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Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin

Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin

Titel: Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin
Autoren: Andrea Schacht
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gehört, ebenso wie die kleine goldene Kreole, die Feli seit deren Tod im vergangenen Frühjahr immer im Ohrläppchen trug.
    Eine weitere kleine Statue hatte sie selbst erworben, und die zeigte die katzenköpfige Göttin Bastet. Sie hatte diese Nachbildung in einem Museumsshop entdeckt, und sie hatte Feli derart angezogen, dass sie ihr Taschengeld dafür ausgegeben hatte. Bastet galt als Beschützerin der Katzen, aber sie war auch eine lebenslustige Göttin, die viel für Musik und Tanz übrighatte und für geistige und körperliche Gesundheit sorgte. Nun lächelte die schlanke Ägypterin Felina zu, und dann und wann lächelte sie zurück.
    Unter dem Tisch stand auch noch der Weidenkorb, in dem einst für ein paar Wochen ein schwarzer Kater sein Lager gefunden hatte. Pu-Shen hatte einmal an dem Korb gerochen und dann gebührend Abstand davon gehalten. Offensichtlich waren noch deutliche Besitzansprüche an ihn geknüpft.
    Feli selbst saß versonnen an dem Tisch und streichelte die Katzenfigur.
    Es war jetzt einen Monat her, dass sie Pu-Shen wiedergefunden hatte, und seither wollte der Kater kaum noch das Haus verlassen. Nur zweimal am Tag strich er inwärts um den Zaun, ansonsten blieb er auf einem Gartenstuhl liegen und beobachtete Vögel und Schmetterlinge. Nur Chipolata schaffte es hin und wieder, ihn aufzuschrecken und eine Balgerei mit ihm zu beginnen.
    Feli hatte alles versucht, Pu-Shen verständlich zu machen, dass sie ihm nicht böse war, aber der Kater hatte sich von seinem schlechten Gewissen noch immer nicht erholt. Was mochte da nur vorgefallen sein?
    Sei’s drum, befand Feli und betastete den Ring in ihrem Ohr. Wie so oft zog ein leises Sehnen an ihrem Herzen. Das Geheimnis, das er barg, konnte sie niemandem anvertrauen –außer Finn. Und von ihm wusste sie, dass er diese Sehnsucht teilte. Wann immer sie sich trafen, spürte sie es, und manchmal sprachen sie darüber. Ihre Tante glaubte, Finn sei ihr Freund, und verdrückte sich immer taktvoll, wenn er sie besuchte. Ein Freund war er auch, sicher. Das, was sie gemeinsam erlebt hatten, hatte ein festes Band zwischen ihnen geknüpft, das allerdings nichts mit einer Liebesbeziehung zu tun hatte. Sie respektierte ihn. Als sie zurückgekommen waren, hatte er endlich seinen Weg gefunden. Er hatte ein Praktikum bei Nathan Walker, dem Förster, begonnen und studierte jetzt Forstwirtschaft. Sie wusste, dass auch er – ähnlich wie sie – hin und wieder unter Albträumen litt. Das war etwas, womit sie zu leben hatten, und einmal hatte Finn sogar gesagt: »Manchmal denke ich, es wäre besser gewesen, sie hätten mir die Erinnerung genommen.«
    Seine Albträume waren schlimmer als ihre, qualvoller und grausamer, das wusste sie. Aber weder seine noch ihre wogen die guten Erinnerungen auf.
    »Wir haben Freunde gefunden, Finn. Möchtest du die wirklich vergessen?«
    Er hatte gelächelt und den Kopf geschüttelt.
    »Nein, Feli. Ich vermisse sie oft. Nefer und Sem und sogar diese komische Che-Nupet.«
    »Man könnte einfach rübergehen, wir haben die Ringe.«
    »Ja, könnte man.«
    »Macht man aber nicht.«
    »Vielleicht wollen sie uns prüfen …«
    Feli hatte sich so etwas auch schon überlegt. Denn noch mehr lastete auf ihr ein weiteres Geheimnis, das zu wahren sie versprochen hatte. Wenn sie es preisgeben würde, war ihr Leben verwirkt. Obwohl Che-Nupet sich als ihre Freundin bezeichnete – sie hatten gemeinsam etwas außerordentlich Verbotenes getan –, die seltsame Katze würde Feli trotz aller Zuneigung töten müssen.
    Also schwieg sie, träumte manchmal von Trefélin und seinen bezaubernden Bewohnern.
    Aber manchmal wurden diese Träume auch beängstigend. Dann kamen wieder die Panther auf sie zu, jagten sie und wollten sie töten. Inzwischen hatte sie festgestellt, dass vor allem in den Nächten des abnehmenden und des neuen Mondes diese Szenen sie schreckten.
    Pu-Shen kam angemaunzt und hatte ein Anliegen, das etwas mit einem Vogel vor dem Fenster zu tun haben musste, der leider nicht in seiner Reichweite war. Feli wachte aus ihren Gedanken auf und öffnete ihm das Fenster.
    Und widmete sich wieder der Gegenwart.
    Es gab wichtigere Dinge in Angriff zu nehmen. Die Abiturarbeiten waren geschrieben, es gab dafür nichts mehr zu lernen und vorzubereiten. Ihren Führerschein hatte sie gemacht – auch den für Motorräder, was ihre Eltern noch gar nicht wussten. Und das bedeutete, dass der Stress noch nicht vorbei war.
    Denn da war ihre Zukunft, und da war
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