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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte
Autoren: Nyx Smith
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Notepad.«
    Sie hat noch Zeit für einen letzten Blick auf ihr Haar, aber keine Zeit mehr, ihre Frisur zu ändern. Sie geht durch die Tür in ihr Vorzimmer. Laurena springt mit dem Palmtop in der Hand auf, und gemeinsam gehen sie auf den Flur. Sie sind beide so offensichtlich angloamerikanischer Abstammung, daß man Angst bekommen könnte. Und obendrein ist Laurena naturblond, noch dazu goldblond. Kann eine Person überhaupt weniger asiatisch aussehen?
    Das wird ihnen nicht gerade eine Hilfe sein.
    Der Fahrstuhl läutet. Sie steigen ein. Die Türen schließen sich, und die Kabine setzt sich in Bewegung. Laurena streicht sich das Haar zurück und sagt: »Worum geht es bei dieser Besprechung überhaupt?«
    »Ich nehme an, daß alles von Tokio ausgeht.«
    »O Gott.«
    Es sind nur zwei Silben, aber die Besorgnis ist nicht zu überhören. Amy wendet den Kopf gerade weit genug, um Laurenas Blick zu begegnen, und sagt: »Vergessen Sie Ihre Maske nicht.«
    »Tut mir leid, Boß.« Laurena unternimmt eine sichtliche Anstrengung, sich zu fassen. Sie ist neu in den Chefetagen und an den Kontakt mit hochrangigen Japanern nicht gewöhnt. Aber sie wird zurechtkommen, solange sie ihre Maske nicht vergißt.
    Die Maske ist ein wesentlicher Bestandteil des Konzernlebens, zumindest dann, wenn Tokio anklingelt. Man kann denken und fühlen, was man will, aber man darf sich nichts anmerken lassen. Die japanische Vorstellung von einem fähigen Konzernexec betont die geschäftliche Seite. Man muß seinen Job erledigen, und zwar richtig erledigen, und zum Teufel mit allem anderen. Das stellt ein Problem für Laurena dar, schlicht und einfach deshalb, weil sie ein Herz hat. Menschen bedeuten ihr etwas, und sie ist von Natur aus nicht reserviert. Das ist einer der Hauptgründe, warum Amy sie zu ihrer Assistentin gemacht hat. Sie ist sehr unjapanisch: offen, ausdrucksvoll, mitfühlend. Sie ist sehr menschlich, sehr warm, und sie kümmert sich um Dinge und nicht nur um die Organisation. Sie kümmert sich um Menschen. Amys Ansicht nach braucht die Konzernwelt im allgemeinen und Hurley-Cooper Laboratories im besonderen von diesen Qualitäten so viel, wie sich überhaupt nur bekommen läßt.
    Unpersönliche Robot-Angestellte mögen für automatisierte Fabriken in Ordnung sein, aber wenn Menschen in die Gleichung einbezogen werden, muß mehr berücksichtigt werden als simple Nuyen, bloße Effizienz und die legendäre Bilanz.
    An diesem Morgen muß sie diese Ansichten natürlich für sich behalten. Tokio wird sie nicht hören wollen.
    Der Fahrstuhl läutet, die Türen gleiten auseinander.
    Mit Laurena neben sich schreitet Amy forsch in den üppig eingerichteten Empfangsbereich für das ›Verwaltungshaus‹, wie es genannt wird. Das ist eine der wenigen Stellen, wo Hurley-Cooper beträchtliche Geldsummen in etwas investiert hat, das auf bloße Fensterdekoration hinausläuft. Links und rechts befinden sich die Bürofluchten von Hurley-Coopers geschäftsführendem Leiter und dem Verwaltungsdirektor. Geradeaus, hinter dem kreisförmigen Empfangstresen, glänzen die Rosenholztüren des Konferenzzimmers.
    Heute morgen werden diese Türen von einem Paar entschieden asiatischer Männer mit betont ausdrucksloser Miene und auf Hochleistung getrimmtem Körper flankiert. Die Anstecknadeln am Revers ihrer dunkelblauen Anzüge tragen das Abzeichen der grünen Weide von Kono-Furata-Ko International, der Muttergesellschaft von Hurley-Cooper. Amy vermutet, daß diese Männer Sicherheitsagenten sind, Leibwachen der Abordnung aus Tokio. Sie hat gehört, daß KFK eine große, verdeckt arbeitende Sicherheitsorganisation hat, weiß aber wenig darüber. Offiziell existiert sie überhaupt nicht. Falls sie einen Namen hat, kennt sie ihn nicht.
    Einer der Agenten nickt ihr zu. Sie geht durch die offenen Türen und in das Konferenzzimmer. Es ist so groß, daß es schon fast lächerlich ist, und üppigst eingerichtet: Wand- und Deckenpaneele aus Holzimitat, goldgerahmte Porträts verschiedener Konzerngrößen und eine komplette elektronische Einrichtung, darunter auch ein wandgroßer Videoschirm. Der Konferenztisch, offenbar aus Mahagoni, ist groß genug, um mit Leichtigkeit die halbe Belegschaft daran unterzubringen. Jeder Platz am Tisch ist mit einem direkt mit dem Computernetz des Hauptquartiers verbundenen Miniterminal ausgestattet. Die Stühle sehen ebenfalls nach Mahagoni aus, obwohl sie mit weinrotem Leder oder Kunstleder gepolstert sind.
    Laurena setzt sich auf einen
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