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Jeans und große Klappe

Jeans und große Klappe

Titel: Jeans und große Klappe
Autoren: Evelyn Sanders
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einmal und wandte mich dann an Sven. »Und du vermutlich Zoodirektor?«
    Sven grinste. »Zoologische Gärten gibt es entschieden weniger als Hotels, deshalb wird es mit einer Einheirat nicht so ohne weiteres klappen. Ich habe mich darum auch für den Gartenbau entschieden. Übrigens gibt es sehr viele Gärtnereien«, fügte er ernsthaft hinzu.
    »Könntest du deine gärtnerischen Ambitionen nicht vielleicht erst einmal bei uns abreagieren? Immerhin hast du es bisher meisterhaft verstanden, deine doch offenbar schon länger bestehende Liebe zum Garten restlos zu verbergen.«
    Sven winkte ab. »Unkrautziehen und Rasenmähen hat doch nichts mit Gartenbau zu tun, das ist was für Rentner. Ich will Gartenbau-Ingenieur werden, also Parkanlagen schaffen, Freizeitzentren und so weiter.«
    »Das macht ein Gartenbau-Architekt. Der braucht aber ein Hochschulstudium und somit erst einmal das Abitur!« belehrte ich meinen Sohn.
    »Irrtum! Gartenbau-Architekten sind meistens Fachidioten, die vor dem Reißbrett sitzen und sich stundenlang den Kopf zerbrechen, ob man neben ein grünes Haus eine Rotbuche pflanzen kann oder ob man nicht lieber den Bauherrn überredet, sein Haus gelb zu streichen, weil das dann farblich besser paßt. Gartenbau-Ingenieure sind aber praxisbezogene Pioniere, die sich erst einmal bemühen, ihren Auftraggebern die Phantasievorstellungen auszureden, die ihnen der Architekt eingeredet hat, um dann die realen Möglichkeiten zu verwirklichen.«
    Das war druckreif! Trotzdem konnte ich mir nicht erklären, wo Sven diese Weisheiten aufgesammelt hatte.
    »Du scheinst immer noch zu glauben, daß es sich nur um eine fixe Idee handelt. Ich bin beim Arbeitsamt gewesen, habe mich lange mit dem Berufsberater unterhalten und noch viel länger mit dem Inhaber einer Firma, die auch maßgeblich an der Gartenbau-Ausstellung in Stuttgart beteiligt gewesen ist. Mich reizt dieser Beruf, und es ist auch völlig zwecklos, mich davon abbringen zu wollen.«
    »Will ich ja gar nicht. Ich sehe nur nicht ein, weshalb du nicht erst dein Abitur machst. Du kannst auch noch in zwei Jahren nach Regenwürmern buddeln.«
    »Das sind aber zwei verlorene Jahre. Shakespeare ist sicher ein sehr bedeutender Mann gewesen, aber seine Weisheiten nützen mir jetzt absolut nichts mehr. Wenn er sich in seinen Königsdramen wenigstens mal über die Beschaffenheit der jeweiligen Parkanlagen geäußert hätte …«
    Sascha hatte bisher den Ausführungen seines Bruders zugehört, ohne ihn ein einziges Mal zu unterbrechen, was ich für sehr bemerkenswert hielt. Normalerweise spricht er zweimal, bevor er überlegt. Jetzt argumentierte er mit Fachausdrücken, Zahlen und Fakten, denen ich nichts entgegensetzen konnte, einfach deshalb, weil ich kaum die Hälfte verstand.
    Ich begriff lediglich, daß auch Sascha das Abitur für überflüssig und seinen derzeitigen Bildungsstand für völlig ausreichend hielt.
    »Na, dann seht zu, wie ihr eurem Vater die ganze Sache beibringt«, erklärte ich abschließend und immer noch in der stillen Hoffnung, der Nachwuchs würde schließlich doch den verhältnismäßig problemlosen Schulalltag dem Erwerbsleben vorziehen.
    »Darum geht es ja gerade, Määm«, bekannte Sascha kleinlaut, »könntest du Paps nicht schon mal ein bißchen vorbereiten?«
    »Ich denke gar nicht daran! Löffelt euer Süppchen ruhig allein aus! Bei Meinungsverschiedenheiten mit euren zukünftigen Chefs könnt ihr mich ja auch nicht mehr als Prellbock vorschieben!«
    Die Knaben nickten ergeben und trotteten ins Haus. Ich trottete hinterher. Der Kaffee war inzwischen kalt geworden, und die Sonne hatte sich auch wieder hinter dunklen Wolken verkrochen. Die paßten ohnehin viel besser zu meiner seelischen Verfassung. Ich überlegte krampfhaft, womit ich meinen lustlosen Söhnen die Schule wieder schmackhaft machen könnte, aber mir fiel beim besten Willen nichts ein. Dabei ist die Schulzeit wirklich die schönste Zeit des Lebens – man merkt's bloß immer erst hinterher.
    Im Gegensatz zur herrschenden Jahreszeit, die uns außergewöhnlich milde Temperaturen bescherte, wurde das Klima innerhalb des Hauses zunehmend frostiger. Erwartungsgemäß hatte Rolf den Wünschen seiner Abkömmlinge ein kategorisches »Nein!« entgegengesetzt und eine weitere Diskussion mit dem Hinweis abgebrochen: »Was ihr nach dem Abitur anfangt, ist mir egal; von mir aus werdet Schwammtaucher oder gründet eine Sekte, aber erst bringt ihr die Schule zu Ende!«
    »Das ist doch
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