Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jaegerin der Daemmerung

Jaegerin der Daemmerung

Titel: Jaegerin der Daemmerung
Autoren: Christine Feehan
Vom Netzwerk:
verteilte die heilende Masse auf den Schnittwunden.
    »Alle bereit?«, fragte sie in die Runde, als sie die Waffen auflas und die benutzten Pfeile zurück in den Köcher schob. Damit die Vampire und vor allem ihr Erzfeind Xavier nicht hinter die Formel für die einzigartige Beschichtung kommen konnten, hatte sie es sich zur Gewohnheit gemacht, niemals auch nur einen Pfeil oder eine andere Waffe zurückzulassen.
    Kaum hatte Ivory die Arme seitlich ausgestreckt, sprangen die Wölfe auf sie, wandelten ihre Gestalten und verschmolzen wieder zu dem wallenden, wärmenden Kapuzenmantel, der sie liebevoll einhüllte. Ivory mochte es, ihr Rudel stets bei sich zu wissen. Egal, wohin sie kam, wie viele Tage oder Wochen sie unterwegs sein mochte, sie reisten stets mit ihr und hielten sie davon ab, wahnsinnig zu werden. Ivory hatte gelernt, alleine zu leben, und war mittlerweile anderen Lebewesen gegenüber genauso misstrauisch, wie Wölfe es von Natur aus waren. Dass sie sonst keine Freunde, sondern nur Feinde hatte, störte sie nicht weiter.
    Nachdem sie einige Schritte durch den Schnee gestapft war, wedelte sie mit der Hand, woraufhin sich der schützende Schild um das reale Rudel in nichts auflöste. Sogleich bestürmten die Wölfe sie, liefen zur Begrüßung schnüffelnd zwischen ihre Beine und um sie herum. Um Rajas Duftnoten zu überlagern, ließ das Leittier es sich nicht nehmen, jeden Busch und Baum in der Nähe zu markieren. Als Ivory das sah, verdrehte sie leicht genervt die Augen.
    »Es ist doch immer dasselbe mit männlichen Wesen, egal von welcher Rasse«, sagte sie laut, während sie jeden einzelnen Wolf in Augenschein nahm, um sicherzugehen, dass der Vampir sie nicht verletzt hatte.
    »Dann wollen wir mal zusehen, dass wir für euch vor Sonnenaufgang noch Futter finden. Schließlich haben wir noch einen weiten Weg vor uns, und die Nacht neigt sich bereits dem Ende entgegen«, sagte sie. Sie zog die Schnauze des Rudelführers zu sich und sah ihm tief in die Augen. Lauft, macht euch auf die Suche nach Beute und treibt sie zu mir, damit ich sie für euch erlegen kann. Aber beeilt euch, uns bleibt nicht viel Zeit.
    Obwohl sie fortwährend mit ihren Wölfen sprach und diese scheinbar jedes Wort verstanden, war es doch einfacher, dem wilden Rudel ihren Befehl in Form von Bildern, die sie in ihren Gedanken formte, zu übermitteln. Sie musste sich jetzt auf den Heimweg machen. Normalerweise würde sie einfach hinfliegen, denn auch ihre Waffen waren aus natürlichen Stoffen gefertigt, sodass sie sie bei einer Gestaltwandlung ohne Probleme mitnehmen konnte. Doch zunächst musste sie dem Rudel bei der Nahrungssuche helfen, denn es braute sich bereits ein neuer Sturm zusammen, und Ivory wollte ihre Wölfe in dem harten Winter nicht verlieren.
    Sofort stoben die Wölfe auseinander, verschmolzen mit den dunklen Bäumen. Die Armbrust geschultert, machte Ivory sich durch die Wildnis auf den Weg nach Hause. Es war egal, dass sie nur ein paar Kilometer zurücklegen konnte, bis das Rudel ihr ein Beutetier in den Weg treiben würde, aber mit jedem Schritt, den sie machte, kam sie ihrem Zuhause näher. Und damit auch der Sicherheit.
    Ivory wusste nur wenig über das moderne Leben. Als sie nach den langen Jahren der Heilung in der Erde wieder hervorkam, erkannte sie die Welt nicht wieder. Irgendwann hatte sie erfahren, dass der Sohn des Prinzen, Mikhail, den Thron der Karpatianer von seinem Vater übernommen hatte und dass sein Stellvertreter, wie eh und je, ein Daratrazanoff war. Damit erschöpfte sich ihr Wissen jedoch beinahe, aber auch die Welt der Karpatianer hatte sich drastisch verändert.
    Sie wusste nur, dass es von ihrem Volk nicht mehr allzu viele gab, dass die Karpatianer vom Aussterben bedroht waren. Vielleicht war das noch nicht einmal sonderlich tragisch und ihre Zeit schon längst abgelaufen. Es gab nur noch wenige Frauen bei den Karpatianern, und in den letzten Jahrhunderten waren nur noch wenige Kinder geboren worden, sodass die Spezies beinahe ausgelöscht war. Sie hatte eh nicht das Gefühl, zu ihnen zu gehören. Genauso wenig wie in die Welt des modernen Menschen. Außer dem, was in Büchern geschrieben stand, wusste sie kaum etwas über Technik und hatte keinen blassen Schimmer, wie es sich anfühlen würde, in einem Haus, einem Dorf, einer Stadt oder - Gott bewahre - einer Metropole zu leben.
    Als sie sah, dass sich erste silbrige Streifen am Firmament breitmachten, beschleunigte sie ihre Schritte. Viel Zeit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher