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Jack Taylor liegt falsch

Jack Taylor liegt falsch

Titel: Jack Taylor liegt falsch
Autoren: Ken Bruen
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nicht Jeff petzen, aber ich hatte unsere Freundschaft mit Füßen getreten. Die Freundschaft würde überleben, aber der Lack war ab. Ging zu der Adresse, in der Nähe vom Kanal. Das Haus sah normal aus. Kein Schild an der Tür: DROGENDEALER . Ich klingelte. Die Tür wurde von einem Bankangestellten geöffnet. Zumindest hatte er diese Geldzähler-Augen. Ich fragte:
    »Stewart?«
    »Cathy hat angerufen; kommen Sie rein.«
    Ein ganz gewöhnliches Wohnzimmer. Es hingen keine fliegenden Enten an der Wand, aber Sie können es sich vorstellen. Immerhin gab es die gerahmten Desiderata. Stewart sagte:
    »Kann ich Ihnen was bringen?«
    »Ja, ein Gramm Koks.«
    Er lachte höflich, sodass ich fragen musste:
    »Sie haben nicht zufällig mit der Bank von Irland zu tun?«
    »Kaum. Ich weiß aber, wer Sie sind.«
    »Ach ja?«
    »Jack Taylor, Ex-Bull e … Letztes Jahr standen Sie überall in der Zeitung.«
    »Stew, könnten wir vielleicht mal mit dem Koks zu Potte kommen?«
    Er entschuldigte sich und kam dann mit einem braunen Umschlag zurück. Das Land war von braunen Umschlägen überflutet. Er sagte:
    »Das sind anderthalb.«
    »Toll, was kostet der Spaß?«
    Ein Heidengeld. Als er mich hinausbegleitete, sagte er:
    »Schauen Sie jederzeit wieder rein.«

Londoner Verordnung:
    »Kein Zigeuner, Hausierer, Bettelmann, Spitzbube oder Vagabund darf die Begräbnisstätte betreten.«

D ie Beerdigung war enorm und wahrscheinlich die größte, die ich je gesehen habe. Ich habe Gott weiß einige gesehen. Manchmal komme ich mir vor wie ein alter Friedhof, quelle vor Särgen nur so über. Es gibt nichts, was der Beerdigung eines tinker auch nur im Ansatz nahekommt. Fast spottet sie der Beschreibung. Wenn es wahr ist, dass nichts so sehr dem Leben ziemt wie das Verlassen desselben, dann gewinnen die Landfahrer an allen Fronten. Alle Vergleich e – Publikums-Hit, Paradestück, Vergnügungsdampfe r – deuten es nicht einmal an. Zuerst muss man wissen, dass Geld keine Rolle spielt. Zweitens wird man fast nirgends eine so überströmende Trauer erleben. Eigentlich sind arabische Frauen Meister in der öffentlichen Kummerzurschaustellung. Bei Landfahrerinnen können sie einpacken. Nicht, dass sie sich die Kleider zerrissen: Sie zerfetzen ihre Seele als solche. Dylan Thomas hätte, als er von der Wut gegen das Sterben des Lichts schrieb, Zeuge der Menschwerdung seiner Worte sein können.
    Ich war erleichtert, dass es der Friedhof von Bohermore war, denn niemand von meiner Bande liegt da begraben. Wir werden in Rahoon in der Nähe von Nora Barnacles Liebhaber zur ewigen Ruhe gebettet. Irgendwann muss ich da mal wieder zu Besuch.
    Es ist kaum noch gebräuchlich, hinter dem Leichenwagen herzugehen. An jenem Tag aber schon. Sweeper kam herüber und sagte:
    »Ich habe für Sie eine Mitfahrgelegenheit.«
    »Ich gehe lieber.«
    Das freute ihn sehr. Beim Grab gaben mir verschiedene Landfahrer die Hand und klopften mir auf die Schulter. Sie hatten gehört, dass ich okay war. Weder sesshafter Bürger noch tinker, war ich gesetzlos genug, um akzeptiert zu werden. Sie sagten:
    »Gott segne Sie, Sir, danke für Ihre Mühen. Möge Maria-Seine-Mutter sich um alle kümmern, die Ihnen angehören.«
    Einfach so. Artikulierte Wärme. Ich war bekokst genug und spürte keinen Schmerz. Begann, zwischen den Grabsteinen umherzuwandern, und da war er.
    Tommy Kennedy
    Bibliothekar
    1938–1989
    Heiland, verhängnisvoll nah an meinem Alter dran. Ich glaube nicht an Omen oder Omina, aber das Koks glaubt an so was. Mich fröstelte unwillkürlich. Hörte Sweeper nicht, der sich von hinten näherte. Er sagte:
    »Jack.«
    Ich sprang einen halben Meter hoch. Er nickte dem Grabstein zu und sagte:
    »Er war meinen Leuten ein Freund.«
    »Mir auch.«
    »Die Besten gehen zuerst.«
    »Umso schlimmer für die Iren.«
    Er bedachte mich mit einem Blick fast totalen Mitgefühls. Männern ist das sonst nicht gegeben. Wir zeigen das nicht. Ich wollte mir nicht mal ausmalen, was er von mir hielt. Er sagte:
    »Im Hotel ist noch eine kleine Feier.«
    »Danke. Ich werde da sein.«
    »Das weiß ich, Jack.«
    Und weg war er. Ich legte meine zitternde Hand auf den Grabstein. Wenige Männer hatten mich je so freundlich behandelt und mir so viel beigebracht. Ich war nach Templemore gegangen, um mich zum Polizisten ausbilden zu lassen, und hatte ihn komplett vergessen. Zu meiner ewigen Schande war er bereits zwei Jahre tot, bevor ich hörte, dass er gestorben war. Gott mag mir vergeben, das ist
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