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James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

Titel: James Bond 06 - Dr. No (German Edition)
Autoren: Ian Fleming
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Gegensprechanlage vor und drückte einen Knopf. »Ich bin da, Miss Moneypenny. Die Meldungen, bitte, und alles, was Sie sonst noch haben. Dann kontaktieren Sie Sir James Molony. Er wird wohl gerade seine Visite im St. Mary’s machen. Sagen Sie dem Stabschef, dass ich in einer halben Stunde 007 sehen will. Und bringen Sie mir die Strangways-Akte.« M wartete auf das metallische »Ja, Sir« und ließ den Knopf los.
    Er lehnte sich zurück, griff nach seiner Pfeife und begann, sie nachdenklich zu stopfen. Er sah nicht auf, als seine Sekretärin mit einem Stapel Papiere hereinkam, und er ignorierte sogar das halbe Dutzend mit rosa Vermerken als dringend gekennzeichneter Berichte, die obenauf lagen. Wenn sie lebenswichtig gewesen wären, hätte man ihn während der Nacht angerufen.
    An der Gegensprechanlage blinkte ein gelbes Licht auf. M nahm den Hörer des schwarzen Telefons ab, das neben drei weiteren auf seinem Schreibtisch stand. »Sind Sie das, James? Haben Sie fünf Minuten?«
    »Für Sie sogar sechs.« Am anderen Ende der Leitung lachte der berühmte Neurologe auf. »Soll ich einen der Minister Ihrer Majestät untersuchen?«
    »Heute nicht.« M runzelte missbilligend die Stirn. Die alte Marine hatte noch Respekt vor der Regierung gehabt. »Es geht um diesen Mann aus meinem Team, den Sie behandelt haben. Wir wollen uns nicht mit Namen aufhalten. Dies ist keine sichere Leitung. Wenn ich richtig verstanden habe, wurde er gestern entlassen. Ist er diensttauglich?«
    Am anderen Ende der Leitung entstand eine Pause. Nun klang die Stimme professionell und beurteilend. »Körperlich gesehen ist er fit wie ein Turnschuh. Das rechte Bein ist verheilt. Sollte keine Folgebeschwerden nach sich ziehen. Ja, er ist in Ordnung.« Es gab eine weitere Pause. »Nur eins noch, M. Er ist ziemlich angespannt, wissen Sie? Sie nehmen Ihre Männer ganz schön hart ran. Können Sie ihm für den Anfang etwas Leichtes geben? Ausgehend von dem, was Sie mir erzählt haben, hat er nun schon seit ein paar Jahren kein leichtes Los gehabt.«
    »Dafür wird er schließlich bezahlt«, erwiderte M schroff. »Wenn er noch nicht so weit ist, wird sich das schnell zeigen. Wäre nicht der Erste, der zusammenklappt. Nach dem, was Sie sagen, scheint er aber in bester Verfassung zu sein. Schließlich hat er ja auch nicht so starken Schaden genommen wie einige der anderen Patienten, die ich Ihnen geschickt habe – Männer, die ordentlich durch die Mangel gedreht wurden.«
    »Natürlich, wenn Sie es so ausdrücken. Aber der Schmerz ist eine seltsame Sache. Wir wissen nur sehr wenig darüber. Man kann ihn nicht messen – den Unterschied zwischen einer Frau, die ein Kind zur Welt bringt, und einem Mann mit einer Nierenkolik, zum Beispiel. Und Gott sei Dank scheint der Körper recht schnell zu vergessen. Aber Ihr Mann hatte beträchtliche Schmerzen, M. Denken Sie nicht, nur weil nichts gebrochen ist …«
    »Schon gut, schon gut.« Bond hatte einen Fehler gemacht und dafür büßen müssen. Auf jeden Fall schätzte M es nicht, darüber belehrt zu werden, wie er seine Agenten behandeln sollte. Auch nicht von einem der berühmtesten Ärzte der Welt. In Sir James Molonys Stimme hatte ein Hauch Kritik gelegen. »Schon mal von einem Mann namens Steincrohn gehört – Dr. Peter Steincrohn?«, fragte M abrupt.
    »Nein, wer ist das?«
    »Ein amerikanischer Arzt. Hat ein Buch geschrieben, das mir meine Leute in Washington für unsere Bibliothek geschickt haben. Dieser Mann schreibt darüber, wie viel Schmerz der menschliche Körper ertragen kann. Hat eine Liste mit den Körperteilen verfasst, ohne die ein durchschnittlicher Mann leben kann. Ich habe sie mir zur späteren Verwendung herauskopiert. Wollen Sie die Liste hören?« M griff in die Tasche seines Jacketts und legte ein paar Briefe und Papierschnipsel vor sich auf den Schreibtisch. Mit seiner linken Hand wählte er ein Stück Papier aus und faltete es auseinander. Das Schweigen am anderen Ende der Leitung verwunderte ihn nicht. »Hallo, Sir James! Hier ist die Liste: ‚Gallenblase, Milz, Mandeln, Blinddarm, eine der beiden Nieren, einer der beiden Lungenflügel, zwei seiner fünf bis sechs Liter Blut, zwei Fünftel seiner Leber, ein Großteil des Magens, anderthalb seiner acht Meter Darm und die Hälfte seines Gehirns.‘ « M hielt inne. Als sein Gesprächspartner weiterhin schwieg, fragte er: »Haben Sie dazu etwas zu sagen, Sir James?«
    Am anderen Ende der Leitung war ein widerwilliges Schnauben zu hören.
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