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Jaegerin der Daemmerung

Jaegerin der Daemmerung

Titel: Jaegerin der Daemmerung
Autoren: Christine Feehan
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Geschwindigkeit um die eigene Achse. Peitschend wirbelte der Schnee auf, hüllte ihn ein und verbarg ihn so vor den Blicken der Vampirjägerin, was aber die Wölfe nicht davon abhielt, ihren Nasen zu folgen und zielsicher durch die herumwirbelnden Eiskristalle zu springen. Um ihn zu Fall zu bringen, verbiss sich der Rudelführer in seinen Hals. Im Nu lag der Vampir am Boden, an allen Gliedmaßen einen Wolf. Gerade, als Ivory mit gezücktem Messer angreifen wollte, jaulte einer der Wölfe laut auf. Mit seinen messerscharfen Klauen hatte der Vampir ihm die Flanke aufgerissen und ihr das Tier mit voller Wucht entgegengeschleudert.
    Ivory ließ die Armbrust fallen, um den verletzten Wolf aufzufangen, wurde aber von der Wucht des Aufpralls nach hinten gerissen und ging zu Boden. Nachdem sie das verletzte Tier so behutsam wie möglich abgelegt hatte, kroch sie wie eine Schlange bäuchlings über den eisverkrusteten Schnee, las ihre Armbrust auf und lud sie im Vorwärtsgleiten nach. Keiner der drei Pfeile, die sie blitzschnell abschoss, verfehlte sein Ziel. Sie sprang auf ihre Füße und rammte dem Vampir kraftvoll das Messer in die Brust, das mühelos durch Knochen und Sehnen glitt, auf der Suche nach dem verdorbenen Herzen.
    Der Vampir geriet ins Straucheln. Geifer und Blut tropften ihm aus den Mundwinkeln. Bei dem Versuch, an Ivorys Herz zu gelangen, schlug er mit seiner Faust gegen ihre Brust. Anstatt ihr die Rippen zu brechen, traf er die Schnallen. Mit lautem Jaulen zog er die Hand zurück. Die winzigen, in das Silber gehämmerten Kreuze der mit Weihwasser gesegneten Schnallen hatten sich bis auf die Knochen durch sein Fleisch gefressen.
    Der Vampir heulte auf, und ungeachtet der beiden Wölfe, die knurrend an seinen Armen hingen, hieb er mit seinen langen spitzen Fingernägeln nach Ivorys Hals und Schultern, und wild strampelnd schaffte er es, sie zu kratzen. In diesem Moment machte das verletzte Alphamännchen einen Satz und riss ihn zurück, bevor diese vergifteten Krallen den Hals der Jägerin aufreißen konnten.
    Im Nu saß Ivory auf seiner Brust, rammte ihm die Hand in den Brustkorb, sodass ihm die Rippen reihenweise brachen, und tastete nach seinem Herz. Der Säure, die sich durch ihre ebenfalls beschichteten Handschuhe fraß, schenkte sie keinerlei Beachtung. Genauso wenig wie der Tatsache, dass der Vampir nach Leibeskräften versuchte, auf sie einzuprügeln und an ihr zu zerren, während die Wölfe ihn am Boden hielten. Kaum hatten ihre Finger das pulsierende schwarze Herz ertastet, riss sie es ihm aus der Brust, schleuderte es im hohen Bogen von sich und streckte die Hände gen Himmel.
    Wie zuvor fuhr ein gezackter Blitz vom Himmel herab, mitten in das noch zuckende Herz. Die Erde bebte, und die Wölfe stoben auseinander, als die reinigende Energie des Blitzes auch auf den Körper des Vampirs übersprang, den Leichnam zu Asche verbrannte und Ivorys Pfeile säuberte. Erschöpft wusch Ivory ihre Handschuhe in dem gleißenden Licht, ehe sie in den Schnee sank und einen Moment lang mit hängendem Kopf sitzen blieb. Das Atmen fiel ihr schwer, und ihre Lunge brannte.
    Als einer der Wölfe in dem Versuch, ihre Wunden zu heilen, sie mit seiner rauen Zunge ableckte, legte sich der Hauch eines Lächelns auf ihre Lippen. Liebevoll umarmte sie das Alphaweibchen und vergrub ihr Gesicht in dem weichen Fell. Diese Wölfe, die vor so vielen Jahren dem Tod entronnen waren, dass sie kaum noch wusste, wann genau sich das zugetragen hatte, waren ihre einzigen Gefährten, ihre Familie. Die einzigen Wesen auf der Welt, denen ihre ungebrochene Loyalität galt.
    »Komm her, Raja«, lockte sie das kraftvolle Männchen mit samtener Stimme zu sich. »Zeig mir deine Wunden.«
    Kaum hatte sie zu Ende gesprochen, schlug das natürliche Alphamännchen, das sich noch hinter dem Schutzschild befand, herausfordernd an. Doch Raja ignorierte ihn - so, wie er es auch bei dessen unzähligen Vorgängern getan hatte. Die realen Wölfe lebten und starben, wie der Kreislauf des Lebens es nun einmal vorsah. Raja hatte gelernt, sich von derartigen Eifersüchteleien nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, sodass er für das sterbliche Alphatier nur einen geringschätzigen Blick übrig hatte, als er sich zu Ivory schleppte und sich vor ihr auf die Seite legte, damit sie seine Verletzungen inspizieren konnte. Im Laufe der Jahre hatte sie ihn unzählige Male geheilt - genau wie er und seine Geschwister sich mit ihrem heilenden Speichel um die Wunden der
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