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James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

Titel: James Bond 06 - Dr. No (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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weiter aufgefallen, da in Kingston viele Behinderte unterwegs waren. Aber auf dieser stillen, wohlhabenden und leeren Straße hinterließen sie einen unangenehmen Eindruck. Und es war seltsam, dass alle drei Chineger waren. Das war keine alltägliche Mischung.
    Im Kartenspielzimmer streckte sich eine sonnenverbrannte Hand zur grünen Tischmitte aus und nahm vier Karten auf. Mit einem schnappenden Geräusch wanderte der Stich zu den restlichen Karten. »Hundert Honneurs«, sagte Strangways, »und neunzig unter dem Strich!« Er warf einen Blick auf seine Uhr und erhob sich. »Bin in zwanzig Minuten zurück. Du gibst, Bill. Bestellt eine neue Runde. Ich nehme das Übliche. Und mach dir nicht die Mühe, mir in meiner Abwesenheit ein schlechtes Blatt zu geben. Das merke ich sofort.«
    Bill Templar, der Brigadier, lachte auf. Er betätigte die Glocke an seiner Seite und raffte die Karten zusammen. »Beeil dich lieber«, erwiderte er. »Du lässt die Karten immer dann kalt werden, wenn es bei deinem Partner gerade gut läuft.«
    Doch Strangways war bereits durch die Tür verschwunden. Die drei Männer lehnten sich resigniert auf ihren Stühlen zurück. Der farbige Kellner kam herein, und sie bestellten ihre Getränke sowie einen Whisky Soda für Strangways.
    Jeden Abend um Viertel nach sechs gab es diese lästige Unterbrechung, stets mitten in ihrer zweiten Runde. Zu genau diesem Zeitpunkt, selbst wenn sie mitten in einem Blatt steckten, musste Strangways in sein »Büro« gehen und einen »Anruf erledigen«. Es war verdammt nervtötend. Doch Strangways war ein wichtiger Teil ihrer Gruppe, und daher nahmen sie es hin. Er hatte niemals erwähnt, was das für »Anrufe« waren, und niemand hatte ihn je danach gefragt. Strangways’ Arbeit war tabu, und damit hatte es sich. Er war selten länger als zwanzig Minuten fort, und es war eine stillschweigende Vereinbarung, dass er in seiner Abwesenheit eine Runde Getränke ausgab.
    Die Drinks kamen, und die drei Männer begannen, über Pferderennen zu sprechen.
    Tatsächlich handelte es sich für Strangways um den wichtigsten Moment des Tages – sein Funkkontakt mit dem leistungsstarken Transmitter auf dem Dach des Gebäudes im Regent’s Park, in dem sich das Hauptquartier des Secret Service befand. Jeden Tag um achtzehn Uhr dreißig Ortszeit übermittelte er seinen Bericht und erhielt seine Befehle. Es sei denn, er meldete am Tag zuvor, dass er verhindert sein würde – zum Beispiel, weil er etwas auf einer der anderen Inseln seines Hoheitsgebiets zu erledigen hatte oder ernsthaft krank war. Wenn er sich nicht um genau halb sieben meldete, erfolgte um sieben ein zweiter Anruf, der »blaue Anruf«, und schließlich der »rote« um sieben Uhr dreißig. Wenn sein Funkgerät danach immer noch stumm blieb, galt die Angelegenheit als Notfall, und Abteilung III, seine Kontrollinstanz in London, würde umgehend Maßnahmen einleiten, um herauszufinden, was mit ihm passiert war.
    Selbst ein »blauer Anruf« würde ein schlechtes Licht auf einen Agenten werfen, es sei denn, seine schriftliche Begründung war unwiderlegbar. Londons weltweite Funkpläne waren äußerst straff, und selbst eine winzige Verzögerung durch einen zusätzlichen Anruf war ein gefährliches Ärgernis. Strangways hatte nie die Schmach eines »blauen Anrufs« über sich ergehen lassen müssen, ganz zu schweigen von einem »roten«, und war davon überzeugt, dass das auch niemals der Fall sein würde. Jeden Abend um genau achtzehn Uhr fünfzehn verließ er den Queen’s Club, stieg in seinen Wagen und fuhr die zehnminütige Strecke zu seinem hübschen Bungalow mit der fabelhaften Aussicht auf den Kingston Harbour. Um achtzehn Uhr fünfundzwanzig ging er normalerweise durch den Eingangsbereich zum hinteren Arbeitszimmer. Er schloss die Tür auf und hinter sich wieder zu. Miss Trueblood, die vorgab, seine Sekretärin zu sein, in Wirklichkeit aber seine Stellvertreterin und ein ehemaliger Chief Officer des WRNS war, saß dann bereits vor dem Funkgerät, das sich in der Attrappe eines Aktenschranks verbarg. Sie trug ihre Kopfhörer und stellte den ersten Kontakt her, indem sie sein Rufzeichen, WXN, auf vierzehn Megahertz übermittelte. Auf ihren eleganten Knien lag ein Notizblock. Strangways ließ sich auf den Sessel neben ihr fallen und setzte sich das zweite Paar Kopfhörer auf. Um genau achtzehn Uhr achtundzwanzig übernahm er von ihr und wartete auf das plötzliche hohle Geräusch im Äther, durch das sich der Kontakt

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