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Jenny ist meistens schön friedlich

Jenny ist meistens schön friedlich

Titel: Jenny ist meistens schön friedlich
Autoren: Kirsten Boie
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die Tonnen so schön an den Müllwagen, und einer zwinkert Jenny und Niko immer zu.
    Aber heute will und will das Müllauto nicht kommen. Dafür kommt Katrin aus dem sechsten Stock ganz allein mit dem Fahrstuhl, obwohl das verboten ist. Um ihren rechten Zeigefinger hat sie einen Verband.
    »Na?«, sagt Katrin und setzt sich zwischen Jenny und Niko.
    Jenny sagt gar nichts. Sie würde gerne wissen, was unter dem Verband ist, aber fragen geht natürlich nicht.
    Zum Glück will Katrin sowieso erzählen. »Ratet mal, was ich gemacht habe?«, sagt sie.
    Jenny guckt weiter auf ihre Füße und tut, als hätte sie nichts gehört.
    »Was denn?«, fragt Niko.
    »Ich hab mich mit dem Brotmesser geschnitten«, sagt Katrin. »Es hat so doll geblutet, dass es
fast
genäht werden musste!«
    Jetzt guckt Jenny doch hin. Es ärgert sie, dass sie nicht auch irgendwo einen Verband hat. Aber sogar das Pflaster von ihrem Knie ist seit ein paar Tagen ab, und ein Pflaster hätte gegen einen Verband sowieso nicht gezählt.

    »Als ich klein war, bin ich mal auf den Kopf gefallen, das
haben
sie genäht«, sagt Niko, »da!« Und er hebt seine Haare hoch. Auf seiner Stirn kann man immer noch eine Narbe sehen.

    Jetzt wird Jenny langsam zappelig. Katrin hat einen Verband, und Niko hat eine Narbe, und was hat sie?
    »Meine Lisa hatte mal Scharlach«, sagt Jenny plötzlich zufrieden. Sie ist froh, dass ihr das eingefallen ist. »Da hätte sie dran sterben können.«
    »Aber mein Onkel Lucio hat Steine in der Galle«, sagt Katrin. »Das ist schlimmer.«
    »Gar nicht«, sagt Jenny und baumelt mit den Beinen.
    »Nee, gar nicht«, sagt Niko und nickt. »Aber
mein
Onkel hatte mal einen Motorradunfall, da war er drei Monate im Krankenhaus!«
    Katrin guckt ganz böse und will schon weggehen, aber dann kommt das Müllauto. Sie sehen sich an, wie die Tonnen hochgehebelt werden und der Müll ins Auto fällt, und Niko sagt, wenn er groß ist, wird er auch Müllmann.

    »So ein blöder Beruf!«, sagt Katrin.
    »Gar nicht!«, schreit Niko.
    »Gar nicht!«, sagt Jenny. Dann sagt eine ganze Weile keiner was, und dann fällt Jenny etwas Wunderbares ein.
    »Mein Opa Alfred«, sagt Jenny, »ist sogar tot!«
    Da kann Katrin mit ihrem Verband herumfuchteln und Niko seine Narbe zeigen, gegen tot ist das gar nichts.
    Aber Katrin muss natürlich wieder alles kaputt machen.
    »Mein Opa ist auch tot, ätsch!«, sagt sie. »Und meine Großtante Sigrun auch!«
    Da wird im Erdgeschoss ein Fensteraufgerissen. »Ja, schämt ihr euch denn gar nicht?«, schreit Frau Hofer, die ihnen sonst immer Bonbons schenkt. »Mit solchen Dingen Spott zu treiben?«

    Jenny weiß nicht, was Spott treiben ist, und Niko und Katrin bestimmt auch nicht, aber auf alle Fälle laufen sie alle drei erst mal ganz schnell in den Hausflur.
    Auf der Kellertreppe setzen sie sich hin.
    »Die ist ja nur neidisch«, sagt Jenny, als sie sich verpustet haben. »Die ist bloß noch nie genäht worden, wetten? Und ihr Opa lebt auch noch. Jawohl.«
    »Genau«, sagt Niko.
    »Bestimmt«, sagt Katrin und dann gehen sie alle drei zu Niko rauf zum Spielen.

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Muttertag

    »Ich halte nichts vom Muttertag, weißt du«, sagt Mama beim Sonntagsfrühstück eine Woche vorher. »Einmal im Jahr ein Geschenk für mich, und die restlichen 364 Tage seid ihr dann wieder so frech, wie ihr mögt. Seid lieber das ganze Jahr über zwei liebe kleine Mädchen, dann braucht ihr mir nächsten Sonntag gar nichts zu schenken.«
    Jenny denkt, dass sie sich das merken will, aber am Freitag schließt Papa doch ihr Sparschwein auf, das in Wirklichkeit ein Spar-Eichhörnchen ist, und holt zwei Euro heraus.
    Dann legt er den Finger auf die Lippen. »Psst, nichts verraten!«, sagt er. »Und davon kaufst du morgen früh ein schönes Geschenk für Mama.«
    Jenny schüttelt den Kopf. »Das ist aber mein Geld, du«, sagt sie. »Das hat Oma Elli
mir
geschenkt.«
    Das stimmt. Immer wenn Oma Elli zu Besuch kommt, gibt sie Jenny ein silbernes Geldstück, und dann passt sie auf, wie Jenny es im Eichhörnchen verschwinden lässt. Sonst kommt sie vielleicht noch auf den Gedanken, Kaugummi und Bonbons dafür zu kaufen.
    Aber später, sagt Oma Elli, wird Jenny sich einmal freuen, weil dann nämlich ganz viel Geld in ihrem Sparschwein ist und sie sich einen richtigen Gokart dafür kaufen kann oder ein elektrisches Fernlenk-Auto. Elektrische Fernlenk-Autos findet Jenny gut.
    Und nun soll sie plötzlich Geld aus ihrem Sparschwein herausnehmen, um Mama etwas
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