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Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin

Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin

Titel: Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin
Autoren: Andrea Schacht
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suchen!«
    »Ist recht. Um halb sieben gibt es Abendessen. Wär gut, wenn du dann wieder zurück wärst.«
    »Ja, bin ich.«
    Wie schon zuvor streifte Feli an den Gärten entlang, rief den Namen ihres Katers, gab kleine lockende Laute von sich, blieb stehen, lauschte angestrengt. Doch weder ein jämmerliches noch ein freudiges Maunzen war zu hören. Nur Chipolata saß in hoheitsvoller Haltung auf der Gartenmauer und schien in ihre eigenen Meditationen versunken zu sein. Feli trat zu ihr, die Katze sah sie an. Eigentlich hätte sie gerne das schwarze Fell gestreichelt, aber Madame gestattete keine ungebetenen Berührungen. Daher sammelte Feli nur ein leises Schnurren in ihrer Kehle. Chip legte den Kopf schief.
    Schnurren, das verstand jede Katze, und schnurren konnte Feli recht gut. Sie hatte eine ausgezeichnete Lehrerin in dieser Kunst gehabt.
    »Hast du Pu-Shen gesehen?«, fragte sie mit sanfter Stimme. Nicht dass sie eine Antwort erwartete, aber Katzen waren kluge Wesen, und sie verstanden mehr, als viele glaubten.
    Chipolata kratzte sich am Ohr. Dann hüpfte sie von ihrem Platz und beschnüffelte ausgiebig die Zaunlatten.
    Katzen hinterließen Geruchsnachrichten, das hatte Feli gelernt. Und sie bedauerte, dass ihre Nase nicht so fein war wie die von Chip, sonst hätte sie vielleicht eine Spur aufnehmen können. Wenn Finn hier wäre, würde er ihr vielleicht helfen können, aber der kam, seit er studierte, nur am Wochenende nach Hause, um seine Wäsche im Hotel Mama abzuliefern. Finn hatte das Fährtenlesen von einigen Meistern gelernt. Tatsächlich hatte er geradezu kätzische Fähigkeiten entwickelt, beinahe unsichtbare Spuren zu erkennen.
    Feli setzte sich auf die Mauer und sah Chipolata zu, die weiter einige Blätter des Kirschlorbeers beroch und schließlich müßig an einem Grashalm nagte. Sie schien sich keine Sorgen um ihren Kumpel Pu-Shen zu machen.
    Warum war der kleine Kater verschwunden? Sicher neigten Katzen zum Herumstreunen, aber seit er bei ihr lebte, hatte er sich kaum weiter als in den Nachbargarten gewagt. Er hatte Angst vor Autos, und über die Straße war er noch nie gelaufen. Keiner der Nachbarn hatte ihn gesehen, alle hatten entgegenkommend in ihren Garagen, Gartenhäuschen und Kellern nachgeschaut, ob er sich dort versteckt hatte.
    Chip kam und sprang zu ihr auf die Mauer. In höflichem Abstand blieb sie sitzen und starrte auf die andere Straßenseite. Die Kätzin war weit unternehmungslustiger als Pu-Shen, sie hatte gleich zu Beginn ihr Revier gegen zwei Tigerkater verteidigt, eine Siamesin das Fürchten gelehrt und einem Dackel die Nase blutig gekratzt. Jetzt war sie die Chefin über den halben Straßenzug und herrschte über ihren Haushalt mit scharfer Kralle. Mit Pu-Shen hingegen verstand sie sich recht gut, vielleicht weil der Kater so sanftmütig war. Manchmal balgten sie miteinander, übermütig wie kleine Kinder. Und wenn sie sich unbeobachtet fühlten, dann putzten sie sich gegenseitig auch schon mal einträchtig das Fell.
    Warum war Pu-Shen weggelaufen?
    Oder hatte ihn jemand eingefangen und mitgenommen?
    Es gab Menschen, die das taten. Finn war im vergangenen Jahr mit solchen Idioten herumgezogen. Sie hatten eine Katze gefangen und wollten sie quälen und umbringen. Finn hatte das Tier gerettet und war von seinen Freunden dafür verprügelt worden. Und damit hatte alles angefangen.
    Denn die Katze war Bastet Merit gewesen, Herrin über Trefélin.
    Wie so oft tastete Feli nach dem Ring in ihrem Ohr. Unglaubliches war geschehen, Bedrohliches, Gefährliches, Atemberaubendes. Sie und Finn hatten Dinge erlebt, die ihr Leben verändert hatten. Zum Besseren, das hatten sie beide schließlich erkannt. Aber sie hatten beide auch eine Last auf sich genommen, und sie trugen beide eine Sehnsucht in ihren Herzen.
    »Maumau!«, sagte Chipolata und sprang von der Mauer.
    Feli sah auf, und dann geschah alles gleichzeitig.
    Auf der anderen Straßenseite kam Pu-Shen angehumpelt. Ein Sportwagen näherte sich mit hoher Geschwindigkeit, ein Kleinwagen kam entgegen. Chipolata sprang auf die Straße, Feli hechtete hinterher. Bremsen quietschten, Blech kreischte. Feli schlidderte auf dem Bauch über die Motorhaube, zog den Kopf ein und rollte sich auf dem Asphalt ab. Ein Mann brüllte Flüche, eine Frau keifte, ein Kind heulte. Pu-Shen drückte sich mit bebenden Flanken an eine Mülltonne, auf der Chipolata thronte.
    Benommen rappelte Feli sich auf die Knie. Ihre Handflächen und Unterarme taten weh,
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