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Jack Taylor fährt zur Hölle

Jack Taylor fährt zur Hölle

Titel: Jack Taylor fährt zur Hölle
Autoren: Ken Bruen
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Sie kennen ja Bill. Er war kein Mann, dem man sich widersetzen konnte.«
    Ich nickte. Das konnte ich wirklich bezeugen. Sie sagte:
    »Ich wusste nicht, was ich danach machen soll.«
    »Danach?«
    »Ach, die Leute mieten Hotels und bieten den Trauergästen etwas an, aber …«
    Ihre Verzweiflung über den Mangel an Menschen war offenkundig, also sagte ich:
    »Gehen wir doch und trinken was, Sie und ich, heben das Glas zu seinem Gedenken.«
    Es war scheußlich, wie sie sich an die Rettungsleine klammerte. Fast weinte sie:
    »Würden Si e … O h … Das wäre wunderba r … Ich werde zahle n … Wir können über Bill rede n … Un d … «
    Mir sank das Herz.
    Ihr Auto, ein Toyota, stand vor dem Tor. Als sie sich hinter das Steuerrad setzte, schien sie komplett desorientiert. Bevor ich etwas sagen konnte, hatte sie sich berappelt, und nach zwei Fehlstarts nahmen wir am Straßenverkehr teil. Sie lächelte als Zeichen ihrer Niederlage, sagte:
    »Ich bin gar nicht gut in so was.«
    »Machen Sie sich bitte keine Sorgen.«
    Die machte ich mir nämlich schon, und es reichte für uns beide. Wir fuhren im Schneckentempo durch Bohermore. Andere Autofahrer wüteten. Ich schlug vor:
    »Vielleicht mal in den dritten Gang.«
    »Oh.«
    Als wir bei Tonery’s vorbeikamen, sagte ich:
    »Fahren Sie hier ran.«
    Noch mehr Reifenquietschen, als wir ebendies versuchten. Wir versetzten einem geparkten Lieferwagen einen Seitenhieb und kamen mahlend und knirschend zum Stehen. Ich stieg schnell aus, wartete im Regen auf sie. Sie fragte:
    »Steht das Auto hier gut?«
    Zumindest, bis der Fahrer des Lieferwagens kam. Ich sagte:
    »Klar.«

»Als alles dichtmachte,
    Spürte ich, wie es in mir auch dichtmachte,
    Und was
    Fing ich dann an
    Mit Konzeption wie Erlösung?«
    K. B.

D ie Kneipe hat hintenraus einen großen Wintergarten. Draußen ging die Welt unter, aber hier war es hell und anheimelnd. Der Barmann nickte, sagte:
    »Ich komm gleich vorbei.«
    Wir setzten uns, und sie sagte:
    »Ich gebe einen aus.«
    Ich nahm an, dass sie so was nicht allzu oft sagen konnte. Als der Barmensch kam, sagte sie:
    »Einen kleinen Sherry.«
    Ich bestellte Jameson.
    Wir saßen schweigend, bis die Getränke kamen. Es schien ihr nicht unbehaglich zumut zu sein, als hätte sie mit so was reichlich Erfahrung.
    Ich erhob mein Glas, sagte:
    »Au f … Bill.«
    Und sie fing an zu weinen.
    Nicht auf die laute schluchzende Weise. Schlimmer, dies tiefe innere Wogen, dessen Zeuge zu sein so entsetzlich ist. Tränen rollten ihr die Backen herunter, tropften plink in ihr Glas. Ich starrte hinaus in den Regen.
    Ich dachte an eine Stelle bei Merton, die eine Saite in meiner Seele angeschlagen hatte:
    Ich hielt die Augen geschlossen, mehr aus Apathie als aus was anderem. Aber egal, es war nicht nötig, die Augen aufzuschlagen, um den Besucher zu sehen, um den Tod zu sehen. Der Tod ist jemand, den man sehr deutlich mit Augen im Zentrum des Herzens sieht, Augen, die nicht sehen, indem sie auf Licht reagieren, sondern indem sie auf eine Art Kälte im innersten Mark des Herzens reagieren.
    Sie trocknete ihre Augen, sagte:
    »Schön ist es hier.«
    »Stimmt.«
    »Ich komme nicht oft vor die Tür.«
    Ich suchte nach einem Klischee als Antwort, konnte keins finden, fragte:
    »Hat Bill je über eine Rita Monroe gesprochen?«
    Ein Schauder lief über ihren Körper, dann:
    »Er war von ihr besessen.«
    »Warum?«
    Sie trank etwas von dem Sherry, fing an:
    »Bill hat meine Mutter abgöttisch geliebt. Aber sie war nich t … Nun, ich glaube, sie war seh r … anfällig.«
    Sie lachte nervös, fuhr fort:
    »Hat mir das, glaube ich, vererbt. Auf jeden Fall war sie immer krank und hat sic h … Schaden zugefügt. Dann war sie lange im Krankenhaus. Bill konnte es nicht verstehen. Er steigerte sich in eine Wut hinein, schob es auf meinen Vater, schob es auf mich. Als sie nach Hause kam, war er so froh. Die paar Male, wenn es ihr gut ging, war er total anders. Stand in Flammen vor Freude. Als sie gestorben war, setzte uns unser Vater hin, erzählte uns über ihre Zeit im Magdalenenstift, dass sie sich nie davon erholt hatte. Wie diese Frau, Rita Monroe, sie sich herausgegriffen hatte, um sie mit ihren Grausamkeiten zu verfolgen. Sobald Bill das wusste, war er wie besessen.«
    Sie sah mich an, fragte:
    »Wissen Sie über Hass Bescheid, Mr Taylor?«
    »Bitte, sagen Sie Jack zu mir. Ja, ich weiß darüber Bescheid.«
    Ihre Augen bohrten sich in meine, und ich sah in ihren Augen eine Kraft. Sie
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