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Jack Taylor fliegt raus

Jack Taylor fliegt raus

Titel: Jack Taylor fliegt raus
Autoren: Ken Bruen
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auf freundliches gegenseitiges Vermeiden zu gründen. Ich sagte:
    »Im Gegenteil.«
    »Wie läuft es mit den Betas?«
    »Ich saufe nicht.«
    Er nickte, schien einige Möglichkeiten abzuwägen, dann:
    »Möchten Sie, dass ich Ihnen die Wahrheit sage, oder soll ich Sie weiter bescheißen?«
    »Was?«
    »Das ist ein Zitat von Tom Waits.«
    »Der auch nicht gerade in die Flasche spuckt.«
    Er fuhr sich mit den Händen durchs Haar und sagte:
    »Ich freunde mich nicht sehr leicht an. Nicht, dass ich das schlimm fände. Meine Frau hat mich verlassen, weil sie sagte, ich wäre zu selbstgenügsam.«
    IchhattekeineAhnung,wohindiesgehensollte.AberichbinIre.Ichweiß,wiesowasfunktioniert.DasverbaleDo-ut-des.ManbekommteinpersönlichesDetail,manfeuerteinszurück.StückfürStück.EineFreundschaftentwickeltsich–odernicht.
    Ein Gobelin aus Gerede.
    Ich eröffnete mit:
    »Ich habe nicht viel Glück mit Freunden. Zwei meiner besten Freunde wurden vor Kurzem beerdigt. Ich weiß nicht, was sie außer zwei billigen Kränzen aufs Grab groß von mir gekriegt haben. Sowie auch ein Paar Thermosocken.«
    Er nickte und sagte:
    »Ich hol die Kaffeekanne.«
    Er holte sie.
    Rekoffeiniert sagte er:
    »Ich weiß ein bisschen über Sie. Nicht, dass ich mich erkundigt hätte. Aber ich arbeite am Tresen, ich höre Sachen. Ich weiß, dass Sie bei der Aufklärung dieser Selbstmordserie geholfen haben. Dass Sie Polizist waren. Man sagt, Sie seien ein schwerer Fall.«
    Ich stieß ein reuiges Lachen aus und er machte weiter.
    »Ic h … Ich war in einer Band. Haben Sie je von ›Metal‹ gehört?«
    »Heavy Metal?«
    »Das auch, aber ›Metal‹ war die Band. Groß waren wir in Deutschland, in den späten Siebzigern. Jedenfalls habe ich mir so die Kneipe gekauft.«
    »Spielen Sie immer noch?«
    »Gott, nein. Damals habe ich auch schon nicht gespielt. Ich habe die Texte geschrieben. Und das brauche ich Ihnen nicht zu sagen: Texte sind fürs Headbanging nicht unbedingt erforderlich. Ich habe zwei Leidenschaften, Lyrik und Mopeds.«
    »Auf verschlungene Weise ist das, glaube ich, logisch.«
    »Nicht irgendwelche Mopeds. Nur die Harley. Meine ist eine Softail, spezialgefertigt.«
    Ich nickte, als bedeutete es eine Menge. Es bedeutete einen Dreck. Er fuhr fort:
    »Das Schlimme ist, dass man für die Burschen keine Ersatzteile kriegt. Und wie alles Reinrassige gehen sie oft kaputt.«
    Wenn ich noch mehr nickte, wurde es zur Gewohnheit.

J etzt stand er. Wenn ich die Wahrheit sagen soll, beneidete ich ihn um seinen Enthusiasmus. Solche Leidenschaft zu haben. Er sagte:
    »Jetzt die Lyrik. Da gibt es keine Pannen. Im ersten Stock habe ich die Gigante n … Wissen Sie, welche?«
    Was soll’s, ich konnte auf Sicherheit spielen, sagte:
    »Yeats
    Wordsworth.«
    Er schüttelte den Kopf, sagte:
    »Rilke
    Lowell
    Baudelaire
    MacNeice.«
    Jetzt sah er mich direkt an und sagte:
    »Das alles hat seinen Sinn und Gott weiß es, irgendwann werde ich dahinterkommen.«
    Überreichte mir eine Ladung Papier, sagte:
    »Es leben Poeten unter uns. Diese Gedichte sind von Leuten hier aus Galway. Das von Fred Johnsto n … Na, ich habe mir gedacht, es könnte Ihnen helfen, über die Todesfälle hinwegzukommen.«
    »Vielen Dank.«
    »Lesen Sie sie nicht jetzt. Irgendwann in einer ruhigen Minute. Sehen Sie, wie sie sich lesen.«
    Dann war er weg und machte Tresenarbeit. Der Wachposten sagte:
    »Ich hab was über Sie in der Zeitung gelesen.«
    Ich konnte nur hoffen, dass das nicht sein Mantra wurde.

»Er konnte sagen, dass es nicht fair war, aber das hatte er bereits eine Million Mal im Leben gesagt. Zwar traf es zu, nur wurde ihm die gebührende Bedeutung nicht beigemessen.«
    T. Jefferson Parker, Die blaue Stunde

U ns wurde eine Woche herrlichen Wetters zuteil. Sonne vom Morgen bis zum späten Abend. Die Stadt wurde wahnsinnig. Die Arbeit wurde im Stich gelassen und die Menge wälzte sich heraus, um was von diesen Strahlen abzukriegen. Alle Angst vor Hautkrebs wurde konsequent ignoriert.
    Eisverkäufer an jeder Ecke. Flaschenbierflegel in Schlachtordnung. Schlimmer noch, Männer mit kurzen Hosen! Mit Socken und Sandalen. Ein wahrhaft entsetzlicher Anblick, den die neue Ära mit sich bringt.
    Ich gehe nicht in die Sonne.
    Ich bin entzückt, wenn es nicht regnet, und alles, was darüber geht, ist Verhätschelung. Ich traue dem nicht. Führt nur zu Sehnsucht. Nach Dingen, die keine Dauer haben können.
    Ich saß im Schatten auf dem Eyre Square. Beobachtete Mädchen, bereits gerötet, dem
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