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Jenny ist meistens schön friedlich

Jenny ist meistens schön friedlich

Titel: Jenny ist meistens schön friedlich
Autoren: Kirsten Boie
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hin. »Du kannst auch mal«, sagt er.
    Da geht Jenny doch noch nicht. Sie setzt sich die Brille auf, und plötzlich sieht alles ein bisschen verschwommen aus. Dann schleichen sich beide ins Schlafzimmer zum Spiegelschrank, damit Jenny gucken kann, wie ihr die Brille steht.

    »Was willst du dafür haben?«, fragt Jenny. Die Brille sieht toll bei ihr aus, und sie kennt auch kein anderes Kind, das so eine schöne hat. Nur immer Erwachsene.
    »Brillen kann man nicht tauschen«, sagt Niko und zieht die Nase hoch.
    »Doch«, sagt Jenny ernsthaft. »Gegen ein anderes Schmuckstück fürs Gesicht. Dann schon.«
    »Ja?«, fragt Niko zweifelnd.
    Jenny nickt energisch. »Was auch schön aussieht«, sagt sie. »Auch fürs Gesicht. Ohrringe.«
    Das ist ihr zum Glück eben eingefallen. Ohrringe tut man sich auch an den Kopf, um schöner auszusehen. Noch schöner wären natürlich Nasenringe, wie sie die Leute im Fernsehen in einem Film über Afrika drin hatten, aber so was hat Jenny in echt noch nie gesehen.
    »Gegen Ohrringe kannst du ehrlich tauschen«, sagt Jenny, und da sagt Niko, dass er es macht.
     
    Abends kommen Mamas und Papas Freunde zum Doppelkopfspielen und Jenny und Lisa dürfen noch guten Abend sagen, schon gebadet und im Schlafanzug. Aber ein kleines bisschen geschmückt hat Jenny sich trotzdem noch.
    »Guten Abend, Onkel Peter«, sagt sie und zieht Lisa an der Hand hinter sich her auf den Flur.
    Onkel Peter wickelt gerade einen großen Blumenstrauß für Mama aus, und Papa hilft Tante Gerda aus dem Mantel.

    »Guten Abend, Jenny!«, sagt Onkel Peter fröhlich. Dann starrt er sie erschrocken an. »Liebe Zeit«, sagt er. »Braucht die arme Jenny seit Neuestem eine Brille?«
    »Natürlich nicht«, sagt Papa und lacht, aber er guckt jetzt auch zu Jenny hin, und da wird er ganz aufgeregt.
    »Nimm sofort die Brille ab!«, sagt Papa. »Und sag mal gefälligst, wo du das Ding herhast!«
    »Das ist meine!«, sagt Jenny böse und hält die Brille ganz fest. »Die hab ich ehrlich von Niko eingetauscht!«
    »Meine Güte, Jenny«, sagt Mama. »Eine Brille kann man doch nicht tauschen! Die kriegt man doch, weil man ohne nicht richtig gucken kann! Am besten, ich bring sie Niko gleich wieder rauf.« Und sie nimmt Jenny die Brille einfach aus der Hand.
    Jenny geht böse in ihr Zimmer. Ihre Ohrringe will sie dann aber auch zurück. Und Mama muss sie morgen mal fragen, ob man Ohrringe vielleicht auch nur drin hat, weil man schlecht hören kann. Und Nasenringe wegen dem Riechen.

[zurück]
Jenny passt auf

    Heute war Lisa den ganzen Tag biestig zu Jenny, und Jenny hat sie trotzdem kein Mal gehauen.
    Zuerst hat Lisa Jennys großes Duplo-Haus umgeschmissen, dass alle Bausteine durch die Gegend geflogen sind, und dann hat sie zwei Seiten aus Jennys neuem Vorlesebuch angebissen.
    »Du doofe Ziege!«, schreit Jenny und will Lisa eins auf den Kopf geben, aber Lisa schreit und rennt zu Mama in die Küche.
    »Dass du mir Lisa nicht haust!«, sagt Mama böse. »Große Geschwister müssen lieb zu den kleinen sein!«
    »Aber wenn sie mir immer alles kaputt macht!«, sagt Jenny. »Ich bestraf sie nur. Gerecht.«
    »Du unterstehst dich!«, sagt Mama. »Bestrafen dürfen hier im Haus nur Papa und ich. Lass dich ja nicht dabei erwischen, Fräulein, sonst setzt es was.«
    Und jetzt muss Mama auch noch zum Arzt. Papa hat gesagt, er sieht zu, dass er früher nach Hause kommt, damit Mama die Kinder nicht mitnehmen muss, aber jetzt müsste Mama längst gehen, und Papa ist immer noch nicht da.
    »Was soll ich bloß machen?«, jammert Mama und sieht auf ihre Uhr.

    »Geh doch los«, sagt Jenny. »Ich pass schon auf Lisa auf.«
    »Davor hab ich ja gerade Angst«, sagt Mama und guckt Jenny zweifelnd an. Aber dann nimmt sie doch ihre Jacke von der Garderobe und geht zum Fahrstuhl. »Papa muss ja jede Minute da sein«, sagt sie zu Jenny.
    Jenny macht die Tür hinter Mama zu. »Lisa?«, ruft sie.
    Lisa sitzt im Kinderzimmer auf dem Boden und wirft kleine Autos in die Luft.
    »Jetzt bin ich die Mutter«, sagt Jenny. »Jetzt tun hier mal alle, was ich sage, klar?«
    »Lenny!«, sagt Lisa und lacht. Das heißt Jenny, und Lisa kann es noch gar nicht lange sagen.
    »Ja, ja, Lenny, Lenny«, sagt Jenny. »Jetzt wird hier erst mal ordentlich aufgeräumt, also los!«
    »Brrm, brrm!«, schreit Lisa und schmeißt wieder ein Auto in die Luft.
    »Nichts brrm, brrm«, sagt Jenny. »Hast du nicht gehört, dass du aufräumen sollst?«
    Aber Lisa versteht gar nicht, wie das
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