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Jägerin der Nacht - Der Anfang (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)

Jägerin der Nacht - Der Anfang (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)

Titel: Jägerin der Nacht - Der Anfang (Ein Patricia Vanhelsing Roman) (German Edition)
Autoren: Alfred Bekker
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Schlichten behauptet in seinem Buch Absonderliche Kulte, daß ein Rachegeist nicht immer durch den Tod derer befriedet wird, die das Unrecht verursacht haben. Es könne auch zu einer Art Spaltung kommen.
    Die Seele des Rächers auf der einen - und ein finsterer Dämon auf der anderen Seite. Und dieser Dämon setzt die Rache fort. Notfalls an Nachfahren oder Amtsnachfolgern der Beschuldigten."
    "Oder an deren Wiedergeburten...", stellte Tom fest.
    "Deswegen jagt er mich!"

    "Ein solcher Dämon wird mehr und mehr zu einem blindwütigen Mörder", erläuterte Milton. "Zumindest, wenn man nach von Schlichtens Schilderungen geht, die sich auf Quellen des Mittelalters beziehen. Er ernährt sich von mentaler Energie -
    wie sie im Augenblick des Todes frei wird. Und irgendwann ist es ihm gleichgültig, ob die Ermordeten etwas mit dem Unrecht zu tun hatten, das er ursprünglich rächen wollte. Der Geist der Rache verselbständigt sich, während die Seele dessen, dem so übel mitgespielt wurde, längst ihren Frieden gefunden hat."

    *
    Einige lange Augenblicke herrschte Schweigen. Betretenes Schweigen. Der alte Butler betrat den Raum, um uns etwas zu Trinken anzubieten. Aber niemand von uns hatte für einen Drink den rechten Appetit.
    "Sind Sie dem Leichenwagen bereits begegnet, Mr. Hamilton?"
    fragte Alexander Milton schließlich.
    Tom nickte.

    "Ja."
    "Warum..."
    "Warum ich noch hier vor Ihnen stehe?" Tom zuckte die Achseln. "Ich weiß es nicht. Ich konnte dieses Wesen irgendwie abwehren. Durch Konzentration. Aber über solche Dinge werden Sie mehr wissen als ich."
    Milton verzichtete auf eine direkte Erwiderung. Er kratzte sich am Kinn.
    Dann blitzte es plötzlich in seinen Augen.
    "Kommen Sie!" forderte er. Er sah erst Tom, dann mich an. "Sie auch, Miss Vanhelsing! Ich möchte Ihnen etwas zeigen."
    Eric fragte: "Was haben Sie vor, Mr. Milton?"
    "Holen Sie den Schlüssel, Eric!" war die Erwiderung. "Den Schlüssel für die Garage..."
    Eric zögerte.
    Erst später konnte ich mir erklären, weshalb.
    Er sah Tom und mich nacheinander kurz an und wirkte verändert dabei. Anspannung stand überdeutlich in sein Gesicht geschrieben.

    Dann nickte er.
    "In Ordnung", murmelte er halblaut. "So soll es geschehen..."

    *
    Wir traten hinaus ins Freie. Es herrschte eine feuchte, unangenehme Kühle, die einem unbarmherzig die Kleidung hindurchschnitt. Eine Kälte, die mir durch Mark und Bein ging.
    Die Nebelschwaden, die vom Fluß heraufgezogen waren, bildeten jetzt eine Mauer aus undurchdringlichem Grau, die die Villa der Bascombs von allen Seiten einzuschließen schien.
    Wir stiegen die Stufen des Portals hinab.
    Die Garage war ein Nebengebäude, das etwa vierzig Meter vom Haupthaus entfernt lag.
    Cyril, der alte Butler ging voran.
    Er schien nicht sehr begeistert von dem zu sein, was Alexander Milton vorhatte.

    Ich ließ den Blick schweifen. In der Ferne glaubte ich, ein Motorengeräusch aufheulen zu hören.
    Kein Wunder! Dort ist eine Straße! sagte ich mir. Aber ein gewisses Unbehagen blieb. Ich hatte das Gefühl, daß uns allen etwas Entscheidendes bevorstand. Eine seltsame Unruhe hatte mich erfaßt.
    Tom nahm mich in den Arm.
    Er lächelte mich an.
    Ich legte für einen Augenblick den Kopf an seine Schulter.
    Seine Hand strich mir zärtlich über das Haar.
    "Ich hoffe, wir finden einen Weg, Patti", sagte er leise.
    "Einen Weg, um dieses Dämonenwesen zu stoppen."
    "Ja", flüsterte ich. "Das hoffe ich auch...
    Wir erreichten die Garage. Ich schaute in Richtung des Themseufers, daß auf Grund des Nebels nur noch zu erahnen war. Die Szenerie wirkte gespenstisch.
    Wie ein Bild, aus dem jemand Teile ausradiert hat! ging es mir schaudernd durch den Kopf.
    Eric machte sich indessen an dem dicken Schloß zu schaffen, das das zweiflügelige große Tor der Garage versperrte.

    Gemeinsam mit dem Butler öffneten sie das Tor.
    Die Garage war...
    ...leer!
    "Kurz nachdem wir den Geist von Zachary Bascomb in einer Senace zu beschwören suchten, nahm das Unglück seinen Anfang", berichtete Sandra. "Die Garage war leer, obgleich der Leichenwagen nie aus diesem Raum herausbewegt worden war!
    All die Jahre hatte das gute Stück hier gestanden und ist von Cyril liebevoll gepflegt worden..."
    "Aber seit jenem Tag ist der Wagen verschwunden!" ergänzte Eric. Er bedeutete uns mit seiner Gestik, etwas näherzutreten. Dann streckte er den Arm aus und zeigte auf den Boden.
    Ich betrat die Garage, sah mich etwas um.
    Zunächst bemerkte ich nichts
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