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Jack Taylor fliegt raus

Jack Taylor fliegt raus

Titel: Jack Taylor fliegt raus
Autoren: Ken Bruen
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nicht damit behelligen.
    Wegen meiner vorigen Karriere glaubte man, ich liefe Innenbahn. Ich wüsste, wie Sachen funktionieren. Die Leute suchten mich, baten mich um Hilfe.
    Ich hatte Glück und fand Lösungen. Ein bescheidener Ruf begann sich auf falschen Voraussetzungen zu festigen. Und, ganz wichtig, ich war billig.

G rogan’s ist nicht die älteste Kneipe in Galway. Es ist die älteste unveränderte Kneipe in Galway.
    Während alle anderen auf
    Unisex
    kalorienarm
    Karaoke
    flippig
    machen, bleibt Grogan’s seinem Format von vor fünfzig oder noch mehr Jahren treu. Grundausstattung ist gar kein Ausdruck. Spucke und Sägemehl auf dem Fußboden, harte Sitzgelegenheiten, kein Drum, kein Dran. An
    Plörre
    Mixgetränk
    Schorle
    besteht noch kein Bedarf.
    Es ist ein ernsthafter Ort für ernsthaftes Trinken. Keine Rausschmeißer mit Knopf im Ohr an der Tür. Nicht leicht zu finden. Sie gehen die Shop Street hoch, an Garavan’s vorbei, biegen in eine winzige Gasse ab, und Sie haben es geschafft. Hier können Sie frei sein, wie die Väter waren, oder doch zumindest unbelästigt.
    Ich mag Grogan’s, weil es die einzige Kneipe ist, in der ich noch nie Lokalverbot hatte. Nicht einmal einmal, nicht einmal jemals.
    Der Tresen kommt ohne Ausschmückung aus. Über einem fleckigen Spiegel hängen zwei gekreuzte Hurling-Schläger. Darüber hängt ein Dreierrahmen. Darin sind ein Papst, St. Patrick und John F. Kennedy zu sehen. Kennedy ist in der Mitte.
    Die irischen Heiligen.
    Früher hielt der Papst das Mittelfeld besetzt, aber nach dem Vatikanischen Konzil wurde er rausgeschmissen. Jetzt muss er sich als Linksaußen behaupten.
    Keine leichte Position.
    Ich weiß nicht, welcher Papst es ist, aber er sieht aus wie sie alle. Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass er in absehbarer Zeit wieder im Mittelfeld eingesetzt wird.
    Sean, der Besitzer, der sich noch daran erinnern kann, wie Cliff Richard jung war, sagte zu mir:
    »Cliff war der englische Elvis.«
    Ein entsetzliches Konzept.
    Grogan’s war mein Büro. Ich saß dort meist am Vormittag und wartete, dass die Welt kam und anklopfte. Sean brachte mir Kaffee. Eine Idee Brandy drin –, »um das Bittere abzutöten«.
    An manchen Tagen scheint er so zerbrechlich, dass ich fürchte, die paar Schritte bis zu meinem Tisch schafft er nie.
    Die Tasse klappert auf der Untertasse wie überhaupt nichts Gutes. Dann sage ich:
    »Nimm doch einen Becher.«
    Dann ist er entsetzt und sagt:
    »Das ist unüblich!«
    Einmalhabeichgefragt,alsersynchronmitderTassezitterte:
    »Wirst du je in Rente gehen?«
    »Wirst du je aufhören zu trinken?«
    Na gut.

E in paar Tage nach Cheltenham saß ich an meinem üblichen Tisch. Ich hatte beim Hürdenrennen ein paar Pfund gewonnen und noch nicht durchgebracht. Ich las Time Out. Die habe ich mir fast jede Woche gekauft. Das Londoner Ausgeh-Blatt, wo so ziemlich jeder Termin in der Hauptstadt aufgeführt wird.
    Mein Plan.
    Oh ja, ich hatte einen. Es gibt nur wenig, was tödlicher ist als ein Säufer mit Plan. Hier war meiner.
    Ich wollte jeden Penny, den ich hatte, zusammenkratzen, weitere dazuborgen und mich nach London absetzen.
    Ein feines Apartment in Bayswater mieten und warten.
    Das war’s. Einfach warten.
    Dieser Traum half mir durch so manchen bösen Montag.
    Sean kam herangeklappert, stellte meinen Kaffee hin und fragte:
    »Schon Anzeichen für deinen Aufbruch?«
    »Bald.«
    Er murrte einen Segensspruch.
    Nahm einen Schluck von meinem Kaffee und versengte mir den Gaumen.
    Perfekt.
    Gleich danach schlug der Brandy zu, entzündete mir das Zahnfleisch und prügelte mir gegen die Zähne. Diese Momente vor dem Sündenfall.
    Kondensiertes Paradies.
    J. M. O’Neill hat in Duffy ist tot geschrieben, dass Brandy uns die Luft zum Atmen gibt und uns dann den Atem nimmt. Außerdem musste man immer früher aufstehen, um sich nüchtern genug zu trinken, bis die Kneipen aufmachten.
    Versuchen Sie das den Nichtbetroffenen zu erklären.
    Eine Frau kam herein, sah sich um und ging dann zum Tresen. Ich wünschte mir mehr zu sein, als ich war. Ich ließ den Kopf sinken und probierte meine detektivischen Fähigkeiten aus. Beziehungsweise meine Beobachtungs- und Beschattungsgabe. Hatte sie nur flüchtig gesehen; an wie viel konnte ich mich erinnern? Beige mittellange Jacke, teurer Schnitt. Braunes Haar bis auf die Schultern. Make-up, aber kein Lippenstift. Tiefliegende Augen über Knopfnase, starker Mund. Hübsch, aber nicht übermäßig. Vernünftige Schuhe aus gutem
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