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Jäger des verlorenen Schatzes

Jäger des verlorenen Schatzes

Titel: Jäger des verlorenen Schatzes
Autoren: Campbell Black
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war, dann jetzt. Das Götzenbild schien ihm zu winken, ihn zu rufen.
    Noch ein Schritt.
    Und noch einer.
    Er hob das rechte Bein, berührte die letzte weiße Platte vor dem Altar.
    Er war am Ziel. Er hatte es geschafft. Er zog eine Hüftflasche heraus, schraubte den Verschluß ab und trank in großen Zügen. Das hast du dir verdient, dachte er. Er steckte die kleine Flasche wieder ein und starrte das Idol an. Die letzte Falle. Worin konnte sie bestehen? Die letzte und größte Gefahr.
    Er überlegte lange, versuchte sich in die Gedanken jener Menschen hineinzuversetzen, die dieses Bauwerk geschaffen und die Abwehranlagen ersonnen hatten. Nun gut, es kommt einer, der das Götzenbild mitnimmt, also muß es hochgehoben werden, man muß es von der dicken Platte aus poliertem Stein heben und an sich nehmen.
    Was dann?
    Irgendein Mechanismus unter der Figur reagiert auf die Entlastung, und das löst - was aus? Noch mehr Pfeile?
    Nein, gewiß etwas noch Gefährlicheres. Etwas noch Tödlicheres. Er strengte sein Gehirn an, dachte fieberhaft nach, alle Nerven waren zum Zerreißen angespannt. Er beugte sich vor und blickte am Sockel des Altars vorbei.
    Da lagen Steinsplitter, Schmutz, Kies, angesammelt seit Jahrhunderten. Vielleicht, dachte er. Es könnte sein. Er zog einen kleinen, verschnürten Beutel aus der Tasche, öffnete ihn, schüttete die Münzen heraus, die er enthielt, und begann den Beutel mit Erde und Steinen zu füllen. Er wog ihn eine Weile in der Hand. Vielleicht, dachte er noch einmal. Wenn du schnell genug bist. Du könntest es mit einer Schnelligkeit schaffen, auf die der Mechanismus nicht eingerichtet ist. Wenn es wirklich eine solche Falle war.
    Wenn, wenn, wenn. Zu viele Hypothesen.
    Er wußte, daß er unter anderen Umständen einfach weggegangen wäre, um die Konsequenzen so vieler Unwägbarkeiten zu vermeiden. Aber nicht jetzt, nicht hier. Er stand hoch aufgerichtet da, wog wieder den Beutel in der Hand, fragte sich, ob er wirklich soviel wog wie die Figur, hoffte es. Dann handelte er blitzschnell, riß das Idol an sich, warf den Beutel an die Stelle, wo die Figur gestanden war, mitten auf die Steinplatte.
    Nichts. Einen langen Augenblick nichts.
    Er starrte auf den Beutel, dann auf die Figur in seiner Hand, und auf einmal nahm er ein fremdartiges fernes Geräusch wahr, ein Grollen wie von einer riesigen Maschine, die sich in Bewegung setzte, als erwache etwas aus langem Schlaf, um brüllend, zerfetzend und zermalmend durch den Tempel zu fahren. Der Sockel aus poliertem Stein sackte plötzlich hinab - fünfzehn Zentimeter, zwanzig. Dann wurde der Lärm stärker, ohrenbetäubend, und alles begann zu schwanken und zu zittern, als brächen die Fundamente des ganzen Bauwerks zusammen, als platzten sie auseinander, klafften sie, während Ziegel und Holz splitterten und barsten.
    Er fuhr herum und lief, so schnell er konnte, über die Fliesen zurück, auf den Eingang zu. Und noch immer verstärkte sich der Lärm wie verzweifelter Donner, rollte und hallte durch die alten Gänge und Räume und Kammern. Er sprang auf Satipo zu, der unter der Tür stand, das Gesicht von purem Entsetzen gezeichnet.
    Nun bebte alles, der Bau war in Bewegung, Mauerwerk brach, Wände stürzten ein, alles zerfiel. Als Indy die Tür erreichte, drehte er sich um und sah einen Steinblock auf den Fliesenboden fallen und die Pfeile auslösen, die zu Tausenden ziellos durch den zusammenstürzenden Saal schwirrten.
    Satipo war schwer atmend zu der Peitsche getreten und schwang sich über die Grube hinweg. Als er auf der anderen Seite stand, sah er Indy kurz an.
    Wußte doch, daß es kommen wird, dachte Indy. Ich habe es gefühlt, ich habe es gewußt, und jetzt wird es geschehen, was kann ich tun? Er sah, wie Satipo die Peitsche vom Dachbalken herunterholte und in der Hand zusammenrollte.
    »Ein Geschäft, Señor. Ein Austausch. Das Idol gegen die Peitsche. Sie werfen mir die Figur zu, ich Ihnen die Peitsche.«
    Indy lauschte dem zerstörerischen Bersten und Krachen hinter sich und behielt Satipo im Auge.
    »Was für eine Wahl haben Sie, Señor Jones?« fragte Satipo. »Was ist, wenn ich die Figur in den Abgrund werfe, mein Freund? Dann haben Sie für Ihre ganze Mühe eine Lederpeitsche, nicht?«
    »Und was haben Sie für Ihre Mühe, Señor?« Indy zog die Schultern hoch. Der Lärm hinter ihm nahm immer noch zu; Indy konnte spüren, wie der ganze Tempel bebte und der Boden zu schwanken begann. Das Idol, dachte er - er konnte die Figur nicht
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