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Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker

Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker

Titel: Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker
Autoren: Jocelynn Drake
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wenig kultivierter gewesen wäre. Ich bin schließlich erst sechshundertdrei Jahre alt und zähle noch nicht zu den Alten.
    Ich richtete mich auf und ermahnte mich, locker zu bleiben. Danaus holte einige Male stockend Luft, bevor seine Atemzüge wieder gleichmäßiger wurden. Das Luftholen würde ihm noch eine ganze Weile wehtun, aber zumindest konnte er es noch. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, fasste ich mir an die Wange und hielt die Hand in mein Gesichtsfeld. Zwei Finger waren blutig, und ich leckte sie langsam ab und genoss den kupferigen Geschmack. Der Schmerz war bereits wieder vergangen, und ich spürte, wie die Wunde sich schloss. Schon bald würde nur noch ein getrockneter Blutfleck zu sehen sein.
    Das bisschen Blut hatte schon genügt. Der Geschmack hatte meine Begierde entfacht, die wie Feuer in meinen Adern brannte. Es war zwar mein eigenes Blut gewesen, aber das spielte keine Rolle. Ob das Blut von einem Vampir oder einem Menschen oder von was auch immer stammte, das Danaus sein mochte, es barg die Energie der Seele, die Essenz allen Lebens, und ich wusste, dass ich schon bald von seinem Blut kosten würde.
    Ich griff ihn erneut an, aber Danaus war echt auf Zack.
    Er schwang seinen Dolch und zielte abermals auf meinen Hals. Ich fing seine Hand mühelos ab. Als er mir mit der Linken einen Faustschlag ins Gesicht verpassen wollte, schlug ich sie zur Seite. Ich drückte seine Hand immer fester zusammen, um ihn zu zwingen, den Dolch fallen zu lassen, doch er ließ sich, allem Schmerz zum Trotz, nicht dazu bewegen. Dann sah ich aus den Augenwinkeln, wie er mit der linken Hand nach einer anderen Waffe an seinem Gürtel griff.
    „Na schön", knurrte ich, packte ihn am linken Handgelenk, blockierte sein Standbein und warf ihn nach hinten. Ich ließ mich mit ihm fallen, und als ich auf ihm lag, drückte ich seine Hände auf den Boden. Er war zwar stämmiger als ich, aber ich war trotz seiner Muskeln stärker als er. Ein Vampir zu sein hat eben seine Vorteile. Ich zog langsam die Beine an und setzte mich rittlings auf ihn. Als ich die harte Beule in seiner Hose spürte, schaute ich grinsend auf ihn hinunter. Er trug keine Pistole. Nachtwandler konnte man nicht erschießen, es sei denn, man steckte uns den Waffenlauf in den Mund und drückte ab, aber im Großen und Ganzen konnten uns Kugeln nichts anhaben.
    „Wusste ich doch, dass du dich freust, mich zu sehen", schnurrte ich amüsiert. Danaus funkelte mich wütend an. Mir war natürlich klar, dass ihn die Gewalt erregte, nicht meine Wenigkeit. Der Kampf. Der Nervenkitzel.
    Ich wünschte, ich hätte seine Gedanken lesen können, denn er starrte mich jetzt an, und irgendetwas schien ihn zu beschäftigen. Sicher, ich war eine schöne Frau, aber alle Nachtwandler sahen gut aus. Wäre er so leicht abzulenken gewesen, hätte er schon längst das Zeitliche gesegnet.
    Die Frage, die ich in seinen Augen aufflackern sah, war vermutlich der einzige Grund, warum er noch keinen ernsthaften Versuch unternommen hatte, mich zu töten. Wir hatten miteinander gespielt, ohne dass es zu einem tödlichen Angriff gekommen war. Die anderen Kämpfe, die ich beobachtet hatte, waren ziemlich kurz gewesen.
    Seine Attacken waren immer sehr präzise und effizient und darauf ausgerichtet gewesen, den Gegner schnellstmöglich zu erledigen. Vielleicht waren wir noch dabei, einander abzuschätzen, und genossen die steigende Spannung, aber ich hatte das Gefühl, dass noch etwas anderes in der Luft lag.
    Während ich seine Handgelenke weiter festhielt, legte ich mein Kinn auf sein Brustbein und sah ihm in die Augen. Ich spürte, wie er sich unter mir anspannte, aber er wehrte sich nicht und versuchte auch nicht, mich abzuwerfen. Obwohl meine Lippen nur ein paar Zentimeter von seiner Brust entfernt waren, konnte ich ihn aus dieser Position nicht beißen. Das wussten wir beide, und so lag er regungslos da und wartete ab.
    Ich atmete tief ein, um seinen Geruch in mich aufzunehmen. Ich roch Schweiß und ein typisch männliches würziges Aroma, aber da war noch mehr: Wind, Meer und vor allem Sonne. Dieser Geruch war so intensiv, dass ich ihn schmecken konnte, und er beschwor alte Erinnerungen herauf; Erinnerungen daran, wie es war, sich nackt in der Sonne zu aalen.
    Ich musste schleunigst von ihm hinunter und auf Abstand gehen. Seine Macht, die ihre Arme um meinen kühlen Körper schlang, machte mich ganz schwindelig. Und nicht nur das. Aber solche Gefühle waren uns in dieser Nacht nicht dienlich -
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