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Jaegerin der Daemmerung

Jaegerin der Daemmerung

Titel: Jaegerin der Daemmerung
Autoren: Christine Feehan
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zu lassen.«
    Ivory rang sich ein Lächeln ab, das ihre geraden und schneeweißen Zähne zeigte. Ihre Lippen waren rot und voll. Als sie den Kopf zur Seite legte, tastete sie mit den Augen sein Gesicht ab, um zu ergründen, wie gefährlich er wirklich war. »Ich hatte ja keine Ahnung, was für ein Narr aus dir geworden ist, Cristo.« Sie benutzte absichtlich den Kosenamen aus früheren Zeiten, in denen sie oft und gern miteinander gespielt hatten. Damals, als sie Kinder waren. Früher, als ihre Welt noch in Ordnung gewesen war. »Ich jage und töte Vampire, und deine Fallen haben mich angelockt.« Sie unterstrich ihre Worte mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Denkst du allen Ernstes, du könntest mir Angst einjagen?«
    Ihr Gegenüber setzte ein Feixen auf. Ein hämisches, boshaftes Lächeln. »Du bist arrogant geworden, Jägerin. Und unvorsichtig. Du hattest nicht den Hauch einer Ahnung, dass die Falle für dich und nicht für deine geliebten Wölfe bestimmt war. Dir wird letzten Endes gar nichts anderes übrigbleiben, als mir zu geben, was ich haben will. Es sei denn, du möchtest noch heute Nacht sterben.«
    Statt darauf zu antworten, zuckte Ivory mit ihren schmalen Schultern. Sofort kam Leben in den silbrig schimmernden Umhang, der ihr bis zu den Knöcheln herabrutschte. Einen Lidschlag später hatte er sich aufgelöst, und stattdessen überzogen sechs Tätowierungen von sechs wilden Wölfen ihren Rücken und beide Arme.
    »Du lässt mir keine andere Wahl«, raunte sie, den Blick auf seine Augen gerichtet.
    Blitzschnell zückte sie das Schwert, machte einen Satz auf ihn zu, stieß sich an einem eisverkrusteten Felsblock ab und schwang sich in die Luft. Gerade, als sie ihre Gestalt in Dunst auflöste, legte sich eine unsichtbare Schlinge um ihren Hals, zog sich zusammen und schnitt ihr unbarmherzig ins Fleisch. Ein sengender Schmerz zuckte durch sie hindurch. Sie fluchte unhörbar, als sie sah, wie ihr Blut in leuchtend roten Tropfen in den Schnee spritzte.
    Lachend ging Cristofor in die Hocke, schöpfte eine Hand voll Schnee und leckte genüsslich das reine karpatianische Blut auf. Nicht irgendein karpatianisches Blut, sondern das der Vampirjägerin Ivory Malinov, die einer der ältesten Karpatianerfamilien entstammte. Er folgte den blutigen Spuren und entdeckte sie schließlich einige Fuß entfernt, dicht am Waldrand, wo sie wieder ihre natürliche Gestalt angenommen hatte. Zufrieden stieß er ein Glucksen aus.
    Grüßend hob Ivory zwei Finger, berührte das dünne Rinnsal, das ihren Hals herabrann, steckte die Finger in den Mund und leckte das Blut ab. »Zugegeben, damit hatte ich nicht gerechnet. Vielleicht sollte ich mich bei meinen Wölfen entschuldigen, weil ich sie gescholten habe. Aber Cristo, falls du denkst, dein Verbündeter, der dort drüben im Wald lauert, wird dir zu Hilfe eilen, nachdem du mein Wolfsrudel getötet hast, irrst du dich gewaltig.«
    Ohne Vorwarnung machte sie einen Satz nach vorne, griff nach den kleinen Pfeilspitzen an ihrem Gürtel und schleuderte sie in einer fließenden Handbewegung so kraftvoll von sich, dass sie sich tief in den Körper ihres Gegners gruben - in einer schnurgeraden Linie vom Bauch bis zum Hals. Brüllend versuchte der Vampir, seine Gestalt zu wandeln, doch lediglich seine Beine und sein Kopf lösten sich in Wassertröpfchen auf. Wie aus dem Nichts waberte eine dicke Nebelschwade in dem Versuch, ihm zu helfen, aus dem Wald und wickelte sich wie ein blickdichter Schleier um seinen Körper. Nur der Torso mit der langen Wunde, die den Blick auf sein Herz freigab, blieb sichtbar.
    Ivory stieß ihr Schwert herab, und mit jedem Quäntchen Kraft, das sie hatte, versenkte sie es genau unterhalb des verdorbenen Herzens in den Körper des Feindes, der es verdient hatte zu sterben. Der Vampir stieß einen unmenschlichen Schrei aus. Sein ätzendes Blut spritzte aus der Wunde und lief zischend über das Schwert, ehe es auf den Schnee herabregnete. Es war nur der Schutzummantelung zu verdanken, mit der die Vampirjägerin all ihre Waffen überzog, dass sich das Metall nicht auflöste. Zudem hinderte sie den Torso daran, sich auch in Dunst aufzulösen. Wie eine Tänzerin wirbelte die Jägerin um die eigene Achse - das Schwert, das noch immer in seiner Brust steckte, hoch über dem Kopf haltend, sodass sie ein Loch um sein Herz schneiden konnte.
    Ivory zog das Schwert heraus und griff mit ihrer Hand in die Wunde. »Jetzt kennst du mein Geheimnis«, flüsterte sie. »Nimm es mit
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