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Jack Taylor fährt zur Hölle

Jack Taylor fährt zur Hölle

Titel: Jack Taylor fährt zur Hölle
Autoren: Ken Bruen
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sagte:
    »Ja, ich glaube, dass Sie wissen, was Hass ist. Für Bill wurde er zum Lebensinhalt. Es ist seltsam, aber er war nie lebendiger, als wenn er seinem Hass Nahrung verschaffte. Als hätte Elektrizität ihn durchzuckt. Unermüdlich plante er Rachefeldzüge. Wissen Sie, wovor er am meisten Angst hatte?«
    Ich konnte es mir nicht vorstellen, sagte:
    »Nein.«
    »Dass sie schon tot sein könnte.«
    »Oh.«
    »Er wollte, dass sie so leidet, wie unsere Mutter gelitten hatte.«
    Ich überlegte kurz, ob ich ihr sagen sollte, was ich wusste. Bevor ich es entscheiden konnte, sagte sie:
    »Ich hoffe, er hat sie nicht gefunden.«
    Sie schüttelte den Kopf, sagte:
    »Wenn sie s o … dämonisch wär e … , wie man uns gesagt ha t … , würde das Leben selbst sich angemessen um sie kümmern.«
    Ich trank aus, sagte:
    »Ich bin nicht sicher, ob ich auch dieser Ansicht bin.«
    »Mr Taylor, Jack, mein Bruder hat sein Leben mit Hass zerstört und einen bösartigen Schatten auf meins geworfen. Wenn er diese Frau gefunden hätte, wäre das kein Unterschied gewesen. Er wäre genauso geworden wie sie. So was schafft der Hass.«
    Ich fragte, ob ich ihr noch ein Getränk oder was zu essen besorgen kann, aber sie lehnte ab. Sie sagte:
    »Ich werde hier noch ein Weilchen sitzen. Es ist friedlich.«
    Ich stand auf, meine pitschnassen Klamotten juckten auf der Haut, fragte:
    »Was werden Sie ohne Bill machen?«
    »Sein Grab pflegen.«
    »Wenn Sie irgendwas brauchen, finden Sie mich in Bailey’s Hotel.«
    »Danke, Jack. Bill hatte Glück, dass er einen Freund wie Sie hatte.«
    Als ich an die Kneipentür kam, sah ich mich um. Sie betrachtete den Regen. Vielleicht lag es an der Beleuchtung, aber sie schien zufrieden. Ich wusste, dass ich sie nicht wiedersehen würde. Machte die Tür auf, zog vor der Sintflut den Kopf ein.
    Ich saß in meinem Zimmer mit trockenen Klamotten auf dem Bett und blätterte in Spirit Brides von Khalil Gibran.
    Nach meinem Treffen mit Bills Schwester wollte ich in Ruhe lesen und mich neu sortieren. Weiß nicht, was mich geritten hat, dass ich ausgerechnet dieses Buch aufschlug. Hier ist die Stelle, auf die ich stieß:
    Wehe dieser Generation, denn in ihr wurden die Verse des Buches ins Gegenteil verkehrt, die Kinder essen unreife Trauben, und dem Vater ist es ein Grausen. Gehe hin, Fromme Frau, und bete für deinen wahnsinnigen Sohn, dass der Himmel ihm helfe und zurückführe in die Vernunft.
    Meine Mutter hätte das geliebt. Ich dachte darüber nach, was P. Malachy mir gesagt hatte, über den Schlaganfall. Das war das Letzte auf der Welt, was ich wollte, sie besuchen gehen. Ich überlegte hin, ich überlegte her, ging schließlich ans Fenster. Der Regen hatte aufgehört. Ich schüttelte meinen Allwettermantel aus, beschloss, es hinter mich zu bringen. Ging die Forster Street entlang und blieb stehen vor dem, was früher das Magdalenenstift gewesen war. Bald wollte ich Rita Monroe besuchen. Keine Ahnung, was ich ihr sagen würde. Einfach mal sehen, was sich ergab.
    Kam zum Haus meiner Mutter, atmete tief ein, klopfte. Die Tür wurde von einer Frau mittleren Alters in Schwesterntracht geöffnet. Sie fragte:
    »Ja?«
    »Ich bin Jack Taylor.«
    Sie brauchte etwas Bedenkzeit, ehe sie sagte:
    »Der Sohn?«
    »Ja.«
    Sie schien verblüfft. Ich sagte:
    »Kann ich reinkommen?«
    »Ä h … , natürlich. Ich bin überrascht.«
    Als sie beiseitetrat, um mich vorbeizulassen, fragte ich:
    »Warum?«
    »P. Malachy hat Sie erwähn t … , aber er hat gesagt, es sei unwahrscheinlich, dass Sie kommen.«
    »Er hatte unrecht.«
    Sie führte mich in die Küche, sagte:
    »Ich bin Mrs Ross. Ich bin jetzt wieder im Pflegebereich tätig, im privaten Pflegebereich.«
    Sie hatte gerade Tee gemacht, und eine Schachtel Jaffa-Kekse stand offen auf dem Tisch. Das Radio spielte. Sinéad O’Connor stimmte »Chiquitita« an.
    Wir sprachen nicht, bis der Song vorbei war. Sie sagte:
    »Ich liebe ABBA . Ich hätte nicht gedacht, dass jemand anderer diesen Song singen könnte.«
    Ich wollte sagen:
    »Sie haben Tee, Kekse und das Radio. Wo ist denn nun Ihr scheißprivater Pflegebereich?«
    Aber es war ein bisschen zu spät für die Nummer mit dem besorgten Sohn. Ich fragte:
    »Wie geht es ihr?«
    Die Schwester warf einen Blick auf die Tischplatte, verschränkte dann die Arme, sagte:
    »Ich möchte nicht so tun, als wäre es nicht recht ernst gewesen. Sie hat jedoch bemerkenswerte Fortschritte gemacht. Die rechte Seite ihres Körpers und ihres
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