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Jack Taylor liegt falsch

Jack Taylor liegt falsch

Titel: Jack Taylor liegt falsch
Autoren: Ken Bruen
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Portion ihres verlorenen Herzens zurückzugeben.«
    Das Zitat von Louise Bogan, es gab mir ein Gefühl der Sehnsucht, deren Erfüllung ich nie erwarten konnte.
    Am Fair Green stieg ich aus dem Bus und sah als Erstes die Schlagzeile
    MEHR POLIZEI GEGEN GEWALT AUF GALWAYS STRASSEN
    Als Nächstes bemerkte ich die Hotels. Vier neue in der Forster Street. Das war hier früher die Arschkerbe der Stadt gewesen. Hier war noch nie etwas gewachsen. Sammon’s gab es natürlich längst nicht mehr. Die Kneipe meiner Jugend. Liam Sammon hatte in der Mannschaft gespielt, die dreimal das All Ireland gewann.
    Zähl die Häupter und weine. Immerhin gab es, als die Kneipe umzog, immer noch die Auslage der Teppichhandlung. Ein Schild im Schaufenster besagte: »Neue Anschrift Tuam Road«.
    Heiland.
    Man konnte nicht einmal mehr sagen:
    »Alles beim Teufel.«
    DerTeufelundalleanderenwarenindieTuamRoadgezogen.
    Vor meiner Abreise hatte ich eine neue Kneipe gefunden. Keine üble Leistung in einer Stadt, die mich aus jedem lohnenden Etablissement ausgeschlossen hatte. Dass es meine Artvon Kneipe war, wusste ich, als ich das Schild im Fenster sah.
    WIR FÜHREN KEIN › BUD LIGHT ‹.
    Jeff, der Besitzer, war bei einer Heavy-Metal-Band gewesen. Groß in den Achtzigern, in Deutschland. Er schrieb die Texte. »Welche Texte?«, höre ich Sie fragen.
    Genau.
    Er hatte sich mit einer Punkrockerin zusammengetan, die mir hin und wieder ausgeholfen hatte. Cathy Bellingham, eine Londoner Ex-Fixerin, die in Galway angespült worden war. Ich hatte die beiden einander vorgestellt und mich zurückgezogen. Bei ihnen wollte ich zuerst meine Aufwartung machen.
    Ich war von Heathrow nach Dublin geflogen, hatte den 12-Uhr-Bus nach Westen erwischt. Der Busfahrer sagte:
    »Und? Wie?«
    Ich wusste, ich war zu Hause.
    Als bekehrter Raucher hatte ich wieder angefangen. Es ist eine schöne Scheiße. Die neue Welt ist für Nichtraucher entworfen. Es ist fast unmöglich, zu koksen und nicht zu rauchen. Das passt so prima zusammen. Wenn dieser erste Schauder zuschlägt, möchte man ihn mit Nikotin verdreschen. Als ginge es einem noch nicht schlecht genug. Ich weiß nicht, ob es ist, wenn diese eisige Gefühllosigkeit geliert, oder später, aber man greift nach jener weichen roten Packung. Versuchen Sie mal, auf dem Flughafen von Dublin oder auf irgendeinem Flughafen zu rauchen. Viel Glück. Von wegen Schluss mit Apartheid. Kleine Nischen der Isolierung, wo die beschämten Raucher sich versammeln. Die Aussätzigen der modernen Einöden. Man nickt einander schuldbewusst zu, wirft das Feuerzeug an und saugt das Gift ein. Man müsste sich den Kopf nachsehen lassen, wenn man darauf verfiele, über den Flughafen von Dublin Drogen einzuschmuggeln. Diese Jungs sind tödlich. Mann, die sehen einen kommen. Kriegen einen, und Schluss ist.
    Ich habe es trotzdem versucht.
    Meine Not war größer als meine Angst. Ich konnte mir die Schlagzeile vorstellen:
    EX - POLIZIST AM FLUGHAFEN FESTGENOMMEN
    Klasse Einstieg für eine Heimkehr?
    Oha.
    In der Forster Street war der Schnüffeldrang massiv, aber ich wehrte ihn ab. Vor Nestor’s sang ein Typ in einem dreckigen weißen Anzug:
    »Au, au, au, du bist ’ne schöne Frau.«
    Eine lädierte Mütze lag zu seinen Füßen. In ihr hatten sich insgesamt 50 Pence angesammelt. Ich prüfte meine Taschen, legte ein paar Münzen ab. Er sagte:
    »Spuck mich an, Dickie.«
    Von Joe Dolan zu Dickie Rock, ohne einen Takt auszulassen. Ich lachte, und er fügte hinzu:
    »Sie haben Ihre Spende in englischen Pfund ausbezahlt.«
    »Tut mir leid.«
    »Ary, Sie haben es ja gut gemeint.«
    Er warf sich auf »Das Haus mit dem weiß getünchten Giebel«.
    Ein einsamer Wachposten am Tresen. Er rief aus:
    »Heiland, seht mal, wer wieder da ist.«
    Iren allgemein begrüßen einen Heimkehrer mit genau diesen Worten:
    »Wieder da.«
    Jeff war hinterm Tresen, nickte, fragte:
    »Was darf’s denn sein?«
    »Eine pint.«
    Die Frage stand groß in seinen Augen:
    »Du trinkst wieder?«
    Eins muss man ihm lassen: Gestellt hat er sie nicht. Ein Song wurde gespielt, den ich nicht erkannte. Ich fragte:
    »Was ist das für eine Weise?«
    Er lächelte und sagte:
    »Du wirst es nicht glauben.«
    »Jeff, wir sind in Irland; ich glaube alles.«
    »Es ist ›I saw a Stranger‹ von Tommy Fleming.«
    Er gab dem Guinness Zeit, sich zu beruhigen, kam herum und sagte:
    »Umarme mich mal.«
    Ich umarmte ihn.
    Nicht leichthin oder übermäßig geschmeidig. Wir irischen Männer umarmen
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