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Jahrmarkt der Unsterblichkeit

Jahrmarkt der Unsterblichkeit

Titel: Jahrmarkt der Unsterblichkeit
Autoren: Paul Gallico
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Schönheit erfüllt war.»
    Sears nickte, steckte sich selbst ebenfalls eine Zigarette an und fand bei der Bewegung die Gelassenheit, auszusprechen, worüber er nachgedacht hatte. Er sagte: «Das macht alles ein wenig schwerer, nicht wahr?»
    «Was macht es schwerer, Joe?»
    «Was wir neulich nachts auf dem See anscheinend nicht lösen konnten.»
    In der Art, wie Clary ihn ansah, war etwas Nachdenkliches und Wissendes, was er nicht zu ergründen vermochte.
    Sie sagte: «Vermutlich. Ich hatte bisher noch nicht daran gedacht.»
    Er fragte unbeholfen: «Liebst du mich?»
    «Ja, Joe, ich liebe dich.»
    «Würdest du mich heiraten?»
    Ein leises Lächeln spielte um ihre Mundwinkel. «Ist das ein Antrag, Joe?»
    Er erwiderte: «Es war eine Frage.»
    «Ja, Joe, ich würde dich heiraten.»
    «Halt mich nicht zum Narren, Veilchenauge. Du bist jetzt eine reiche Erbin.»
    Clary fragte: «Hast du Angst, eine Frau mit Geld zu heiraten, Joe?»
    «Nein, die habe ich nicht. Ich könnte sehr glücklich werden mit viel Geld. Aber du wärest eine Närrin, einen Landstreicher wie mich zu heiraten, selbst wenn du glaubst, du liebtest mich. Früher oder später würde es dir leid tun, und du würdest mich hinauswerfen. Wir wären vielleicht beide besser dran, wenn du es gleich jetzt tätest, ehe ich Zeit finde, mir noch teurere Gewohnheiten zuzulegen, als ich sie jetzt schon habe.»
    Clarys Lächeln verschwand. Sie griff in die Tasche ihres Kleides und holte ein Kabelgramm heraus, das von Tiberias herübergeschickt worden war, und reichte es Sears. Sie sagte: «Vielleicht kann dich das beruhigen. Braverman, der es unterschrieben hat, ist der Familienanwalt.»
    Sears warf einen Blick darauf und sah das Mädchen mit großen Augen an. «Nein!» sagte er. «Heißt das...»
    Clary nickte. «Hannah ist ohne Testament gestorben. Ich wußte es schon. Sie wollte nie einen Letzten Willen aufzeichnen, weil das die Anerkennung bedeutet hätte, daß sie eines Tages sterben müsse.»
    Sears sagte: «Teufel! Aber dann bist du...»
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. Sie war vollkommen ruhig und unbewegt. «Nein. Da ist eine nähere Verwandte, eine Tante von der Seite ihres Vaters. Von der lebt noch ein Großneffe. Der bekommt, was übrigbleibt; aber der größte Teil des Vermögens geht an die Anwälte und Steuereinnehmer.» Plötzlich fiel ihr etwas ein, und das Lächeln erhellte ihr Gesicht wieder. «Ist das nicht wunderbar, Joe, daß sie starb, ohne sich darum zu kümmern?»
    Sears dachte einen Augenblick nach und sagte dann: «Aber was wird dann mit dir? Wie hat sie dich denn behandelt? Hat sie dich beschwatzt, ihr dein Leben für gar nichts zu widmen?»
    «Nein», erwiderte Clary, «das hat sie nicht getan. Als ich zu ihr kam, legte sie ein Kapital für mich fest, dessen Einkommen ich während meines Lebens erhalte.»
    Sears sagte nichts, und wenn er Erleichterung verspürte, brachte er es fertig, nichts davon zu zeigen. Er beobachtete Clary, weil etwas um ihre Augen und um den Mund eine leise Belustigung verriet und ihm klarmachte, daß sie ihm noch nicht alles berichtet hatte.
    Er täuschte sich nicht, denn nach einer Weile fuhr sie fort: «Du siehst also, Joe, daß du dir keine Sorgen zu machen brauchst, das Spielzeug einer reichen Frau zu werden, das sie wegwirft, wenn sie es zerbrochen hat. Du müßtest ein armes Mädchen heiraten.»
    Sears war noch nicht so weit, sich darüber zu amüsieren. Er sagte: «Ich verstehe das noch nicht.»
    «Ach», erwiderte Clary mit erstaunlicher Gelassenheit, «Hannah hat nichts dem Zufall überlassen und sich nicht der Gefahr ausgesetzt, mich zu verlieren. Sie hatte drei Schwerter über meinem Kopf aufgehängt: das Kapital für meine Rente sollte verfallen, wenn sie mich entließ — oder wenn ich wegging...»
    «Und das dritte?»
    «Falls ich heiratete.»
    Sears starrte sie ungläubig an. «Ohne jeden Vorbehalt?»
    «Ja. Bist du nun sehr enttäuscht, Joe?»
    Sears sagte: «Gott, wie gemein sie war! Sie rächte sich an dir, weil sie selber nicht geheiratet hatte.»
    Clary schüttelte den Kopf. «Nein, sie war nicht gemein. Sie war krank. Und außerdem habe ich zugestimmt.»
    «Du warst zu jung, um zu wissen, was du tatest.»
    Clary sagte: «Ich glaube, sie hätte das eines Tages geändert. Den Eindruck hatte ich immer. Wenn sie nach Flaus zurückgekehrt wäre, hätte sie es bestimmt getan. In ihrer Art hatte sie etwas für mich übrig...»
    «Aber jetzt läßt sich nichts mehr machen. Meinst du das? Wenn du
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