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Jedes Kind ist hoch begabt: Die angeborenen Talente unserer Kinder und was wir aus ihnen machen (German Edition)

Jedes Kind ist hoch begabt: Die angeborenen Talente unserer Kinder und was wir aus ihnen machen (German Edition)

Titel: Jedes Kind ist hoch begabt: Die angeborenen Talente unserer Kinder und was wir aus ihnen machen (German Edition)
Autoren: Gerald Hüther , Uli Hauser
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Gedanken zu denken, sich eigene Kenntnisse zu erarbeiten, sich eigene Urteile zu bilden; bis wir, mit einem Wort, aufhören, in den Schulen die Rohstoffe der Persönlichkeit zu ersticken, denen wir dann vergebens im Leben zu begegnen hoffen.« So deutlich formulierte es die schwedische Reformpädagogin Ellen Key bereits zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts in ihrem Buch Das Jahrhundert des Kindes . Es wird Zeit, dass dieses neue Jahrhundert nun auch endlich anbricht.
    Wir haben dieses Buch geschrieben, weil wir überzeugt sind, dass jeder von uns in der Lage ist, etwas zu ändern. Sich zu verändern und andere. Wir beide, der Hirnforscher und der Reporter, haben uns bei einem beeindruckenden Projekt kennengelernt: dem Versuch von elf Jungen, für zwei Monate auf einer Alm zurechtzukommen. Gerald Hüther hatte von einem solchen Abenteuer immer geträumt. Und er hat mit seiner Idee, Kinder in die Berge zu schicken, ziemlich viele Menschen provoziert. Denn es waren Jungen, denen von Ärzten ein sogenanntes Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätssyndrom, kurz ADHS , attestiert worden war. Es gibt keine Symptomatik, über die die Meinungen so weit auseinandergehen. Ärzte und Wissenschaftler liefern sich heftige Auseinandersetzungen, einen Glaubenskrieg fast: Manche sagen, wenn die Pest die Krankheit des Mittelalters war, ist diese Verhaltensstörung die Pest der digitalen Moderne. Sie betrifft Hunderttausende Kinder und Jugendliche, viermal mehr Jungen als Mädchen und viel mehr Kinder in der Stadt als auf dem Land. Ihr gereiztes Gemüt wird mit Medikamenten gedimmt. Mit einem chemischen Wirkstoff namens Methylphenidat, besser bekannt unter dem Markennamen Ritalin. Das Präparat hemmt jene Bereiche im Gehirn, die für die Verstärkung innerer Impulse zuständig sind. Die Pille stellt die Kinder ruhig und beruhigt die Eltern. Zumindest die Schulzeit kann man so überstehen.
    Die betroffenen Kinder funktionieren nicht so, wie es sich Erwachsene vorstellen. Sie reagieren stärker auf Reize, sie sind empfindsam und sensibel. Ihre Lehrer sagen, ihr Verhalten sei auffällig, sie sind schwer zu kontrollieren. Und sie nerven, sich und die anderen. Die Gelehrten streiten sich schon seit Jahren, ab wann von einem Defekt zu sprechen, welche Behandlung anzuraten ist und welche Ursachen für die Herausbildung der Störung verantwortlich sind. Viele Ärzte vermuten in der verminderten Fähigkeit zur Selbststeuerung hauptsächlich einen genetischen Defekt, eine angeborene Störung des Stoffwechsels, der sich mit vergleichsweise geringem Aufwand durch Medikamente beheben lässt. Entwicklungspsychologen erklären das ADHS -Phänomen mit der zunehmenden Reizüberflutung und der abnehmenden Fähigkeit, Kinder kindgerecht zu erziehen. Der Überforderung durch immer mehr Informationen und Erwartungen in einer ausschließlich auf Erfolg und Effektivität getrimmten, einer verunsicherten und verängstigten Gesellschaft. In der immer mehr Menschen unter Depressionen leiden, weil sie nicht mehr zurechtkommen.
    Es war also einen Versuch wert, zu schauen, wie es Kindern geht, wenn sie ganz neue Erfahrungen machen. Ohne all die Ablenkungen und Ersatzbefriedigungen des Alltags. Ein Sommer ohne Süßigkeiten. Kein Fernsehen am Morgen, kein Computer am Mittag, keine Playstation am Abend. Kein Klick auf eine Tastatur. Kein Knopf, auf den man drücken kann, wenn man nicht mehr weiterweiß. In einer kleinen Hütte mit Ofenrohr und einem Plumpsklo hinterm Kuhstall sollten sie mit sich und in einer Gemeinschaft klarkommen.
    Und die Jungen erzählten ihre Geschichten. Dass man ihnen mit neun Jahren noch nicht zugetraut hat, ein Feuerzeug in die Hand zu nehmen. Oder sie in der Schule ständig vor die Tür geschickt werden. Adrian, neun, zum Beispiel, der am Anfang viel weinte, auch aus Heimweh, meinte, die Pille mache ihn traurig. Und still. Seine Eltern hatten ihn auf die Alm geschickt, weil er nicht mehr zum Doktor will. Nicht zum Psychologen und nicht zum Psychiater, um seinen Stoffwechsel untersuchen zu lassen oder seine Intelligenz. Er konnte mit sieben Jahren bereits ein Puzzle aus 500 Teilen legen, im Unterricht aber stört er. Er lässt das Lesebuch im Ranzen, steht auf, geht raus, ist unruhig. Seine Lehrerin kann so nicht arbeiten, sie kann sich nicht um jedes einzelne Kind kümmern. Oder Pascal, acht. Er nahm die Pille, seit er sechs ist: eine Tablette vor der Schule, eine halbe danach. Seine Mutter geht morgens schon um fünf aus dem Haus, um bei
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