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Jäger und Gejagte

Jäger und Gejagte

Titel: Jäger und Gejagte
Autoren: Nyx Smith
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machen, muß man den Leuten das Gefühl geben, daß sie ein integraler Bestandteil von etwas Größerem als sie selbst sind. Man muß sich um die Sorgen, die Enttäuschungen, die Beschwerden und die Einwände der Leute kümmern. Man muß versuchen, ihr Leben zu verbessern, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Jobs. Und man muß persönlich werden - das ist es, was Leute wie Enoshi Ken und andere Tokioter Pinkel anscheinend nicht begreifen.
    Oder vielleicht begreifen sie es sogar, weigern sich aber, ihren Worten auch entsprechende Taten folgen zu lassen, wenn sie es mit Nicht-Asiaten zu tim haben.
    Oder vielleicht wissen sie auch nicht, wie.
    Enoshi zitiert den amerikanischen Herausgeber und Kritiker H. L. Mencken. »Neunmal von zehnmal«, sagt er, »gibt es sowohl in der Kunst als auch im Leben nichts zu entdecken, sondern nur Irrtümer aufzudecken.«
    Amy läßt sich diese Bemerkung unter Berücksichtigung der Tatsache durch den Kopf gehen, daß Hurley- Cooper sich auf biomedizinische Forschung spezialisiert hat.
    Was soll das?
     
    »Ich möchte Ihnen jetzt Mr. Kurushima Jussai vorstellen. Mr. Kurushima ist vom Vorstand von KFK, Abteilung Nordamerika, beauftragt worden, uns bei der Begutachtung der nordamerikanischen Tochtergesellschaften zu helfen. Mr. Kurushima ist Absolvent der Universität Tokio, und er und sein Stab sind hochqualifiziert.«
    Kurushima erweist sich natürlich als der Asiat, der Hurley-Coopers Verwaltungsdirektor in das Konferenzzimmer begleitet hat. Sein Anzug ist ebenso schwarz wie sein Haar. Er ergreift das Wort und schwadroniert fast eine Stunde lang, aber der Grund seiner Anwesenheit ist schnell klar. Kurushima ist ein Rechnungsprüfer. Sein Stab besteht aus Rechnungsprüfern. Sie sind hier, um die Bücher und Konten von Hurley- Cooper zu prüfen, und zwar alles, von den Einnahmen über die Ausgaben bis hin zu den Transaktionen zwischen den Abteilungen, und keine einzige Unterlage ist von der Prüfung ausgenommen.
    Janasova lächelt lediglich väterlich und nickt, als sei er hocherfreut, Kurushima jeden noch so unbedeutenden Wunsch von den Augen abzulesen. Amy wirft einen raschen Blick auf Chang. Über seinen Brauen glitzern Schweißperlen.
    »Unser Ziel ist, die Revision binnen zwei Wochen abzuschließen«, fährt Kurushima fort. »Ich habe die leitenden Mitglieder meines Stabes angewiesen, die Arbeit mit jedem ihrer Verantwortungsbereiche zu koordinieren...«
    »Was glauben Sie, wie umfassend diese Revision sein wird?«
    Janasovas Blick irrt den Tisch entlang. »Amy...«
    »Das ist wichtig, Vernon.« Amy hebt die Hand, um weiteren Einwänden Janasovas zuvorzukommen, dann wendet sie sich wieder an Kurushima. Die Unterbrechung scheint ihn nicht im geringsten zu stören. Die ausdruckslose Maske seines Gesichts ist perfekt.
     
    »Was mir in erster Linie Sorgen bereitet«, erklärt Amy, »ist das Potential für Störungen und Dissonanzen in unseren Forschungsgruppen. Wir haben viele hochklassige Leute in unserem Forschungsstab, die sich ihrer Arbeit mit sehr viel Hingabe widmen. Sie mögen keine Unterbrechungen. Das Management von Hurley- Cooper hat wiederholt Anstrengungen unternommen, die Auswirkungen gewisser im Geschäftsleben üblicher Praktiken auf unsere Forschungsgruppen zu minimieren. Forschung«, fährt Amy fort, als sich kein anderer zu Wort meldet, »ist etwas ganz anderes als Herstellung. Forschung ist ein Vorgang, der zumindest teilweise auf Kreativität und Phantasie beruht. Wie einer unserer führenden Wissenschaftler einmal bemerkt hat: Forschung ist zur Hälfte Kunst und zur Hälfte ein Ratespiel. Unangemessene Ablenkungen könnten diesen Vorgang stören und haben das Potential, irreparable Schäden anzurichten.«
    Kurushima starrt Amy mehrere Augenblicke lang ungerührt an, dann zieht er einen Palmtop zu Rate. »Vielleicht beziehen Sie sich auf Dr. Liron Phalen von der Forschungsgruppe Meta Wissenschaften?«
    Amy zögert, aber nur für einen Moment. Kurushima ist offenbar nicht unvorbereitet gekommen. Sie fragt sich, warum er überhaupt einen Wissenschaftler herauspickt. Wie es der Zufall will, stimmt seine Vermutung, aber was bezweckt er damit?
    Was will Tokio wirklich?
    »Dr. Phalen ist ein ausgezeichnetes Beispiel für das, was ich meine«, erwidert Amy. »Er ist für seine Arbeit auf dem Gebiet der Metaserologie zweimal für den Nobelpreis vorgeschlagen worden. Wir verdanken seiner Forschungsgruppe einige unserer bedeutendsten Patente. Offen gesagt, ist sein Wert
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