papa den Kaffee, und Jenny und Lisa helfen ihm. Mama schläft und schläft und wacht nicht auf.
    Da müssen sie sie doch tatsächlich wecken, und das ist sonst überhaupt noch nie vorgekommen.
    »Herzlichen Glückwunsch zum Muttertag!«, sagt Papa und gibt Mama einen Kuss aufs Haar. Dann gibt er ihr die ganz große Schachtel.
    »So schöne Pralinen!«, sagt Mama. »Das ist aber lieb! Vielen, vielen Dank, da freue ich mich aber wirklich!«
    Dann hebt Papa Lisa auf Mamas Bett, damit sie ihr Geschenk abgibt, und Lisa schreit und hält die kleine Schachtel fest.
    »Nein, nein!«, schreit sie und trampelt mit den Füßen. »Haben! Lisa Lade haben!« Aber schließlich schafft Papa es, sie ihr wegzunehmen, und Mama tröstet die schreiende Lisa und sagt, dass sie sich auch über ihre kleine Schachtel ganz doll freut, vielen, vielen Dank.

    Dann muss Jenny zum Bett gehen.
    »Von mir kriegst du was Gutes«, sagt sie vorsichtig und zieht langsam ihre braune Schachtel hinter dem Rücken hervor. Die Schachtel ist ganz leicht. »Was du dir gewünscht hast, Mama.«
    Mama guckt auf die kleine, langweilige braune Schachtel in Jennys Hand und lächelt. »Pralinen! Wie schön!«, sagt sie.
    »Nee, Pralinen nicht«, sagt Jenny. »Aber die Schachtel noch«, und die gibt sie Mama jetzt auch. Die Pralinen sind seit gestern Abend in ihrem Bauch.
    Und als Mama nur immer guckt und wartet und gar nicht »Vielen Dank« sagt, sagt Jenny: »Die gibt’s nur dazu. Aber richtig kriegst du, was du dir gewünscht hast. Du kriegst ein liebes kleines Mädchen von mir.«

    Jenny ist wirklich froh, dass sie daran gestern Abend noch gedacht hat. Sonst hätte Mama heute tatsächlich von allen Pralinen gekriegt. Und kein einziges liebes kleines Mädchen. Und das wäre doch nicht richtig gewesen.

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Flohmarkt

    Mit Mama und Papa geht Jenny sonntags manchmal zum Flohmarkt. Da sitzen dann Leute hinter Tapetentischen und verkaufen all die Sachen, die sie nicht mehr brauchen können, weil es zum Glück immer Leute gibt, die genau diese Sachen haben wollen.
    »Meine Güte, so ein Trödel«, sagt Papa bei manchen Tischen. »Die Leute kaufen aber auch wirklich jeden Ramsch!«
    Jenny weiß nicht genau, was Ramsch ist, aber wenn sie sich die Kaffeekannen mit den abgeschlagenen Tüllen und die Pappkartons voller rostiger Schlüssel ansieht, kann sie es sich ungefähr vorstellen.
     
    Als Niko am Montag klingelt, um sie zum Spielen abzuholen, schickt Jenny ihn gleich wieder nach oben.
    »Wir machen Flohmarkt«, sagt Jenny. »Du musst Sachen zum Verkaufen holen, Ramsch und Trödel, aber heil.«
    Niko weiß auch nicht, was Ramsch und Trödel ist, aber Jenny sagt, wenn er seinen großen Bagger bringt, den er zum Geburtstag gekriegt hat, und vielleicht noch das Schraubenzieher-Set, das er eigentlich gar nicht alleine benutzen darf, ist es schon in Ordnung. Schraubenzieher hat sie auf dem Flohmarkt schon öfter mal gesehen, und Spielzeug gibt es da sowieso immer.
    Dann geht Jenny ins Kinderzimmer und überlegt, was sie nicht mehr gebrauchen kann, aber leider sind das gar nicht so viele Sachen.
    Natürlich fehlt der Arm-ab-Puppe ein Arm, aber gebrauchen kann man sie trotzdem noch gut, und von den doofen Puzzlespielen, die sie immer von Tante Sabine kriegt, fehlen bestimmt schon zu viele Teile. Nur das eklige Lernspiel, bei dem man Dreiecke und
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