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James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

James Bond 06 - Dr. No (German Edition)

Titel: James Bond 06 - Dr. No (German Edition)
Autoren: Ian Fleming
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Minuten, um den Job zu erledigen. Auf die Minute genau.
    Der Leichenwagen machte eine weite Kehrtwende und bewegte sich langsam auf die Kreuzung zu. Dort bog er rechts ab und fuhr mit gemächlichen fünfzig Stundenkilometern über die Asphaltstraße in Richtung der Hügel. Seine schwarzen Wimpel kündeten von seiner traurigen Bürde, und die drei Trauernden darin saßen kerzengerade auf ihren Sitzen und hatten die Arme respektvoll vor der Brust verschränkt.
    »WXN ruft WWW … WXN ruft WWW … WXN … WXN … WXN …«
    Der Mittelfinger von Mary Truebloods rechter Hand drückte leicht auf die Taste. Sie hob ihr linkes Handgelenk. Achtzehn Uhr achtundzwanzig. Er war eine Minute zu spät. Mary Trueblood lächelte bei dem Gedanken an den kleinen, offenen Sunbeam, der sich ihr über die Straße näherte. Gleich würde sie seine schnellen Schritte hören, dann den Schlüssel im Schloss, und er würde neben ihr sitzen. Er würde ihr entschuldigend zulächeln, während er nach dem Kopfhörer griff. »Tut mir leid, Mary. Das verfluchte Auto wollte nicht anspringen.« Oder: »Man sollte doch meinen, die verdammte Polizei würde mein Nummernschild inzwischen kennen. Die haben mich in Halfway Tree angehalten.« Mary Trueblood nahm das zweite Paar Kopfhörer vom Haken und legte es auf seinen Stuhl, um ihm eine halbe Sekunde zu sparen.
    »WXN ruft WWW … WXN ruft WWW.« Sie drehte den Regler um eine Kleinigkeit und versuchte es erneut. Ihre Uhr zeigte achtzehn Uhr neunundzwanzig an. Sie begann, sich Sorgen zu machen. In wenigen Sekunden würde sich London melden. Plötzlich dachte sie, oh Gott, was soll ich tun, wenn Strangways nicht pünktlich ist? Es war sinnlos, sich London gegenüber als er auszugeben – sinnlos und gefährlich. Die Funksicherheit würde den Kontakt überwachen, wie jede Kontaktaufnahme ihrer Agenten. Diese Instrumente, die alle Besonderheiten in der sogenannten »Handschrift« des Funkers vermaßen, würden sofort feststellen, dass nicht Strangways am Schalter saß. Man hatte Mary Trueblood den Dschungel aus Funkgeräten gezeigt, der in dem stillen Raum im obersten Stockwerk des Hauptquartiers untergebracht war. Sie hatte gesehen, wie flinke Hände die Länge jedes Impulses, die Geschwindigkeit jeder Chiffrengruppe und das Zögern bei bestimmten Buchstaben registrierten. Der Controller hatte ihr das alles erklärt, als sie fünf Jahre zuvor die Stelle in der Karibik-Station angenommen hatte – wie ein Notsignal klang und wie der Kontakt automatisch unterbrochen wurde, wenn der falsche Funker auf Sendung ging. Es war die grundlegendste Sicherheitsmaßnahme für den Fall, dass ein Transmitter des Geheimdiensts in die Hände des Feindes fiel. Und wenn ein Agent gefangen genommen und unter Folter dazu gezwungen werden sollte, London zu kontaktieren, musste er nur ein paar winzige Abweichungen von seiner gewöhnlichen »Handschrift« einbauen, und würde damit seine Gefangennahme so klar und deutlich verraten, als hätte er offen davon berichtet.
    Nun war es da! Nun hörte sie das hohle Geräusch im Äther, das London ankündigte. Mary Trueblood sah auf ihre Uhr. Achtzehn Uhr dreißig. Panik!
    Aber jetzt ertönten endlich Schritte im Eingangsbereich. Gott sei Dank! In einer Sekunde würde er hier sein. Sie
musste
ihn schützen! Verzweifelt beschloss sie, es zu riskieren und die Verbindung offen zu lassen.
    »WWW ruft WXN … WWW ruft WXN … können Sie mich hören? … können Sie mich hören?« Londons Signal auf der Suche nach der Jamaika-Station war stark.
    Die Schritte waren vor der Tür.
    Besonnen tippte sie zurück: »Höre Sie laut und deutlich … höre Sie laut und deutlich … höre Sie laut und deutlich …«
    Plötzlich gab es hinter ihr eine Explosion. Etwas traf sie am Knöchel. Sie sah hinab. Es war das Türschloss.
    Mary Trueblood wirbelte auf ihrem Stuhl herum. In der Tür stand ein Mann. Es war nicht Strangways. Sondern ein großer Neger mit gelblicher Haut und Schlitzaugen. In seiner Hand befand sich ein Revolver. Er endete in einem großen, dicken Zylinder.
    Mary Trueblood öffnete ihren Mund, um zu schreien.
    Der Mann grinste breit. Langsam, fast liebevoll hob er die Waffe und schoss ihr drei Mal in die Brust.
    Die Frau kippte seitwärts von ihrem Stuhl. Der Kopfhörer rutschte von ihrem goldenen Haar zu Boden. Vielleicht eine Sekunde lang erklang noch das leise Zwitschern von London. Dann verstummte es. Das Notsignal am Pult des Controllers in der Funksicherheit hatte gemeldet, dass mit
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