Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack Taylor fährt zur Hölle

Jack Taylor fährt zur Hölle

Titel: Jack Taylor fährt zur Hölle
Autoren: Ken Bruen
Vom Netzwerk:
ich las, zwar nicht so schnell ich konnte, aber zumindest so breit gefächert, wie mir zu Gebote stand. Begann der Welt wieder Aufmerksamkeit zu schenken.
    Jeffrey Archer ging in den Knast, und überall wurde in herber Form Rezession vorausgesagt. Nicht, dass es Archers Schuld gewesen wäre, aber es kam eben eins zum andern. Massive Unruhen in Genua, und Tim Henman verlor wieder in Wimbledon.
    Mrs Bailey bemerkte:
    »Sie scheinen ein sehr ruhiges Leben zu führen.«
    Ich lächelte sie rätselhaft an, um anzudeuten, dass es Teil eines größeren Plans sei, und sie fügte hinzu:
    »Eine Zeit lang schien es, als wäre Ihnen das gesamte Universum auf den Kopf gefallen.«
    Ich dachte viel über das Böse und seine verschiedenen Bekundungen in meinem Leben nach. Ich wusste nicht, ob es etwas in mir war, das es anzog, oder nur Zufall und Geratewohl. Bei Scott Peck suchte ich Aufklärung. Er sagte:
    Wir haben böse Menschen bereits dadurch charakterisiert, dass sie andere als böse bezeichnen. Weil sie ihre eigene Unvollkommenheit nicht anerkennen können, müssen sie ihre Mängel wegerklären, indem sie anderen die Schuld in die Schuhe schieben. Notfalls werden sie andere im Namen der Gerechtigkeit sogar vernichten.
    Wenn Sie harte, solide Fälle des Bösen lesen wollen, ist Pecks Die Lügner schwer zu übertreffen.
    Dachte über das ruhige Leben nach, das ich führte:
    »Könnte mich dran gewöhnen.«
    Abends schaute ich meist bei Nestor’s vorbei, quatschte mit Jeff ordentlich was weg. Er sagte:
    »Du hast nicht mehr diesen Blick, als spukte es in deinen Augen.«
    »Ich spüre die Freiheit.«
    Ich besuchte sogar meine Mutter einige, wenige Male. Ihr Zustand hatte sich nicht sichtbar geändert, aber in meiner Einstellung gab es einen deutlichen Unterschied. Mir graute nicht mehr vor den Visiten, und ich merkte, wie die Mauer der Abneigung sich zurückzuziehen begann. Ich erwartete, etwas von Terry Boyle zu hören, es gab aber keinerlei Kommunikation. Was hätte ich ihm gesagt? Ich verfolge Kirsten nicht, weil sie mich vor dem Knast gerettet hat?
    Das Justizministerium schrieb seinen üblichen Brief und verlangte den Allwettermantel zurück. Wie üblich ignorierte ich das Justizministerium.
    Ich saß bei Nestor’s, genoss, wie einförmig mein Leben zu werden begann. Ein Mann kam rein, stellte sich vor mir auf. Ich brauchte ein paar Minuten, um das Gesicht aus meinem Gedächtnis hervorzuzerren. Er war jung, mit teigiger Haut. Ich versuchte es:
    »Geraldo?«
    Ich hatte ihn auf der Party getroffen; er war Terrys Lebenspartner. Er sagte:
    »J a … Terry hat gesagt, Sie immer hier komme.«
    Sogar auf der Party hatte ich den Eindruck gehabt, dass irgendwas an ihm war, das man mögen konnte. Ich sagte:
    »Kann ich Ihnen was zu trinken besorgen?«
    »Nada …, nicht s … , gracias.«
    »Setzen Sie sich.«
    Er setzte sich.
    Er schien gleich in Tränen ausbrechen zu wollen. Ich ließ ihn sich sammeln, fragte:
    »Was stimmt denn nicht?«
    »Terry.«
    »Ja?«
    »Er ist im Koma.«
    Sprach es Komma aus, fuhr fort:
    »Er ist gegangen diese Frau besuchen.«
    Pause. Spuckte aus. Fuhr fort:
    »Diese diabla …, und jetzt er ist in dem Komma.«
    Ich brauchte nicht zu fragen, wer die Frau war, sagte:
    »Kirsten. Erzählen Sie, was passiert ist.«
    »Er ging zu ihr Haus. Sie sagt, er hat ein Drin k … , viele Drink s … , vielleicht die Drogen.«
    Er sah mich flehentlich an, weinte:
    »Aber, Señor Taylor, Sie ihn kennen. Er nimmt ei n … zwei Drink s … todos …, mehr nich t … , und die Drogen, niemals. Er hasst sie. Sie sagt, er nimmt viele Sachen. Sie geht ins Bett, und am Morgen er ist in der Krankheit.«
    Das wusste ich.
    Heiland, sie hatte das E flüssig behalten, sein Getränk damit aufgemotzt. Genau diese Worte hatte ich zu ihr gesagt:
    »Das kann ein Koma bewirken.«
    Er begann zu schluchzen. Jeff schoss einen fragenden Blick auf mich ab, aber ich wedelte ihn weg. Ich legte Gerald die Hand auf die Schulter, sagte:
    »Ich werde das überprüfen, okay?«
    Er wischte sich die Augen und sagte:
    »Gracias. Glauben Sie, vielleicht er wird sein okay?«
    »Klar. Klar erholt er sich wieder.«
    Er stand auf, streckte die Hand aus. Ich ergriff sie und sagte:
    »Versuchen Sie, sich keine Sorgen zu machen, okay?«
    Als er weg war, dachte ich an Terry und wusste, dass er sich so sicher wie das Amen in der Kirche nicht wieder erholen würde.
    Ich brauchte nicht lange, um den nächsten Schritt zu arrangieren. Die meisten Zutaten hatte ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher