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Jäger des verlorenen Schatzes

Jäger des verlorenen Schatzes

Titel: Jäger des verlorenen Schatzes
Autoren: Campbell Black
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Grollen zu, schien seine Ohren zu sprengen, seine Knochen durchzuschütteln. Er drehte sich um und sah einen riesigen Felsblock durch den Korridor auf sich zurollen und immer schneller dahinrasen. Die letzte Falle, dachte er. Selbst wenn man in den Tempel gelangte, selbst wenn man alles überlebte, was an Gefahren lauerte, sollte man nicht lebendig davonkommen. Er raste weiter. Er hetzte wie ein Wahnsinniger zum Ausgang, während der gigantische Steinblock durch den Korridor donnerte. Er warf sich der Lichtöffnung entgegen und hechtete hinaus ins hohe Gras, gerade als der Steinblock an den Ausgang krachte und ihn für immer versperrte.
    Erschöpft und außer Atem blieb er auf dem Rücken liegen.
    Zu knapp, dachte er. Zu knapp, als daß man einen Trost darin finden könnte. Er wollte schlafen. Er wollte nichts anderes als die Gelegenheit haben, die Augen zu schließen und sich in die Dunkelheit tragen zu lassen, die Ruhe bringt, traumlose, tiefe Erleichterung. Du hättest dort tausend Tode sterben können, dachte er. Du hättest mehr Tode sterben können, als in einem ganzen Leben unterzubringen sind. Dann lächelte er, setzte sich auf und drehte die Figur in seinen Händen hin und her.
    Aber es hat sich gelohnt, sagte er sich. Das Ganze hat sich gelohnt.
    Er starrte die goldene Figur an.
    Er war immer noch in ihren Anblick vertieft, als ein Schatten auf ihn fiel.
    Sein Kopf zuckte hoch. Er kniff die Augen zusammen und starrte hinauf. Zwei Hovito-Krieger blickten auf ihn hinab, ihre Gesichter waren mit den grellen Farben der Kriegsbemalung beschmiert, die langen Bambus-Blasrohre hatten sie wie Speere erhoben. Aber es war nicht die Anwesenheit der Indianer, die ihn jetzt beunruhigte, sondern der Anblick des weißen Mannes, der zwischen ihnen stand. Er trug Safarikleidung und einen Tropenhelm. Indy sagte lange Zeit nichts. Der Mann mit dem Tropenhelm lächelte, und sein Lächeln war eiskalt und tödlich.
    »Belloq«, sagte Indy.
    Von allen Menschen auf der Welt ausgerechnet Belloq.
    Indy löste den Blick kurz vom Gesicht des Franzosen und starrte auf die Figur in seiner Hand, dann sah er an Belloq vorbei zu den Bäumen hinüber, wo an die dreißig Hovito-Indianer in einer Reihe nebeneinanderstanden.
    Neben den Indianern stand Barranca, ein einfältiges, habgieriges Lächeln auf dem Gesicht, Ein Lächeln, das langsam der Verwirrung Platz machte, aus der dann ganz rasch ein starrer, leerer Ausdruck wurde, den Indy als Ankündigung des Todes erkannte.
    Die Indianer zu beiden Seiten des Peruaners ließen seine Arme los, und Barranca stürzte auf das Gesicht. In seinem Rücken steckten viele Pfeile.
    »Mein lieber Doktor Jones«, sagte Belloq. »Sie haben ein Talent, sich die falschen Freunde auszusuchen.«
    Indy sagte nichts. Er sah zu, wie Belloq die Hand ausstreckte und die Figur an sich nahm. Belloq betrachtete das Stück eine Weile genießerisch, drehte es hin und her und streichelte es zärtlich.
    Dann nickte er knapp, als wolle er eine unpassende Höflichkeit an den Tag legen. »Sie mögen angenommen haben, daß ich aufgegeben hätte. Aber wir stellen wieder einmal fest, daß es nichts gibt, was Sie besitzen können, ohne daß ich es Ihnen wegzunehmen vermag.«
    Indy schaute zu den Indianern hinüber. »Und die Hovitos erwarten, daß Sie ihnen die Figur übergeben?«
    »Gewiß«, antwortete Belloq.
    Indy lachte. »Naiv von ihnen.«
    »Sie sagen es«, gab Belloq zurück. »Wenn Sie nur ihre Sprache sprechen könnten, nicht wahr? Dann wären Sie natürlich in der Lage, ihnen zu erklären, wie es sich in Wirklichkeit verhält.«
    »Natürlich«, sagte Indy.
    Er sah zu, als Belloq sich den versammelten Kriegern zuwandte und das Idol hochhob. Wie auf Befehl, alle gemeinsam, so, als sei es einstudiert und lange geübt, legten die Indianer sich mit den Gesichtern nach unten auf den Boden. Ein Augenblick völliger Stille trat ein, ein solcher von primitiver Götterfurcht. Unter anderen Umständen wäre ich so beeindruckt, daß ich bleiben würde, um zuzusehen, dachte Indy.
    Unter anderen Umständen, aber nicht jetzt. Er schob sich langsam auf die Knie, blickte auf den Rücken Belloqs, schaute kurz zu den auf dem Boden liegenden Indianern hinüber - dann war er aufgesprungen und rannte auf die Bäume zu, wartete auf den Augenblick, in dem die Indianer aufstehen mußten und die Luft erfüllt sein würde vom Schwirren der Pfeile aus den Blasrohren.
    Er stürzte in den Wald, als er Belloqs Aufschrei hinter sich hörte, brüllend
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