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Janusliebe

Janusliebe

Titel: Janusliebe
Autoren: E Mier
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...»
Hilflos brach sie ab. Lawrence hatte die Verbindung einfach unterbrochen,
ohne auf ihren Protest zu achten. Hastig warf Carry den Hörer auf den Nachttisch
und sprang mit beiden Beinen gleichzeitig aus dem Bett.
In zwei Minuten wollte Lawrence bei ihr sein? Wie um alles in der Welt sollte
sie es schaffen, sich in hundertzwanzig Sekunden besuchsfertig zu machen? Egal!
Wenn er sie von jetzt auf sofort überfiel, konnte er keine große Gala erwarten. Der
rosa Jogginganzug und ein Pferdeschwanz mussten für den Empfang genügen.
    Carry raste ins Bad, schlüpfte in den rosa Anzug, der an einem Haken hinter
der Tür hing, putzte sich in Windeseile die Zähne und fuhr sich dabei auch noch
rasch mit der Bürste durchs Haar. Als sie gerade dabei war, ein Gummiband um die
honigfarbene Fülle zu winden, klingelte es. Carry sah verzweifelt zwischen Spie-
gel und Badezimmertür hin und her, dann warf sie Bürste und Band ins Waschbe-
cken und stürzte ins Wohnzimmer. Im Vorbeihasten zog sie noch schnell Daphnes
Schlafzimmertür zu, um Lawrence den chaotischen Anblick zu ersparen, der ihn
noch mehr gegen seine zukünftige Schwägerin einnehmen würde.
Die letzten Schritte bis zur Wohnungstür zwang Carry sich in gemäßigtem
Tempo zurückzulegen. Sie gab sich große Mühe, ruhig und gefasst zu erscheinen,
trotzdem zitterten ihre Hände, als sie öffnete.
«Hallo, Lawrence.»
Der Duft seines herben Eau de Cologne streifte sie, als er an ihr vorbei in den
Raum trat. Carry drehte sich um und wollte ihm vorangehen, aber seine Hand
schoss vor und schloss sich um ihren Oberarm.
«Carry, ich liebe dich und ich will dich endlich heiraten.»
Verdattert starrte Carry ihn an.
«Was hast du gesagt?»
Lawrence verzog das Gesicht, als hätte er versehentlich in eine Zitronenschei-
be gebissen.
«Ich ... liebe ... dich.» Er musste die Worte regelrecht aus sich herausquet-
schen.
«Und warum?», staunte Carry, vollkommen verwirrt.
«Weil Doktor Cline es mir geraten hat!», stöhnte Lawrence gepeinigt. «Ich
muss unbedingt etwas tun, sonst gehe ich vor die Hunde.»
«He, ich bin doch keine Apotheke!» Carry war schon wieder empört. Wie
konnte Lawrence es wagen, sie aus dem Bett zu scheuchen, nur um sie mit einem
derart bescheuerten Antrag zu überfallen? Hatte sie ihm nicht schon einmal ge-
sagt, dass Vernunft alleine keine Basis für eine Ehe war? Jedenfalls nicht für Carry,
die noch an die Liebe glaubte.
«Wenn dir dein Arzt eine Ehe als Kur verschrieben hat, solltest du dich viel-
leicht nach einer geduldigen Krankenschwester umsehen. Bei mir bist du an der
falschen Adresse.»
Lawrence schüttelte verzweifelt den Kopf.
«Oh Carry, es ist alles vollkommen verkehrt gelaufen!» Mit beiden Händen
fuhr er sich durch das dichte schwarze Haar. «Ich wollte dir einen richtig schönen
Antrag machen. Ich hatte sogar Blumen besorgt, aber dann ist diese fürchterliche
Sache passiert ...»
    «Moment, Moment!» Carry hob Einhalt gebietend die Hand. «Kannst du das
etwas chronologischer erzählen?»
Lawrence seufzte.
«Okay.» Er holte tief Luft und begann. «Ich hatte Daphne gefragt, wann du
nach Hause kommst, aber sie sagte, dass du lange in der Redaktion bleiben wür-
dest. Also habe ich mir Blumen besorgt und bin zu deiner Zeitung gefahren. Dort
saß ich dann etliche Stunden in meinem Wagen und habe auf dich gewartet. Aber
plötzlich ...» Er sah verlegen zu Boden. «Ehrlich gesagt, ich bin eingeschlafen und
wurde aus irgendeinem Grunde wach. Gott sei Dank, denn ich sah, wie zwei Men-
schen miteinander kämpften.»
Jetzt flüssiger berichtete Lawrence, wie er zu den ineinander verkeilten Per-
sonen gerannt war, in der Annahme, dass es sich um zwei Streithähne handelte,
die ihren Disput handgreiflich austrugen. Erst als er sah, dass die eine Person die
andere würgte, war ihm klar geworden, dass es sich um einen regelrechten Tö-
tungsversuch handelte.
Lawrence hatte versucht, den Angreifer wegzuzerren, aber dieser hielt sein Op-
fer mit eiserner Kraft fest. Erst ein vernichtender Faustschlag hatte den Aggressor
schließlich dazu gebracht, loszulassen und sich stöhnend das Gesicht zu halten.
Erst in diesem Augenblick hatte Lawrence erkannt, dass es sich bei dem Opfer
um Carry handelte.
«Und dann kam auch schon Robby angerannt», berichtete er weiter. «Er
hat sich um dich gekümmert und die Polizei gerufen, während ich diese Frau in
Schach hielt. Sie war wie von Sinnen.»
«Ja, sie hat
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