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James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

Titel: James Bond 06 - Dr. No (German Edition)
Autoren: Ian Fleming
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»Ich frage mich, warum er nicht noch einen Arm und ein Bein hinzugefügt hat. Ich verstehe nicht, was Sie damit beweisen wollen.«
    M lachte auf. »Ich will gar nichts beweisen, Sir James. Die Liste erschien mir einfach interessant. Ich will damit nur sagen, dass mein Mann ziemlich gut weggekommen zu sein scheint, verglichen mit dem, was andere erleiden mussten. Aber«, gab M nach, »lassen Sie uns darüber nicht streiten.« In sanfterem Tonfall fügte er hinzu: »Mir schwebt tatsächlich etwas vor, um ihm eine Verschnaufpause zu ermöglichen. Es gab einen Vorfall in Jamaika.« M betrachtete den Regen, der gegen die Fenster peitschte. »Es wird wohl in erster Linie eine Erholungskur werden. Zwei meiner Leute, ein Mann und eine Frau, sind zusammen durchgebrannt. Oder zumindest sieht es so aus. Unser Freund könnte sich dort zur Abwechslung mal als Detektiv betätigen – und das sogar im Sonnenschein. Was halten Sie davon?«
    »Genau das Richtige. An einem Tag wie diesem würde ich das sogar gern selbst übernehmen.« Doch Sir James Molony war fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass seine Botschaft bei M ankam. »Denken Sie bitte nicht, dass ich mich einmischen will, M, aber der Mut eines jeden Mannes hat seine Grenzen«, beharrte er sanft. »Ich weiß, dass Sie diese Männer als entbehrlich behandeln müssen, aber Sie wollen doch bestimmt auch nicht, dass sie im falschen Moment versagen. Dieser Mann, den ich hier behandelt habe, ist zäh. Ich würde sagen, dass er Ihnen noch gute Dienste erweisen wird. Aber Sie wissen ja, was Moran in seinem Buch über Mut zu sagen hat.«
    »Frischen Sie mein Gedächtnis auf.«
    »Er schreibt, dass Mut eine Kapitalsumme ist, die durch Ausgaben reduziert wird. Ich stimme ihm zu. Ich versuche nur, zu sagen, dass dieser spezielle Mann schon vor dem Krieg und auch in den Jahren danach eine große Menge seines Kapitals ausgegeben hat. Ich würde nicht behaupten, dass er schon im Minus ist – noch nicht –, aber es gibt Grenzen.«
    »Eben.« M entschied, dass diese Diskussion nun vorbei war. Heutzutage herrschte überall Nachgiebigkeit. »Darum schicke ich ihn ja auch ins Ausland. Urlaub auf Jamaika. Keine Sorge, Sir James. Ich werde mich schon um ihn kümmern. Haben Sie übrigens herausgefunden, was für ein Zeug ihm diese Russin da verpasst hat?«
    »Habe gestern die Antwort darauf bekommen.« Sir James Molony war über den Themenwechsel ebenfalls froh. Der alte Mann war so rau wie das Wetter. War es ihm gelungen, seine Botschaft in Ms Dickschädel einzuhämmern? »Hat uns drei Monate gekostet. Ein heller Kopf aus dem Tropeninstitut ist darauf gekommen. Es handelte sich um
Fugu
-Gift. Die Japaner verwenden es, um Selbstmord zu begehen. Es stammt aus den Sexualorganen der japanischen Kugelfische. Typisch für die Russen, etwas zu verwenden, das niemand kennt. Sie hätten genauso gut Curare nehmen können. Es hat ziemlich genau den gleichen Effekt – die Lähmung des zentralen Nervensystems. Der wissenschaftliche Name für
Fugu
lautet Tetrodotoxin. Es ist ein Teufelszeug und wirkt furchtbar schnell. Eine Dosis wie die, die Ihr Agent abbekommen hat, und innerhalb weniger Sekunden sind Muskeln und Atmung gelähmt. Zuerst sieht der arme Teufel doppelt, dann kann er seine Augen nicht mehr aufhalten. Als Nächstes kann er nicht mehr schlucken. Sein Kopf sackt auf die Brust, und er kann ihn nicht mehr aufrichten. Dann stirbt er an Atemlähmung.«
    »Zum Glück ist er davongekommen.«
    »Ein Wunder. Das ganz dem Franzosen zu verdanken ist, der bei ihm war. Er hat Ihren Agenten auf den Boden gelegt und ihn künstlich beatmet, als ob er ertrinken würde. Irgendwie hat er es geschafft, seine Lunge in Gang zu halten, bis der Arzt kam. Glücklicherweise hatte der in Südamerika gearbeitet, eine Curare-Vergiftung diagnostiziert und ihn entsprechend behandelt. Es war eine verschwindend geringe Chance. Aber da wir gerade davon sprechen, was ist aus der Russin geworden?«
    »Oh, sie ist gestorben«, antwortete M knapp. »Also, vielen Dank, Sir James. Und machen Sie sich um Ihren Patienten keine Sorgen. Ich werde dafür sorgen, dass er sich erholen kann. Auf Wiederhören.«
    M legte auf. Sein Gesicht wirkte eiskalt und ausdruckslos. Er öffnete die Akte mit den Kommunikationsprotokollen, überflog sie und schrieb ein paar Kommentare an den Rand. Ab und an führte er ein kurzes Telefongespräch mit einer der Abteilungen. Als er damit fertig war, beförderte er die Akte in den Postausgang und griff
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