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James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)

James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)

Titel: James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)
Autoren: Ian Fleming
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die Ware auf den teuflischen Weg machte, um in achttausend Kilometern Entfernung schließlich weiche Dekolletés zu schmücken.

EDELSTEINQUALITÄT
    »Nicht reindrücken. Reinschrauben«, sagte M ungeduldig.
    James Bond, der sich vornahm, dem Stabschef von Ms Worten zu erzählen, nahm die Juwelierlupe erneut vom Schreibtisch, auf den sie gefallen war, und schaffte es dieses Mal, sie sicher und fest in seiner rechten Augenhöhle einzuklemmen.
    Obwohl es Ende Juni war und strahlender Sonnenschein den Raum erhellte, hatte M seine Schreibtischlampe angeschaltet und sie so gedreht, dass sie Bond direkt anleuchtete. Bond nahm den Stein im Brillantschliff in die Hand und hielt ihn ins Licht. Als er ihn zwischen den Fingern drehte, funkelten ihm von den zahlreichen Facetten alle Farben des Regenbogens entgegen, bis seine Augen völlig davon geblendet waren.
    Er nahm die Juwelierlupe von seinem Auge und versuchte, angemessene Worte zu finden.
    M sah ihn fragend an. »Ein schöner Stein?«
    »Wundervoll«, erwiderte Bond. »Er muss sehr viel Geld wert sein.«
    »Ein paar Pfund für den Schliff«, sagte M trocken. »Das ist ein Stück Quarz. Also, versuchen wir es noch mal.« Er schaute auf die Liste, die vor ihm auf dem Schreibtisch lag, wählte ein gefaltetes Taschentuch aus, überprüfte die darauf stehende Nummer, faltete es auseinander und schob es über den Tisch zu Bond.
    Bond legte das Stück Quarz zurück auf das dazugehörige Taschentuch und griff nach der zweiten Probe.
    »Für Sie ist das leicht, Sir«, meinte er und lächelte M an. »Sie haben den Spickzettel.« Er presste die Juwelierlupe zurück in seine Augenhöhle und hielt den Edelstein – sofern es denn ein Edelstein war – ins Licht.
    Dieses Mal, dachte er, gab es keinen Zweifel. Dieser Stein wies ebenfalls die zweiunddreißig Facetten im oberen Teil und die vierundzwanzig Facetten im unteren Teil auf, die den Brillantschliff ausmachten, und besaß genau wie sein Vorgänger etwa zwanzig Karat. Doch was er nun in der Hand hielt, hatte ein Herz aus blauweißen Flammen, und die unendlichen Farben, die sich in seiner Tiefe spiegelten und brachen, stachen in seine Augen wie Nadeln. Mit der linken Hand hob er den Quarzstein hoch und hielt ihn vor der Juwelierlupe neben den Diamanten. Der Quarz war ein lebloser Klumpen Materie, der neben dem funkelnden Diamanten fast lichtundurchlässig wirkte, und die Regenbogenfarben, die er vor ein paar Minuten gesehen hatte, erschienen ihm nun plump und trüb.
    Bond legte das Stück Quarz wieder weg und starrte erneut ins Herz des Diamanten. Jetzt konnte er die Leidenschaft verstehen, die Diamanten über die Jahrhunderte hinweg geweckt hatten, die fast schon sexuelle Liebe, die sie unter jenen entfachten, die mit ihnen umgingen, sie schliffen und mit ihnen handelten. Es war die Herrschaft einer Schönheit, die so rein war, dass sie eine Art Wahrheit enthielt, eine göttliche Autorität, vor der sich alle anderen materiellen Dinge, wie dieses Stück Quarz, in Lehm verwandelten. In diesen paar Minuten hatte Bond den Mythos der Diamanten begriffen, und er wusste, dass er niemals vergessen würde, was er plötzlich im Herzen dieses Steins gesehen hatte.
    Er legte den Diamanten auf das Taschentuch und ließ die Juwelierlupe in seine Hand fallen. Dann schaute er über den Tisch hinweg in Ms aufmerksame Augen. »Ja«, sagte er. »Ich verstehe.«
    M lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Genau das meinte Jacoby, als ich letztens mit ihm bei der Diamond Corporation zu Mittag gegessen habe«, begann er. »Er meinte, wenn ich im Diamantengeschäft mitmischen wolle, müsse ich versuchen, den Kern der Sache zu verstehen. Nicht nur die Millionenbeträge, die damit zusammenhängen, oder den Wert von Diamanten als Absicherung gegen Inflation oder die sentimentalen Eigenschaften von Diamanten, die für Verlobungsringe und so weiter verwendet werden. Er sagte, man müsse die Leidenschaft für Diamanten verstehen. Also zeigte er mir, was ich Ihnen gerade gezeigt habe. Und«, fügte M mit einem dünnen Lächeln hinzu, »falls es Ihnen Zufriedenheit verschafft, mich hat dieses Stück Quarz genauso beeindruckt wie Sie.«
    Bond saß reglos da und erwiderte nichts.
    »Und nun sollten wir den Rest durchgehen«, sagte M. Er deutete auf den Stapel Papierpäckchen vor sich. »Ich habe denen erklärt, dass ich mir gern ein paar Proben ausborgen würde. Es schien ihnen nichts auszumachen. Diese Ladung wurde heute Morgen zu meinem Haus geliefert.« M
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