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James Bomb 1 - James Bomb 006 jagt Graf Dracs

James Bomb 1 - James Bomb 006 jagt Graf Dracs

Titel: James Bomb 1 - James Bomb 006 jagt Graf Dracs
Autoren: Manfred Taut
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zweieinhalb Minuten kochen lassen.
    Es war überhaupt ein scheußlicher Morgen gewesen. Die Schlangentänzerin war er nur sehr mühsam losgeworden. Sie hing nach dem Erwachen mit der Kraft einer Boa constrictor an seinem Hals, aber das war wohl berufsbedingt. Dann war noch das vierlagige Toilettenpapier zu Ende gegangen, und schließlich war der betagte Bentley nicht angesprungen, so daß Bomb mit dem Bus ins Büro fahren mußte. Es gab solche Tage, an denen alles schieflief.
    „Ich sagte, Sie sehen mitgenommen aus“, wiederholte M ungeduldig.
    Bomb schreckte aus seinen Gedanken auf.
    „Wie — wie meinen Sie, Sir?“ stammelte er.
    „Es ist wohl spät geworden?“ fragte M süffisant.
    „Jawohl, Sir“, sagte Bomb zerknirscht. „Der Innendienst reibt mich auf, ich bin das nicht gewohnt. Ich habe heute nacht noch lange zu Hause gearbeitet.“
    M griff nach seiner Pfeife und begann sie umständlich zu stopfen. Dann entzündete er sie bedächtig und begann große Rauchwolken zu produzieren. Bomb mußte husten. Es war ein scheußliches Kraut, was M da verpaffte. Es roch wie eine Mischung aus Senfgas und verbranntem Steak und wurde bei Dunhill speziell für ihn gemischt. Bomb trieb es das Wasser in die Augen.
    „Na ja.“ M schien gerührt, als er Bombs Tränen sah. „Das ist jetzt vorbei. Für eine Weile werden Sie keine Akten mehr zu Hause aufarbeiten müssen. Ich habe einen neuen Auftrag für Sie.“
    „Wirklich, Sir?“ rief Bomb.
    Er griff nach M’s Hand und bedeckte sie mit dankbaren kleinen Küssen. i
    „James“, sagte M unwillig, wobei er aber ein nachsichtiges Lächeln nicht ganz unterdrücken konnte, „Dienst ist Dienst, und Schnaps ist Schnaps!“
    „Verzeihung, Sir“, sagte Bomb beschämt.
    „Also hören Sie zu“, sagte M. „Sie müssen nach Personien. Die Amerikaner haben uns wieder einmal um Hilfe gebeten. Ich weiß zwar nicht, warum wir denen immer wieder die Kastanien aus dem Feuer holen, aber das liegt uns Engländern wohl so im Blut, wir mit unserer verdammten sentimentalen Uneigennützigkeit.“
    Er stand auf und trat vor die Weltkarte, die hinter seinem Sessel an der Wand hing.
    Er hatte furchtbar ausgebeulte Hosen.
    Sein Zeigefinger deutete auf den Vorderen Orient.
    „Wie Sie wissen, ist Personien für unser westliches Verteidigungssystem von großer strategischer Wichtigkeit. So nahe am Eisernen Vorhang gelegen, ist es der vorderste Radar- und Raketenstützpunkt der Alliierten. Sein Verlust wäre eine eminente Schwächung unserer Verteidigungskonzeption. Noch ist zwar der personische Kaiser, der Shuh, und die derzeit hinter ihm stehende Regierung prowestlich gesinnt, aber es sind starke oppositionelle Kräfte am Werk, die die Nato-Raketen aus dem Lande haben wollen.“
    Bomb nickte zustimmend. Der Shuh und seine Shubanuh waren die Lieblingskinder der Massenblätter und Sonntagszeitungen. Das Märchenpaar hatte vor eineinhalb Jahren geheiratet, aber der sehnlichst erwartete Thronfolger hatte sich noch nicht eingestellt. Das Herzeleid dieser Familie wurde allwöchentlich von den Leuten mit Wonne gefressen.
    Als hätte er Bombs Gedanken erraten, fuhr M fort: „Sie wissen, daß die Stellung des Shuhs, solange kein Thronfolger in Sicht ist, nicht die beste ist. Ein Teil des Volkes hängt wohl noch an der Monarchie, aber wenn sich kein Erbe einstellt, wird dieser Teil wankelmütig und die Opposition stärker.
    Das Folgende, 006, fällt unter strengste Geheimhaltung: Wir wissen aus sichersten Quellen, daß die Schuld der Kinderlosigkeit nicht bei der Shubanuh liegt. Der Shuh leidet nämlich, wie wir erfahren haben, seit ungefähr zwei Jahren an einer rätselhaften Auszehrung, einer mysteriösen Art von Blutarmut, so daß man munkelt, die Hochzeit wäre noch gar nicht vollzogen worden. Er ist zu schwach zum... Äh, Sie verstehen?“
    Manchmal war M von einer altjüngferlichen Prüderie. Bomb blickte ihn mit ungläubigen Augen an.
    „Ja“, sagte M verlegen, „so ist das. Wenn die Shubanuh guter Hoffnung wäre, wären wir auch wieder guter Hoffnung... Sie verstehen, was ich meine?“ Bomb blickte verständnislos. „Man sollte nachhelfen“, sagte M ungeduldig. „Sie sollten — Sie sollten nachhelfen, 006.“
    „Sie — Sie meinen, Sir“, stotterte Bomb, „ich soll...“
    M wiegte bedächtig den Kopf.
    „Ich gebe Ihnen keinen ausdrücklichen Befehl. Es gibt Dinge, die kann man nicht befehlen. Ich verlasse mich da ganz auf Ihr Gespür und Ihre Erfahrungen — äh —
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