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Jäger des verlorenen Schatzes

Jäger des verlorenen Schatzes

Titel: Jäger des verlorenen Schatzes
Autoren: Campbell Black
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einfach in den Abgrund fallen lassen.
    »Also gut, Satipo. Die Figur für die Peitsche.« Und er warf das Idol dem Peruaner zu. Er verfolgte, wie Satipo die Figur auffing, sie in die Tasche stopfte und die Peitsche auf den Boden fallen ließ.
    Der Peruaner lächelte. »Es tut mir ehrlich leid, Señor Jones. Adios. Und viel Glück.«
    »Ihnen kann es nicht mehr leid tun als mir!« schrie Indy, als er den Peruaner im Korridor verschwinden sah. Das ganze Gebäude begann heftig zu schwanken, wie eine rachsüchtige Urwald-Gottheit.
    Er hörte, wie Mauerwerk herabstürzte und Säulen brachen. Der Fluch des Idols, dachte er. Eine Sondervorstellung im Kino, ein Film, den die Kinder an Samstagnachmittagen in dunklen Filmtheatern erregt und mit Schaudern verfolgten. Es gab nur eines - eine einzige Möglichkeit, keine Alternative. Du mußt springen, sagte er sich. Du mußt alles auf eine Karte setzen und über den Schacht hinwegspringen, in der Hoffnung, daß die Schwerkraft auf deiner Seite ist. Hinter dir bricht die Hölle los, vor dir liegt ein bodenloser Abgrund. Also springst du, du fliegst in die Dunkelheit hinein und hältst dir selbst dabei die Daumen.
    Spring!
    Er holte tief Luft, warf sich hinaus in die Leere über dem Schacht, mit aller Kraft, die er aufbrachte, hörte dem Sausen der Luft zu, während er flog. Er hätte gebetet, wenn er dazu imstande gewesen wäre, gebetet darum, nicht von dem schwarzen Nichts unter ihm verschlungen zu werden.
    Nun fiel er herab. Der Schwung war verbraucht. Er stürzte. Er hoffte, daß er auf den anderen Schachtrand hinabstürzte.
    Aber das tat er nicht.
    Er konnte die Dunkelheit fühlen, muffig und feucht, spürte, wie sie von unten heraufschoß, und er riß die Hände hoch, suchte nach etwas, an dem er sich festhalten konnte, an irgendeiner Kante, irgend etwas. Er spürte, wie seine Fingerspitzen sich in den Schachtrand gruben, in die bröckelnde Kante, und versuchte sich hochzuziehen, während der Rand weich wurde und nachgab und gelockerte Steine in den Abgrund hinabfielen. Er schwang die Beine, krallte sich mit den Händen fest, warf sich wie ein gestrandeter Fisch hoch, um hinauf-, hinauszukommen, zu packen, was immer jetzt Sicherheit zu geben versprach. Alle Muskeln angespannt, ächzend, mit den Füßen an der Innenwand der Grube scharrend, versuchte er hochzukommen. Er durfte den hinterlistigen Peruaner mit dem Götzenbild nicht entkommen lassen. Er schwang wieder die Beine, strampelte, suchte nach einem Hebel, der ihm helfen würde, aus dem Schacht hinaufzusteigen, nach irgend etwas, egal, was es war, das spielte keine Rolle. Und die ganze Zeit über brach der Tempel auseinander wie eine armselige Strohhütte in einem Orkan. Er stöhnte, grub die Finger tiefer in die Erde über ihm, strengte sich an, bis seine Muskeln zu zerreißen und die Blutgefäße zu platzen drohten, zog sich hoch, während er hörte, daß seine Fingernägel unter dem Gewicht seines Körpers nachgaben und abbrachen. Fester, dachte er. Streng dich mehr an.
    Er setzte seine letzten Kräfte ein, blind vor Schweiß, mit vibrierenden Nerven. Irgend etwas muß nachgeben, dachte er. Irgend etwas reißt, dann wirst du bald wissen, was am Schachtboden ist. Er legte eine Pause ein, versuchte Kräfte zu sammeln, seine nachlassende Energie zusammenzuraffen, zog sich erneut Millimeter um Millimeter hoch.
    Endlich vermochte er das Bein über den Rand zu schwingen, sich über die Kante hinweg auf die relative Sicherheit des Bodens zu schieben – auf einen Boden aber, der schwankte und jeden Augenblick auseinanderzubersten drohte.
    Er stand unsicher auf und blickte in die Richtung, in der Satipo verschwunden war. Er war zu dem Raum gelaufen, wo sie Forrestals Überreste entdeckt hatten. Die Kammer mit den Stahlkiefern. Die Folterkammer.
    Und plötzlich wußte Indy, was mit dem Peruaner geschehen würde, er kannte sein Schicksal plötzlich genau, bevor er noch das grauenhafte Klirren der spitzen Stangen hörte, bevor der Entsetzensschrei Satipos durch den Gang gellte. Er lauschte, griff nach seiner Peitsche und lief zur Kammer. Satipo hing an einer Seite, aufgespießt wie ein Falter von grotesker Größe in der Sammlung eines Wahnsinnigen.
    »Adios, Satipo«, sagte Indy, zog die goldene Figur aus der Tasche des Toten, zwängte sich an den Dornen vorbei und stürzte durch den Korridor hinter der Kammer.
    Vor sich sah er den Ausgang, das Licht an der Öffnung, das dichte Laub der Bäume dahinter. Und noch immer nahm das
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