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James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)

James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)

Titel: James Bond 02 - Leben und sterben lassen (German Edition)
Autoren: Ian Fleming
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genial es war, für den Anfang das gesamte amerikanische Verkehrssystem zu überwachen: die Züge, die Gepäckträger, die Lastwagenfahrer, die Schiffsbelader! Ihm stand ein Heer aus Männern zur Verfügung, die keine Ahnung hatten, dass die Fragen, die sie beantworteten, von Russland gestellt wurden. Kleinkriminelle, die, falls sie überhaupt dachten, lediglich vermuten würden, dass die Informationen über Frachter und Fahrpläne an rivalisierende Transportunternehmen verkauft wurden.
    Nicht zum ersten Mal spürte Bond, wie ihm angesichts dieser kalten, brillanten Effizienz der sowjetischen Maschinerie ein Schauer über den Rücken lief. Die Angst vor dem Tod und der Folter trieb diese Maschinerie an und ihr Hauptmotor war SMERSCH – SMERSCH, das Flüstern des Todes.
    In seinem Schlafzimmer im St Regis verdrängte Bond diese Gedanken und sprang ungeduldig aus dem Bett. Ein Agent von SMERSCH befand sich in seiner Reichweite und war bereit, zerquetscht zu werden. In Royale hatte er lediglich einen flüchtigen Blick auf einen von ihnen werfen können. Dieses Mal würde er ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Mr Big, ein großer Mann? Er würde ihm einen riesigen, einen epischen Tod bereiten.
    Bond ging zum Fenster und zog die Vorhänge auf. Sein Zimmer war nach Norden ausgerichtet, nach Harlem. Bond starrte einen Moment lang auf den nördlichen Horizont, wo ein anderer Mann schlafend in seinem Bett lag. Oder womöglich war er auch wach und dachte intensiv über ihn, Bond, nach, den er zusammen mit Dexter auf den Stufen des Hotels gesehen hatte. Bond betrachtete den wunderschönen Tag und lächelte. Und keinem Mann, nicht einmal Mr Big, hätte der Ausdruck auf seinem Gesicht gefallen.
    Bond zuckte mit den Schultern und ging eilig zum Telefon.
    »St Regis Hotel. Guten Morgen«, sagte eine Stimme.
    »Den Zimmerservice, bitte«, erwiderte Bond. »Zimmerservice? Ich würde gerne ein Frühstück bestellen. Einen halben Liter Orangensaft, drei Rühreier mit Speck, einen doppelten Espresso mit Sahne. Toast. Marmelade. Alles mitbekommen?«
    Seine Bestellung wurde zur Bestätigung wiederholt. Bond ging in den Eingangsbereich und hob den dicken Stapel Zeitungen auf, der früh am Morgen leise hinter die Tür gelegt worden war. Auf dem Flurtisch befanden sich außerdem einige Pakete, die Bond ignorierte.
    Am gestrigen Nachmittag hatte er sich einem gewissen Grad der Amerikanisierung durch das FBI unterziehen müssen. Ein Schneider war vorbeigekommen und hatte seine Maße für zwei Einreiher aus dunkelblauem leichtem Kammgarn genommen (Bond hatte sich vehement gegen alles Auffälligere gewehrt), und ein Herrenausstatter hatte luftige weiße Nylonhemden mit sehr langen, spitzen Kragenenden vorbeigebracht. Er musste sich mit einem halben Dutzend ungewöhnlich gemusterten Seidenkrawatten, dunklen Socken mit ausgefallenen Verzierungen, zwei oder drei »Einstecktüchern« für seine Brusttasche, Nylonwesten und -hosen (die sich T-Shirts und Shorts nannten), einem bequemen, leichten Kamelhaarmantel mit übermäßig gepolsterten Schultern, einem grauen Hut mit hochklappbarer Krempe und einem dünnen schwarzen Band sowie mit zwei Paar handgemachten und sehr bequemen schwarzen Mokassins abfinden.
    Außerdem erhielt er eine »schicke« Krawattennadel in Form einer Peitsche, eine Brieftasche aus Alligatorleder von Mark Cross, ein einfaches Zippo-Feuerzeug, eine »Reisetasche« aus Plastik, in der sich ein Rasierer, eine Haar- und eine Zahnbürste, eine Hornbrille mit Fensterglas sowie diverse andere Kleinigkeiten befanden, und schließlich einen leichten Hartmann-Koffer, um all diese Dinge unterzubringen.
    Er durfte seine eigene .25 Beretta mit der abmontierten Griffabdeckung und das Schulterholster aus Gamsleder behalten, doch all seine anderen Besitztümer würden am nächsten Mittag abgeholt und nach Jamaika geschickt werden, wo sie auf ihn warten würden.
    Man verpasste ihm einen Militärhaarschnitt und teilte ihm mit, er komme aus Boston und sei hier, um Urlaub von seiner Arbeit beim Londoner Büro der Guaranty Trust Company zu machen. Man wies ihn auf die Unterschiede zwischen englischen und amerikanischen Ausdrücken hin und Leiter erinnerte ihn außerdem daran, nach Möglichkeit keine Wörter mit mehr als zwei Silben zu verwenden. (»Sie können jede amerikanische Unterhaltung hinter sich bringen«, erklärte Leiter, »indem Sie lediglich ‚Ja‘, ‚Nein‘ und ‚Klar‘ sagen.«) Zusammengefasst sollte er einfach
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