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Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Jamey. Das Kind, das zuviel wußte

Titel: Jamey. Das Kind, das zuviel wußte
Autoren: Jonathan Kellerman
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steif, und die Bilder wurden nur leicht geknickt. Wieder schluchzte sie, dann ließ sie den Kopf auf die Tischplatte fallen und begann zu würgen.
    »Was sind das für Fotos?«, fragte Dwight hastig.
    »Wollen Sie die auch sehen?«, sagte Whitehead.
    »Cal«, sagte Milo warnend.
    Whitehead machte nur eine abschätzige Handbewegung. »Natürlich, warum denn nicht?« Dann warf er auch Dwight ein paar Bilder zu, worauf dieser sie schnell ergriff, betrachtete und heftig zu zittern anfing.
    Ich konnte seine Reaktion verstehen, denn ich kannte die Bilder bereits. Es waren grobkörnige Schwarzweißfotos, aufgenommen durch Schlüssellöcher und Tüllgardinen, aber dennoch deutlich erkennbar. Heather und Souza in heftigen Sexszenen. In seinem Büro, in seinem Schlafzimmer, auf einem Himmelbett, auf dem Rücksitz seines Rolls, in allen denkbaren Positionen. Es war die Chronik eines Ehebruchs, abscheulich und zugleich von pornografischem Reiz.
    Antrim hatte diese Bilder immer als seine Versicherungspolice bezeichnet. Er hatte diese Sammlung im Zeitraum von zwei Jahren angelegt. Dies war nicht schwer gewesen für einen Diener wie ihn, denn Diener gelten als unsichtbar, auch wenn sie ständig anwesend sind. Schon während der Fälschung der Unterschrift beim Notar hatten sie seine Anwesenheit übersehen. Genauso vergaßen sie seine Existenz im Augenblick der Lust.
    Heather würgte erneut.
    Dwight stand auf und zeigte mit dem Finger auf sie.
    »Du verdammtes Flittchen!«, schrie er über den Tisch. »Du verlogene, nichtswürdige Hure!«
    Diese Beschimpfungen rissen sie aus ihrem Zustand. Sie stand mühsam auf, zitterte dabei. Mit wilden Blicken, fleckigen Wangen, lose herunterhängendem Haar griff sie nach ihrer Abendtasche. Sie schluchzte und atmete schwer.
    »Hexe mit zwei Gesichtern«, fuhr Dwight fort und hob drohend die Faust.
    »Das kann man wohl sagen«, sagte Cash lässig und legte Dwight eine Hand auf die Schulter.
    »Du … wagst es, mir Moral zu predigen!«, schrie Heather außer sich.
    »Janusköpfige Hure!«, brüllte Dwight. »Das ist der Dank, du Schlampe!«
    »Wer bist du denn, dass du über mich urteilst?«, schrie sie und bohrte ihre Fingernägel in die Handflächen.
    Er hielt ein Foto in die Höhe. »Ich bringe mich für dich um, und das ist der Dank!«
    »Ich schulde dir nicht das Geringste!«
    Er nahm die Karaffe vom Tisch und schüttete ihr Whisky ins Gesicht.
    Sie stand da, völlig durchnässt, schlotternd und bewegte lautlos die Lippen.
    »Genug jetzt«, sagte Milo.
    »Regen Sie sich ab, und setzen Sie sich wieder«, sagte Cash zu Dwight.
    Heather heulte und schrie und zog etwas aus ihrer Abendtasche. Einen kleinen glänzenden Revolver, versilbert und mit Monogramm versehen, wie ein hübsches Spielzeug. Sie nahm ihn in beide Hände und zielte auf ihren Mann.
    Sekunden später waren drei.38er auf sie gerichtet.
    »Legen Sie die Waffe hin!«, forderte Milo sie auf. »Los, runter damit!«
    »Du elender Wurm«, sagte sie zu Dwight, bemüht, die Selbstkontrolle zu wahren.
    »Jetzt hör mir mal zu«, sagte er mit schwacher Stimme.
    »Dass du die Nerven hast, mir Vorwürfe zu machen, elender Wurm! Ein Wurm ist er, sonst nichts!« Sie zitterte und bewegte den Revolver ziellos hin und her.
    »Jetzt legen Sie endlich die Waffe hin«, rief Milo.
    »Heather, ich bitte dich«, sagte Dwight, dem der Schweiß auf der Stirn stand. Eine Hand hielt er vor die Brust, offenbar im Glauben, sich so zu schützen. »Lass das, es ist doch wirklich unnötig, dass …«<
    »Oh! Jetzt hat er Angst. Jetzt soll ich aufhören. Du kastrierter, gefühlloser Wurm. Ein Eunuch bist du, jawohl, und ein Mörder dazu!«, schrie Heather.
    »Bitte, lass es doch!«
    »Wie sonst soll man jemanden nennen, der seinen Bruder, seinen eigenen Bruder findet, den Kopf in der Schlinge, dabei, zu ersticken! Er spielte nur ein Spiel, er wollte gar nicht sterben. Wer fand seinen Bruder so und befreite ihn nicht? Wer ließ ihn einfach sterben? Wie finden Sie das?«
    »Ganz schön mies«, sagte Whitehead, legte seine.38er auf den Tisch und stellte sich lässig zwischen Heather und Dwight. Er lächelte dazu und kaute sein Kaugummi.
    Milo unterdrückte ein Fluchen, Cash hielt seine Waffe ausgestreckt in der Rechten, mit der Linken hielt er Dwights Kopf, bereit, ihn jederzeit nach unten zu stoßen.
    »Versuchen Sie nicht, ihn zu retten«, sagte Heather, »dann töte ich Sie auch.«
    Cash erstarrte.
    »Legen Sie die Waffe fort«, sagte Heather.
    Cash schüttelte den
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